Sehr geehrte Damen und Herren,
der mit Spannung erwartete Koalitionsvertrag ist seit dem 9. April endlich öffentlich. „Verantwortung für Deutschland“ heißt er – eigentlich eine Selbstverständlichkeit für eine deutsche Regierung, ließe sich annehmen. Als Vertreterin der deutschen Biotechnologiebranche interessieren mich darin natürlich besonders die Inhalte zu Wirtschaft sowie Forschung und Innovation. In dem 146 Seiten starken Papier finden sich erfreulicherweise einige für die Biotechnologie-Branche sehr positive Passagen. So planen die zukünftigen Koalitionäre verbindlich, Deutschland zum weltweit innovativsten Chemie-, Pharma- und Biotechstandort zu machen. Biotechnologie soll als Schlüsseltechnologie gefördert und ihre Anwendungen regulatorisch erleichtert werden, auch mit Blick auf genomische Techniken. Weiterer Inhalt unter dem Punkt Biotechnologie: die Förderung der Entwicklung neuer Wirkstoffe durch molekularbiologische Forschung sowie der Agrar- und Ernährungswissenschaften. Etwas allgemeiner Natur, aber nicht weniger wichtig: Ein starker Fokus auf die Förderung von Entrepreneurship und die deutliche Vereinfachung des Gründungsprozesses. Die Wachstumsfinanzierung von Deeptech-Unternehmen soll verbessert werden, u. a. durch die Verdoppelung des Kapitals der WIN-Initiative, die ja noch unter der Vorgängerregierung im Rahmen der Start-up-Strategie ins Leben gerufen wurde. Außerdem gibt es jetzt ein Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, ganz ohne Bildung, die in Zukunft zum Familienressort gehören soll. Die engere Verzahnung von Forschung und Technologie ist aus Sicht der innovativen Biotech-Industrie zu begrüßen, wobei Deutschland natürlich auch dringend eine Bildungsoffensive benötigt. Ob das mit dem Familienministerium besser gelingen kann, als bisher, bleibt abzuwarten. Der Koalitionsvertrag wurde öffentlich, gerade als sich die deutsche Biotechbranche Anfang April für zwei Tage in Heidelberg zu den Deutschen Biotechnologietagen versammelt hatte, die wir zusammen mit dem Arbeitskreis der Bioregionen veranstalten. Das gab den rund 1100 Teilnehmenden noch mehr Gesprächsstoff, als ohnehin schon vorhanden war. Die Diskussionen dazu und zu der Umsetzung der vielen angekündigten Maßnahmen werden natürlich weitergehen. Sicher auch auf der in ein paar Tagen stattfindenden BIONNALE, der Flaggschiff-Veranstaltung für die Biotechnologie von HealthCapital Berlin-Brandenburg. Mitreden lohnt, denn die industrielle Gesundheitswirtschaft, zu der die Biotechnologie gehört, trägt wesentlich zur Bruttowertschöpfung Berlins bei und wächst kontinuierlich. Zudem wurde erfreulicherweise gerade bekannt, dass Berliner Gründungswilligen u. a. aus dem Bereich Biotech ab Herbst ein Pre-Seed-Fonds mit 10 Millionen Euro zur Verfügung steht. Setzen wir uns gemeinsam dafür ein, dass die für die Biotechnologie möglicherweise wegweisenden Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag auch umgesetzt werden und sich gleichzeitig lokale Hotspots für Innovation gut entwickeln. Denn Investitionen in Gesundheit, Ernährung und Klimaschutz sind wertvolle Investitionen in unsere Zukunft. Ihre Dr. Viola Bronsema BIO Deutschland e. V. Bildnachweis: © Caroline Pitzke |