Rechtsruck nach Wahlkrimi in Polen
● Klingbeils erster Gesetzentwurf |
● Vieles neu für Vielflieger |
● Studie zum Standort Deutschland |
|
Liebe Leserin, Lieber Leser, bei seinem letzten Besuch in Deutschland bekam König Charles III. ein Insektenhotel und ein Beethoven-CD-Set geschenkt. Bei allem Respekt für die Krabbeltierkomfort und deutsche Klassik: Man kann nur hoffen, dass Friedrich Merz als Mitbringsel für Donald Trump etwas Pompöseres im Gepäck hat. Und das gleicht einer Mission Impossible. Aus Merz’ Umfeld heißt es, er sehe dem Antrittsbesuch am Donnerstag gelassen entgegen. Wer's glaubt… Andererseits: Öffentlich Schlafstörungen kundzutun, ist auch keine Option. Merz betont daher, er brauche kein Baldrian und werde nicht als Bittsteller auftreten. Dafür gab es Tipps von Kollegen, die Trump blessurenfrei überstanden haben – Giorgia Meloni, Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und Finnlands Präsident Alexander Stubb. Inzwischen hat Merz sogar Trumps Handy-Nummer. Es wird gesmst und man duzt sich, was bei Amerikanern allerdings wenig heißt. Als Ehre gewertet wird hingegen, dass der Bundeskanzler im Gästehaus des Präsidenten nächtigen darf, im Blair House. Immerhin kein unfreundlicher Akt. |
|
| Schwierige Mission: Mittwochnacht landet Bundeskanzler Friedrich Merz in Washington D.C., trifft am Mittag darauf US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus (© dpa) |
|
Doch neben den nicht gerade unterkomplexen Lunch-Themen Zollchaos, Kreml-Krieg, Nato-Ziele und Nahost bleiben die Herausforderungen: Merz fehlt Melonis italienischer Akzent (auf den Trump offenbar steht), Macrons je-ne-sais-quoi (mag Trump auch sehr) und die royale Post, mit der Keir Starmer punktete (auf Abendbrot bei Königs fliegt Trump am allermeisten). Das Kaiserreich deshalb wiederzubeleben, wäre etwas drüber. Und juristisch knifflig. Zumal Trumps Verhältnis zu Deutschland heikel ist. Lange vertuschte seine Familie die Herkunft aus Kallstadt und erfand lieber schwedische Wurzeln in Karlstad. Noch immer fehlt der Stolz auf „Good old Germany“. Während Trump von seiner schottischen DNA schwärmt, meckert er über „German cars on Fifth Avenue”. Was also schenken? Etwas, das Trump „great“ findet (Merz zufolge sein Lieblingswort). Dinner in Neuschwanstein? Oder gleich Neuschwanstein selbst? Die Berliner Siegessäule mit Gold-Donald statt Goldelse? Trump als Lenker der Quadriga auf dem Brandenburger Tor? Zur Not – man muss auch jönne könne – passt auch der Dreikönigenschrein aus Köln ins Handgepäck. Das Hermannsdenkmal eher nicht, ein bisschen umgearbeitet und orange gefärbt könnte es Trumps Ego aber darüber hinweghelfen, dass der berühmte Mount Rushmore sein präsidiales Konterfei noch immer nicht zeigt. Merz wird sich etwas einfallen lassen. Und umgekehrt wäre es schon ein Geschenk, wenn die Konfrontation ausbliebe. Haben Sie andere Geschenkideen? Schreiben Sie an [email protected]
|
|
Unmittelbar vor neuen direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul gab es wieder schwere Kämpfe. Militärs setzten Kampfdrohnen und Bomben ein. Bundeskanzler Merz hat in einem Telefonat mit Israels Ministerpräsident Netanjahu auf stärkere Nothilfen für die Zivilbevölkerung und deren sichere Verteilung im Gazastreifen gedrungen. Der Bundeskanzler verurteilte zudem den Terror der Hamas. Nach der Attacke auf eine Demonstration in Colorado für die israelischen Geiseln in Gaza ermittelt das FBI wegen Terrorverdachts. Bei dem Angriff in der Stadt Boulder mit sechs Verletzten hatte ein männlicher Täter einen Flammenwerfer benutzt, einen Brandsatz in die Menge geworfen und „Free Palestine“ gerufen. Er wurde später festgenommen. Großbritannien will bis zu zwölf neue Angriffs-U-Boote bauen. Diese Reaktion auf eine „schnell wachsende Bedrohung“ würde das Land „und die Nato auf Jahrzehnte hinaus sicher machen“, so die Regierung in London. Die UN-Generalversammlung soll Ex-Außenministerin Baerbock heute zur Präsidentin wählen. Sie tritt ohne Gegenkandidaten für die einjährige Spitzenposition an, die vor allem protokollarische Bedeutung hat. | |
|
| Könnte der Regierung das Leben schwermachen: Polens künftiger Präsident Karol Nawrocki mit seiner Familie gestern bei der Stimmabgabe (© dpa) |
|
Präsidentenamt | Schlaflose Wahlnacht in Polen | Der rechtskonservative Kandidat Karol Nawrocki, 42, hat Medienberichten zufolge (Stand: 5.31 Uhr) die Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen gewonnen. Demnach kam der politisch unerfahrene EU-Skeptiker Nawrocki von der PiS-Partei auf knapp 51 Prozent, sein liberaler Gegenkandidat Rafal Trzaskowski, 53, auf etwas mehr als 49 Prozent. Während sich mit Donald Tusk als Regierungschef das Verhältnis zwischen Warschau und Berlin entspannte, vertritt Nawrocki eher die Deutschland-feindliche Linie der PiS und suchte im Wahlkampf die Nähe zu US-Präsident Donald Trump. Er erneuerte die Forderung nach Reparationen für die Schäden, die Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg in Polen angerichtet hat. Von der EU will sich Nawrocki, das hat er betont, für Polen nichts vorschreiben lassen. In Polen ist der Präsident Oberbefehlshaber der Streitkräfte, bestimmt die Außenpolitik mit und kann Gesetze einbringen oder per Veto blockieren. Die Einzelergebnisse der Wahl belegten die tiefe Spaltung Polens, das zuletzt große wirtschaftliche Erfolge erzielte. Trzaskowski siegte in großen Städten wie Warschau, Krakau und Lodz, die vom Aufschwung besonders profitiert haben. In kleineren Städten und den ländlichen Regionen lag Nawrocki vorn. Ein offizielles Endergebnis der Wahlkommission wird erst für heute Abend erwartet. |
|
| Finanzminister Lars Klingbeil (SPD, M.) hofft, dass sein Gesetzentwurf bereits übermorgen in der Kabinettssitzung Zustimmung erhält (© dpa) |
|
Gesetzentwurf | Kommt der Turbo für den Investitions-Booster? | Schon am Mittwoch könnte das „Gesetz für ein steuerliches Investitionssofortprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland“ das Kabinett passieren. Die schwarz-rote Koalition will Unternehmen darin mit Steuererleichterungen zu Investitionen bewegen. Der Gesetzentwurf des Finanzministeriums liegt bereits zur Beratung in den anderen Ressorts. Nach einem Kabinettsbeschluss sind Bundestag und Bundesrat am Zug. Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte erklärt, er hoffe, dass einige Steuererleichterungen noch vor der Sommerpause beschlossen würden. Der Entwurf sieht unter anderem den bereits angekündigten „Investitions-Booster“ vor. Dabei sollen Unternehmen neu angeschaffte bewegliche Güter wie Maschinen in diesem und den kommenden beiden Jahren mit jeweils maximal 30 Prozent von der Steuer absetzen können. Ab 2028 soll dann die Körperschaftssteuer von derzeit 15 Prozent auf 10 Prozent im Jahr 2032 sinken. Kritiker monieren, dies müsse deutlich früher geschehen. Dem Gesetzesentwurf zufolge soll auch der Steuersatz für Gewinne sinken, die im Unternehmen bleiben und nicht ausgeschüttet werden. Auch die Forschungsförderung soll ausgeweitet werden. Geplant sind schließlich auch verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten für betrieblich genutzte Elektroautos. |
|
| Für Meilensammler wird das System der Lufthansa-Group zukünftig komplexer (© dpa) |
|
Lufthansa | Neues Preismodell für Prämienflüge | Wer heute einen Prämienflug bei Miles & More buchen oder umbuchen möchte, muss bis morgen Mittag, 12:00 Uhr, warten: Das Vielfliegerprogramm stellt technisch auf ein dynamisches Preismodell um. Ähnlich wie bei regulären Flugpreisen variieren dann auch die Meilenkosten: „Wer zu Ferienzeiten oder auf beliebten Strecken reist, muss künftig mit höheren Meilenwerten rechnen“, erklärt Vielfliegerberater Alexander Koenig von First Class & More. Weniger gefragte Zeiten oder eingeschränkte Tarife könnten hingegen deutlich günstiger sein. Vielflieger können bei Prämientickets zudem erstmals zwischen den Lufthansa-Group-Tarifen – von Light bis Flex – wählen. „Wer nur mit Handgepäck reist, spart Meilen“, so Koenig. Wer dagegen volle Flexibilität oder mehr Komfort wünsche, müsse dafür mehr einsetzen. Begründet wird das dynamische Pricing mit gestiegenen Ticketpreisen und wachsendem Wettbewerb. Bei Air France/KLM und Delta SkyMiles ist es bereits Standard. |
|
| Das Ausland glaubt an deutsche Tugenden, wie hier im Daimler Truck Werk in Wörth: wirtschaftliche Stärke und Stabilität, Innovationskraft, qualifizierte Mitarbeiter sowie Arbeitsdisziplin (© dpa) |
|
Gemischte Gefühle | So ist das Deutschlandbild im Ausland | Hohe Lohnkosten, zu viel Bürokratie und Abgabenlast, teure Energie – all dem zum Trotz fällt das Urteil ausländischer Unternehmen über Deutschland nicht so schlecht aus, zeigt eine globale Studie. Die bundeseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) ließ Manager in rund 1.800 Firmen aus Großbritannien, Frankreich, den USA, Japan und Südkorea befragen, die für Expansionsentscheidungen verantwortlich sind. Das Ergebnis fasst die GTAI so zusammen: „Deutschland ist überreguliert, die Steuer- und Abgabenlast ist zu hoch, Deutsch als Sprache eher schwer zu lernen, die Energiekosten und die Energiewende sind Herausforderungen.“ Andererseits sei Deutschland ein wirtschaftlich stabiler und großer Markt, der große Potenziale bietet. Auch qualifizierte Fachkräfte, Innovationskraft und funktionierende gesetzliche Rahmenbedingungen werden positiv hervorgehoben. Rund 60 Prozent der Befragten finden zudem, dass Deutschland eine gute Infrastruktur sowie gute wissenschaftliche Einrichtungen und Produktionsbedingungen habe. |
|
| Mehr als 20 Prozent der Frauen sind als Kinder oder Jugendliche Opfer sexueller Gewalt geworden (© dpa) |
|
Studie im Ärzteblatt | Erschreckende neue Zahlen zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche | Etwa jeder achte Erwachsene in Deutschland ist bis zum Alter von 18 Jahren Opfer sexueller Gewalt geworden. Die Quote – 12,7 Prozent – deckt sich mit bisherigen Schätzungen und Befürchtungen. Die neue Studie, soeben im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht, beruht auf einer repräsentativen Umfrage durch Infratest-dimap. Unter Frauen ist der Anteil der Betroffenen mit 20,6 Prozent deutlich höher als bei Männern (4,8 Prozent). Die Kinder waren durchschnittlich 11,2 Jahre alt, als sie zum ersten Mal Opfer wurden. Die Täter, im Schnitt 32,5 Jahre alt, waren überwiegend Männer (Frauen: 4,5 Prozent) und kamen größtenteils aus dem Familien- oder Freundeskreis. War das Opfer männlich, spielten häufiger als bei Mädchen auch Freizeitvereine, eine Kirche oder eine Hilfseinrichtung eine Rolle. Nur in 7,4 Prozent der Fälle kam es zu einer Strafanzeige. Die Studienautoren, darunter der renommierte Psychiater Jörg Fegert und Fachleute vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim, sehen eine „erhebliche Dunkelziffer“. Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut schrieben sie 10.000 zufällig ausgewählte Menschen zwischen 18 und 59 Jahren an. 3016 antworteten. Das gilt als ein guter Wert. |
|
Gewinnerin | (© BR/Tabea Hofmann) |
Die Münchnerin Dr. Eva Umlauf, 82, schultert große Verantwortung: Die Kinderärztin und Psychotherapeutin ist neue Präsidentin des Internationalen Auschwitz Komitees, ein Zusammenschluss von Auschwitz-Überlebenden und ihren Organisationen aus 19 Ländern. Umlauf war 1944 zusammen mit ihrer Familie in das NS-Vernichtungslager deportiert worden. Sie ist heute intensiv darin engagiert, Schulklassen für Geschichte und die Gefahren der Demokratie zu sensibilisieren. |
| Der Unternehmer und Amateur-Astronaut Jared Isaacman, 42, sollte laut Donald Trump neuer Chef der Raumfahrtbehörde Nasa werden. Nun zog der US-Präsident seinen Vorschlag zurück – „nach einer gründlichen Überprüfung früherer Verbindungen“. Laut „New York Times" dürfte Trumps Entscheidung mit dem schwindenden Einfluss Elon Musks – einem Vertrauen von Isaacman – in der Regierung zu tun haben. Und damit, dass der ausgebildete Pilot die Demokraten mit Parteispenden unterstützt hat. |
| |
|
| Raumfahrt | Trumps Nasa-Debakel | US-Präsident Donald Trump stürzt die amerikanische Raumfahrt ins Chaos. Das gefährdet auch viele Jobs in Deutschland – und den Traum von der Mondlandung der deutschen Astronauten Alexander Gerst und Matthias Maurer. | Zum FOCUS+ Artikel |
| | Gesundheit | Abnehm-Spritze gegen alles | Herz, Alzheimer, Krebs: Eine Studie nach der anderen bescheinigt Mitteln wie Wegovy oder Zepbound, mehr als bloße Appetithemmer zu sein. Erst allmählich verstehen die Forscher, wie ihre Wirkungen überhaupt zustande kommen. | Zum FOCUS+ Artikel |
| |
|
Anwaltstag: Eröffnungsveranstaltung unter dem Motto „Rechtsstaatlichkeit stärken – Freiheit bewahren“ (2.6. bis 6.6.) Cancer Survivors Week: Die Deutsche Krebsstiftung bietet zahlreiche Info-Veranstaltungen zu Leben, Arbeit und Vorsorge nach einer überstandenen Erkrankung. Auch die Felix-Burda-Stiftung beteiligt sich |
Kriminalität: Vorstellung des BKA-Bundeslagebildes Cybercrime2024 mit Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und BKA-Präsident Holger Münch Seoul: Präsidentschaftswahlen in Südkorea |
Bundestag: Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) und Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) stellen sich den Fragen der Abgeordneten Nations League: Im Halbfinale in München trifft Deutschland auf Portugal (21 Uhr, ZDF) |
Berlin: Das 8. Creative Bureaucracy Festival für Innovation im öffentlichen Sektor begrüßt u.a. Bundesminister a. D. Thomas de Maizière als Vertreter der „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“ Frankfurt: Zinsentscheidung bei der EZB-Ratssitzung |
Wirtschaft: Das Statistische Bundesamt veröffentlicht Zahlen zu Exporten im April |
|
| Gekrönte Häupter: König Charles III. vergangene Woche mit Cindy Woodhouse Nepinak, dem Oberhaupt der Assembly of First Nations in Kanada (© dpa) |
|
... gewährte das britische Königshaus einen Blick in seine royale Wichtelrunde. Zur Krönung 2023 bekam Charles III. unter anderem einen Rolls-Royce vom König von Bahrain (aber leider nur für Staatsfahrten, nicht für Burger-Runs mit den Enkeln). Ebenfalls zur Krönung erhielt Charles: eine Federkrone, Parfum, Wanderschuhe, Manschettenknöpfe, ein Schwert und mehrere Pflanzen. Alles sehr nützlich, wie auch das bereits erwähnte Insektenhotel aus Deutschland. Und nein, versilbern darf er das alles nicht: Nach Gebrauch wandern die Geschenke ins königliche Sammelsurium. Ob mit Rolls Royce oder Wanderschuhen – kommen Sie gut durch die neue Woche! Herzlich | | Tanit Koch |
|
Kontakt Wir freuen uns über Ihr Feedback an: [email protected] Abbestellung Sie möchten diesen Newsletter abbestellen? Klicken Sie bitte hier. Datenschutz Informationen zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie hier. |
Verantwortlich für den Inhalt dieses Newsletters ist die BurdaVerlag Publishing GmbH. Impressum BurdaForward GmbH | St.-Martin-Straße 66 | 81541 München Tel.: +49 89 9250 4500 Geschäftsführung: Dr. Lydia Rullkötter, Daniel Steil, Thomas Koelzer Amtsgericht München, HRB 213375 Ust.-ID-Nr.: DE296466883 |
|
|
| © 2024 FOCUS Magazin Verlag |
[/composing]
HiddenListUnsub [/part]