Russland in Sorge vor Rezession
● Energie-Etikett für Handys |
● Happy Birthday, Weißer Hai |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, Anfang Juni erinnerte die FAZ-Journalistin Mona Jaeger in einer Diskussionsrunde an die früher mal geltende 100-Tage-Schonzeit für eine neue Regierung. Und ergänzte, dass wir Journalisten sie offenbar mittlerweile abgeschafft haben. Da ist etwas dran. Also habe ich mir das Ende der Schonfrist im Kalender markiert: 13. August. Spätestens der 14., wenn man Wahl und Vereidigung am 6. Mai nicht als ersten Arbeitstag zählt. Einer Halbzeitbilanz nach fast 50 Tagen steht das jedoch nicht im Weg: Merz macht als Außenkanzler bella figura. Im Kreis der G7-Chefs in den Rocky Mountains oder bei Treffen in London, Brüssel, Paris und Warschau wirkt er in seinem Element. Man gewöhnt sich schnell an dieses Bild. Selbstverständlich ist es dennoch nicht. Nur zur Erinnerung: Unter Bundeskanzler Olaf Scholz wurde die Geduld von US-Präsident Joe Biden überstrapaziert und der deutsch-französische Motor abgewürgt. „Macron und Scholz reden nicht mal mehr miteinander – unerträglich”, sagte mir damals der frustrierte Botschafter eines anderen EU-Staats. |
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| Friedrich und Charlotte Merz beim G7-Gipfel in Kanada – mit Keir Starmer (v. l.), Emmanuel Macron, Giorgia Meloni, Mark Carney und EU-Ratspräsident Antonio Costa (© imago) |
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Der neue Bundeskanzler hingegen ist unübersehbar zurück auf dem internationalen Parkett. Das ist kein Wert an sich, aber klar besser als das „Was zuvor geschah” in Staffel Scholz. Entsprechend positiv wirkt es sich auf die Umfragewerte von Merz und Union aus. Doch der Kanzler muss darauf achten, dass sein außenpolitischer Glanz ihn innenpolitisch nicht verblassen lässt. Gewählt wurde Merz für zwei zentrale Versprechen: die Wende in Wirtschaft und Migration. Daran wird er gemessen. Je öfter Merz also in die Regierungsmaschine steigt – und das verlangt die Weltlage schon nächste Woche wieder – desto mehr kann zuhause ein Gefühl wachsen, dass die Kanzler-Prioritäten nicht in der Heimat liegen. Sein Kabinett kann das nicht kompensieren. Wenn Lars Klingbeil die geplanten Wirtschaftshilfen nicht gegenfinanzieren kann – dann scheitert Merz. Falls Wirtschaftsministerin Katherina Reiche die so nötige Aufbruchstimmung nicht vermittelt bekommt – dann scheitert Merz. Und ebenso, wenn Sozialministerin Bärbel Bas den Umbau des Bürgergelds oder die bürokratische Entlastung von Arbeitgebern verschleppt. All dies würde Merz angelastet. Er ist der Kanzler. Und er muss mehr sein, auch schon in den ersten 100 Tagen, als ein Außenkanzler. Sehe ich das zu eng? Schreiben Sie uns [email protected]
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Die Bundesregierung hat 208 zusätzliche Stellen beantragt, berichtet das Magazin „Politico“ aus einem Schreiben des Finanzministeriums an den Haushaltsausschuss. Allein 150 sollen im neuen Digitalministerium angesiedelt und durch den Wegfall von Stellen in anderen Ministerien gegenfinanziert werden. 40 weitere im Kanzleramt, davon 13 in der Stabsstelle für den geplanten Nationalen Sicherheitsrat. Offenbar sind acht Stellen für das Altkanzler-Büro von Olaf Scholz vorgesehen. Diese Personalausstattung ginge über die Vorgaben des Haushaltsausschusses hinaus. Gesundheitsministerin Nina Warken will den bislang geheim gehaltenen Untersuchungsbericht zum Vorwurf überteuerter Corona-Maskenkäufe im Haushaltsausschuss offenlegen, sagte die CDU-Politikerin der „Rheinischen Post“. Aus Datenschutzgründen würden jedoch Passagen geschwärzt. | |
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| Menschen nach Ablehnung ihres Asylantrags in sichere Herkunftsstaaten abzuschieben, fällt den Bundesländern zunehmend leichter (© dpa) |
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Irreguläre Migration | Abschiebungen in sichere Herkunftsstaaten nehmen zu | Deutschland schiebt zunehmend in sichere Herkunftsstaaten ab. Das ergab eine exklusive FOCUS-Umfrage bei den Innenministerien der Länder. Demnach sorgte die Einstufung von Georgien und Moldau als sichere Herkunftsstaaten am 23. Dezember 2023 dafür, dass deutlich mehr dieser Staatsangehörigen zurück in ihre Heimat gebracht wurden. Schob Baden-Württemberg 2023 noch 124 Personen mit georgischer Staatsangehörigkeit ab, waren es 2024 bereits 283 und allein in diesem Jahr 155. Ähnlich in Niedersachsen: Mit 196 Georgiern mussten 2024 deutlich mehr das Land verlassen als 2023 (151). Und auch in Berlin wurden vor allem Georgier (2024: 253, 2025: 115) und Moldauer (2024: 498, 2025: 269 Personen) abgeschoben. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) will sichere Herkunftsstaaten bald per Rechtsverordnung bestimmen lassen – nicht mehr durch Gesetz, was im Bundesrat oft an den Grünen scheiterte. Der Koalitionsvertrag sieht auch Marokko, Algerien, Tunesien und Indien als solche Staaten vor. Unterdessen vermelden die Länder mehr Rückführungen von Syrern und Afghanen. Durch das bestehende Abschiebeverbot nicht in ihre Heimat, sondern in andere EU-Länder. Gleichzeitig drängen die Innenministerien darauf, auch nach Syrien und Afghanistan abschieben zu können, wie es im Koalitionsvertrag steht: „Darauf verlassen wir uns und treffen alle Maßnahmen, die zur Vorbereitung notwendig und möglich sind“, sagte beispielsweise Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens dem FOCUS. Ihre Amtskollegen äußerten sich ähnlich. |
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| Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) pocht auf das Selbstverteidigungsrecht Israels (© dpa) |
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Wirtschaftsministerium | Neue Zahlen zu deutschen Rüstungsexporten nach Israel | Die neue Bundesregierung hat in den ersten fünf Wochen ihrer Amtszeit Rüstungsexporte nach Israel für knapp vier Millionen Euro genehmigt. Kriegswaffen waren nicht darunter, wie das Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage eines Linken-Bundestagsabgeordneten mitteilte. Nach den Worten von Kanzleramtschef Thorsten Frei ändern die israelischen Angriffe auf den Iran nichts an der Genehmigungspraxis. „Wir möchten alles tun, damit Israel in die Lage versetzt ist, sich selbst verteidigen zu können und auch die eigene Existenz dauerhaft sichern zu können”, sagte der CDU-Politiker. Diese Position ist wegen des militärischen Vorgehens der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen umstritten. Aus der SPD kamen zuletzt sogar Forderungen, Rüstungsexporte nach Israel ganz einzustellen. „Es wäre eine richtige Entscheidung, grundsätzlich von Waffenlieferungen jetzt abzusehen”, sagte etwa der frühere SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich im Deutschlandfunk. Unterdessen will US-Präsident Donald Trump innerhalb der nächsten zwei Wochen darüber entscheiden, ob die USA an der Seite Israels in den Krieg eingreifen. Dies geschehe vor dem Hintergrund, dass es eine „beträchtliche Chance“ für Verhandlungen gebe, die in naher Zukunft mit dem Iran stattfinden könnten oder auch nicht, zitierte eine Sprecherin den Präsidenten. Israel und der Iran setzten ihre gegenseitigen Angriffe derweil fort. |
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| Krankenhausreform | „Für die Klinik ist das lukrativ, für Patienten riskant” | Der Psychiater Tom Bschor leitete die Regierungskommission zur Krankenhausreform. Seit dem Regierungswechsel wächst der Widerstand gegen das Vorhaben. Bschor fürchtet, dass die Patienten am Ende zu kurz kommen – und nennt erschreckende Beispiele. | Zum FOCUS+ Artikel |
| | Bundesrechnungshof | Gutachten bringt Habeck in Bedrängnis | Das Wirtschaftsministerium sicherte dem Batteriehersteller Northvolt einen 600-Millionen-Kredit. Doch dem Bundesrechnungshof zufolge prüfte es die Risiken nicht ausreichend. Die Union sieht darin ein „System Robert Habeck”. | Zum FOCUS+ Artikel |
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| Das neue Energielabel soll helfen, so die EU-Kommission, fundiertere Kaufentscheidungen zu treffen – und große Mengen CO2 und Strom einzusparen (© dpa/BMWi) |
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Verbraucherschutz | Neues EU-Energielabel: Das ändert sich | Damit man schon vor dem Kauf einschätzen kann, wie langlebig und reparaturfreundlich neue Smartphones und Tablets sind, erhalten sie von heute an ein EU-Energielabel. Für Laptops wird es voraussichtlich ab 2028 eingeführt. Das ändert sich: Das Energielabel muss im Handel und online sichtbar in der Nähe des Produkts sein. Es gibt an, wie energieeffizient ein Gerät ist – ähnlich wie bei Waschmaschinen oder Fernsehern. Die Skala reicht von A (dunkelgrün) für sehr energieeffiziente Produkte bis G (rot) für das Gegenteil. Verbraucher erfahren auch, wie lange der Akku nach vollständiger Ladung hält und wie viele Ladezyklen er übersteht, bis er nur noch 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität hat. Das Label sagt zudem, wie robust das Gerät bei Stürzen ist und wie leicht es sich reparieren lässt – auf Skalen von A bis E. Achtung: Der Preis für Ersatzteile und Reparaturdienste fließt nicht in die Endnote. Es ist also leichter, ein Smartphone der Reparaturklasse A zu reparieren, aber nicht unbedingt billiger. Eine weitere Skala gibt an, wie geschützt das Gerät bei Staub (0 bis 6) und bei Feuchtigkeit (0 bis 8) ist. Der höchste Wert ist ein Schutzgrad von 68. Parallel zum Energielabel gibt es Vorgaben, um Handys und Tablets widerstandsfähiger und ihre Akkus langlebiger zu machen. Hersteller müssen für sieben Jahre nach dem Kauf wichtige Ersatzteile wie Displays, Akkus und Kameramodule innerhalb von fünf bis zehn Werktagen bereitstellen. Softwareupdates müssen mindestens fünf Jahre lang angeboten werden. |
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| Das russische Wachstum der letzten Jahre basierte vor allem auf einer massiven Aufrüstung und Mehrausgaben für Militär und Sicherheit (© dpa) |
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Ressourcen aufgebraucht | Russland befürchtet Rezession im eigenen Land | Russlands politische Führung hat unerwartet deutlich vor wirtschaftlichen Problemen gewarnt. „Den Zahlen nach haben wir eine Abkühlung, den aktuellen Empfindungen der Unternehmer nach sind wir schon an der Grenze zum Übergang in eine Rezession“, sagte Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow auf dem Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF). Er kritisierte die Geldpolitik der Zentralbank und warnte vor einem Einbruch bei den Investitionen. Das derzeitige Zinsniveau demotiviere Unternehmer, zu investieren, sagte Reschetnikow. Die Zentralbank hat kürzlich den Leitzinssatz unwesentlich von 21 auf 20 Prozent gesenkt. Zentralbankchefin Elvira Nabiullina wehrte sich gegen die Vorwürfe, aber auch sie erwartet Schwierigkeiten. Russlands Wirtschaft sei zwei Jahre lang trotz der Sanktionen durch Programme zur Importverdrängung gewachsen – dank Geldern aus dem Wohlstandsfonds und bestehenden Kapitalreserven des Bankensystems. Viele dieser Ressourcen seien „tatsächlich aufgebraucht“, sagte sie, „wir müssen über ein neues Wachstumsmodell nachdenken“. |
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| Bei manchen Patienten sollten Ärzte besser nicht erwähnen, dass bestimmte gesunde Verhaltensweisen zum Beispiel auch dem Klima nutzen (© dpa) |
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Akzeptanzproblem | Wann Patienten auf Ärzte hören – und wann nicht | Bloß nichts fürs Klima tun – selbst wenn es die eigene Gesundheit schützt. So lautet grob zusammengefasst das Credo vieler Patienten beim Arztbesuch, wie eine neue Studie zeigt. Forschende der Universitätsmedizin Halle und der Universität Heidelberg hatten dafür 1500 Menschen aus fünf Bundesländern befragt. Sie wollten herausfinden, wie sich Kommunikation im Gesundheitswesen verbessern lässt – in der Annahme, dass möglichst viele Vorteile einer Maßnahme auch ihre Akzeptanz verbessern würde. Das bestätigte sich nicht. Erwähnten die Forscher-Teams gegenüber den Probanden, dass eine größtenteils pflanzliche Ernährung sowie Zufußgehen und Fahrradfahren der Gesundheit UND dem Klima nützt, wurden die Ratschläge eher abgelehnt. Vor allem von Probanden, die sich als politisch rechts einordneten oder Zweifel am Klimawandel hatten. Interessanterweise fanden aber selbst Klimaskeptiker die Tipps ziemlich akzeptabel, wenn man nur die gesundheitlichen Vorteile erwähnte, so Erstautorin Alina Herrmann. Fazit des Teams: Gesundheitsberatung sollte auch die politische Einstellung berücksichtigen – und Vorteile für das Klima im Zweifel einfach verschweigen. |
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Der „Schwarze Kanal“ als Podcast FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer und Moderatorin Carolin Blüchel widmen sich den Aufregern der Woche. Fröhlich, unbestechlich und gnadenlos gerecht. Diesmal geht's um die merkwürdige Solidarität der Linken mit den Mullahs. Um den Operettenkaiser Donald Trump. Und ums Kulturgut Auto, Frauen und den Fiat Punto. |
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Gewinner | (© Astrid Eckert/TUM) |
Der Präsident der Technischen Universität München, Thomas Hofmann, 57, hat allen Grund zur Freude: Seine Universität hat sich im renommierten „QS World University Ranking“ 2026 von Platz 28 auf Platz 22 verbessert. Damit ist die TUM erneut beste Universität Deutschlands. Mit mehr als 52.500 Studenten und 180 Studiengängen ist sie die größte Uni Deutschlands. Glückwunsch! |
| So hatte sich Ralph Fiennes, 62, seine Rolle als Bösewicht nicht vorgestellt. Als Voldemort, beim Dreh der „Harry Potter“-Filmreihe, musste er anfangs Strumpfhose tragen. Die war unbequem, rutschte und daraufhin verlangte der Filmstar ... Strapse! Das schilderte er gerade grinsend bei „Entertainment Tonight“: „Ich hab' mir einen Spaß daraus gemacht, die Stunt-Leute zu ärgern, indem ich mein Gewand hochgehoben und ihnen meine Strapse gezeigt habe.“ Britischer Humor. |
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Jetzt als E-Paper und am Kiosk |
DIE WELT IN FLAMMEN Israels Angriff auf den Iran und die Frage: Flächenbrand oder Neuordnung Die Psychologie des Glücks Zwölf Thesen für ein besseres Lebensgefühl von Star-Autorin Brianna Wiest |
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| Bruce, die Hai-Attrappe, benannt Steven Spielberg nach seinem Anwalt. Gleich zu Beginn des Drehs versank sie gluckernd im Meer – für ungefähr drei Wochen (© Universal) |
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... ein Happy Birthday an den Weißen Hai! Vor genau 50 Jahren, am 20. Juni 1975, kam er in die US-Kinos. Als erster Film überhaupt spielte er 100 Millionen Dollar ein – die Geburt des Blockbusters. Doch eigentlich ist der legendäre Grusel-Schocker eine Geschichte des Scheiterns: 65 Drehtage waren vorgesehen. 195 wurden es. Die Kosten? Ebenfalls verdreifacht. Das lag am Meer. Mehr aber noch am Hai. Denn die extra gebaute, siebeneinhalb Meter lange und sündhaft teure mechanische Hai-Attrappe funktionierte die meiste Zeit nicht (heute kann man sie dennoch im Oscar-Museum in L.A. bestaunen). Der damals erst 28-jährige, ziemlich unbekannte Regisseur Steven Spielberg rettete sich in ein Stil-Element: Er drehte einen Haifilm ohne Hai – die ersten 80 Film-Minuten lang sieht man das Tier gar nicht. Denn so entsteht Angst: nicht durch das, was man sieht, sondern durch das, was man ahnt. Am Montag, Sie ahnen es, begrüßt Sie hier mein wunderbar angstfreier Kollege Thomas Tuma – und ich wünsche Ihnen bis dahin ein unbeschwertes Sommerwochenende. Herzlich | | Tanit Koch |
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