der Mann, der mehr oder weniger durch einen Zufall der Geschichte Bundeskanzler geworden ist, hat sich heute vor dem Parlament eine Ansprache anlässlich der Vertrauensfrage geleistet, die nichts anderes war als eine krude Mischung aus Wahlkampfrhetorik, Schönrednerei, Sozialpopulismus und kontrafaktischen Erzählungen. Kurzum: Es war eine durch und durch unwürdige Vorstellung, insbesondere angesichts der enormen Herausforderungen, vor denen die Bundesrepublik steht. Nein, solch einem Politiker kann man wirklich nicht sein „Vertrauen“ aussprechen. Hier herrscht nämlich ein ganz großes Maß an mentaler Unordnung. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier kommentiert. Nach der Vertrauensfrage ist der Weg für Neuwahlen nun frei. Dementsprechend bot der heutige Schlagabtausch im Hohen Haus eine Art vorgezogenen Wahlkampfauftakt. Wirklich überraschend waren die Zwischentöne an diesem historischen Tag, schreibt mein Kollege Volker Resing. Nach seinem Kniefall in Warschau hagelt es Kritik an Markus Söder. Allerdings ausschließlich in Deutschland. In Polen wiederum empört sich niemand über die Aktion. Das überrascht nicht: Anders als bei den deutschen Sozialdemokraten gilt Willy Brandt in Polen eben nicht als Säulenheiliger. Thomas Urban ordnet die Aufregung (auch) historisch ein. Bei Caren Miosga diskutieren Peer Steinbrück, Ricarda Lang und der Journalist Robin Alexander die Frage, was die Lehren aus der Ampel seien. Nicht immer sind die Diskutanten einer Meinung, aber in einer Sache herrscht Konsens: Die Politik muss die Bürger wieder wie Erwachsene behandeln. Ich habe mir die Sendung angesehen. Die EKD-Chefin sieht in der Flüchtlingshilfe einen „Kern kirchlichen Handelns“. Zu diesem Kern gehört aber auch das Verkünden der Frohen Botschaft. Trotzdem hüten sich die Kirchen, auch nur in Verdacht zu geraten, Muslime mit dem christlichen Glauben in Kontakt zu bringen. Gideon Böss wundert sich. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |