Zukunft wählen!

Liebe Frau Do,

vier Wochen vor der Bundestagswahl diskutiert die Öffentlichkeit über die Kritik eines Staatssekretärs an Berliner Hipstern, Erdogans Schimpftiraden oder die Farbe der Wahlplakate. Ein bisschen dünn angesichts der Tragweite der politischen Entscheidung, die Sie und ich am 24. September treffen können, oder? Meines Erachtens geht es bei der Bundestagswahl um nichts weniger als die Frage, wer eine politische Idee für die Wohlstandssicherung von morgen hat. Oder anders: Wer baut das beste Schiff für eine Reise auf stürmischer See? Und wer steuert es?

Deutschland geht es heute gut, sicher. Der Tanker ist stabil. Aber am Horizont sieht man schon dunkle Wolken. Unsere Betriebe haben Nachwuchssorgen, in der digitalen Transformation von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hinken wir hinterher. Von der Bildungsrepublik Deutschland sprechen wir in Sonntagsreden, aber die soziale Herkunft entscheidet immer noch über den Aufstieg. Und an jeder zweiten Schule im Land fehlen Lehrer oder ein Internetanschluss. Der Aufstieg im vermeintlichen Wohlfahrtsstaat ist oft eine Frage von Zufall, Beziehungen, des Nachnamens oder der Postleitzahl des Wohnorts. Zugleich bedroht der Fachkräftemangel die Existenz eines Landes, das auf Bildung als Rohstoff der Zukunft setzen muss. Und das Heer der Langzeitarbeitslosen vegetiert fest einbetoniert im Nirwana der Staatstransfers vor sich her. Die Staatsquote steigt, die Gründerquote leider nicht. Pfleger, Erzieher, Grundschullehrer verdienen zu wenig, Frauen sind nicht gleichgestellt bei Gehalt und Teilhabe. Können wir uns das leisten? Was wir uns leisten, sind Milliardensubventionen für alte Industrien, ein föderales Kompetenzgerangel und eine ideologische Integrationspolitik.

Als Rheinische Post wollen wir Sie in den kommenden vier Wochen aufrütteln und für die wesentlichen Zukunftsfragen sensibilisieren. In Analysen, Reportagen, Interviews und Essays zeigen wir mit Hilfe von Experten Wege auf, wie Deutschland zukunftsfest gestaltet werden kann und welche Partei dazu die besten Angebote macht. Wir werden uns mit den großen Fragen wie Rente, Bildung, Pflege, Digitalisierung beschäftigen und dazu auch Sie, die Leserinnen und Leser, zu Wort kommen lassen. Wir werden die Spitzenpolitiker aller relevanten Parteien unvoreingenommen, kritisch und umfassend befragen, los geht es heute mit SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Außerdem: Wir wollen in Zeiten von Falschmeldungen Ruhe bewahren und Fakten präsentieren, unter anderem in unserem neuen Format „Nachprüfung“, das Slogans, Aussagen und Botschaften der Parteien auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.

Bei RP Online räumen wir Platz frei für ein ständig aktualisiertes Dossier, in dem wir alle Berichte sowie Daten, Zahlen und Fakten zur Bundestagswahl bündeln. Auch aktuelle Umfragewerte finden Sie dort, mit dem Wahl-O-Mat können Sie überdies Ihre Positionen mit denen der Parteien abgleichen. Unsere Datenjournalisten prüfen, wie sich die Gesetzgebung der Bundesregierung auf unser Land an Rhein und Ruhr ausgewirkt hat, und in einem Fragebogen-Format stellen wir alle Direktkandidaten aus Ihrer Region vor. Auf ein überraschendes Videoformat mit der wahlrelevanten Gruppe der „älteren, weißen Männer“ dürfen Sie sich besonders freuen.

Zum Start haben wir Ihnen als Zeitungsabonnenten (falls Sie das nicht sind, bitte hier entlang) heute ein achtseitiges Deutschland-Essay mit in den Briefkasten gelegt. In einem bisher einzigartigen Projekt von sechs Zeitungsredaktionen sind die Reporter durch das Land gereist, um einer Frage nachzugehen: Wie tickt eigentlich Deutschland? Viel Vergnügen bei der Lektüre.

Herzlichst

Ihr