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Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 16.06.2022 | Längere sonnige Abschnitte, vereinzelt Schauer, um 24°C. | ||
+ Bürgerrechtlerin Birthler fordert schnellere Waffenlieferungen an die Ukraine + Wegbegleiter Bob Hanning im Interview zum möglichen neuen Hertha-Präsidenten Frank Steffel + Berlin gedenkt (nur noch) rituell dem Volksaufstand am 17. Juni + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, Russland führt seinen Krieg gegen die Ukraine fort – mit weltweiten Folgen. Hier die Ereignisse der vergangenen Stunden im Überblick: +++ Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Ernährungskrise wird laut einem Bericht des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) die weltweite Vertreibung weiter verschärfen. Weltweit sind nach UN-Angaben erstmals mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht. +++ Russland hat der Ukraine vorgeworfen, die Evakuierung von Zivilisten aus einer Chemiefabrik in der belagerten ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk verhindert zu haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Mittwoch, Russland habe einen Korridor geschaffen, um Zivilisten aus der Asot-Fabrik zu in Sicherheit zu bringen. Die „Kiewer Behörden“ hätten die „humanitäre Operation“ aber „auf zynische Weise zum Scheitern gebracht“. +++ Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zeigt sich angesichts der sinkenden Gaslieferungen des russischen Unternehmens Gazprom besorgt. Wenn Gazprom nun über Wochen nur 40 Prozent des Gases durch Nord Stream 1 liefere, bekomme Deutschland ein Problem. Alle aktuellen Entwicklungen können Sie in unserem Live-Blog und auf unserer Live-Karte verfolgen. Spenden für die Ukraine in Not können Sie weiterhin hier. | |||||
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„All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin. Therefore, as a free man, I take pride in the words: Ich bin ein Reinickendorfer!“ So ähnlich hatte sich wohl der selbst ernannte „Kennedy von der Spree“ seine Amtseinführung als Regierender Bürgermeister vorgestellt – doch Frank Steffel verlor 2001 klar gegen Klaus Wowereit. Immerhin brachte es der frühere Berliner CDU-Fraktionschef und Reinickendorfer Teppichhändler zum erfolgreichen Präsidenten der Füchse und führte Berlins Handballklub in europäische Wettbewerbe und zu sportpolitischer Anerkennung. Nun soll Steffel nach dem Willen des Aufsichtsrats und womöglich mit der stillen Billigung von Investor Lars Windhorst, aber gegen die Skepsis vieler Fans neuer Präsident von Hertha BSC werden und die launische Fußball-Diva innerlich und äußerlich beruhigen. Abgesehen von der Frage, ob das überhaupt geht, bleibt offen: Kann Frank Steffel das? Einer seiner engsten Begleiter ist Bob Hanning, der nicht weniger schillernde Manager der Füchse. Im Checkpoint-Interview verrät er, was von dem möglichen Wechsel zwischen den Spielfeldern hält. Herr Hanning, kann Frank Steffel Fußball spielen? Ich entsinne mich an einen Kick unserer Geschäftsstelle gegen die Handballprofis, da spielte Frank Steffel in der Abwehr. Ich bin ja eher ein Bewegungsgranit – er war deutlich beweglicher. In der Öffentlichkeit wurde Steffel oft verlacht, etwa als er sich bei Eierwürfen auf dem Alexanderplatz hinter Edmund Stoiber versteckte. Ist er einer, der sich im entscheidenden Moment wegduckt? Auch wenn viele das vielleicht nicht hören wollen: Ich habe Frank Steffel in 17 Jahren Zusammenarbeit ganz anders erlebt. Er geht Konflikten nicht aus dem Weg, wenn sie ausgetragen werden müssen – unnötigen aber schon. Er war immer ein fairer Partner, den das bessere Argument überzeugt. Als sportliche Leitung hat er uns in Ruhe arbeiten lassen, aber uns mit kritischen Nachfragen gefordert – und war immer da, wenn Rat und Tat gefragt waren. Nehmen Sie die Corona-Krise, die existenzbedrohend für Berlins Profivereine war: Frank Steffel hat hier mit seinem Engagement das Hilfspaket für die Vereine ausgehandelt. Alle Kandidierenden fürs Präsidentenamt versprechen mehr Ruhe bei Hertha. Geht das überhaupt? Der Umgang miteinander im Verein geht gar nicht, auch nicht mit dem bisherigen Präsidenten Werner Gegenbauer. Frei nach dem Motto: Warum sachlich streiten, wenn’s auch persönlich geht? Mir zeigt das, dass es bei Hertha einen kompletten Neuanfang braucht und nicht alte Präsidiumsleute in neuen Funktionen. Frank Steffel hat viele Krisen gemeistert, kommt aber auch mit Leuten aus der Kegel- und der Tischtennisabteilung klar. Am Ende muss sich ein Präsident bei Hertha auf vielen Ebenen gut bewegen können: bei den Fans, in der Politik und, auch wenn das viele nicht mögen, bei Investoren. Für Hertha wäre der Wechsel eine Riesenchance, auch wenn er für uns als Füchse schwierig wäre. Steffel war lange im Sportausschuss des Bundestages, ist politisch vernetzt. Von seinem Vorgänger Gegenbauer hatte man das auch gedacht, der mit Herthas neuem Stadion trotzdem nicht vorankam. Zunächst einmal: Für mich ist Frank Steffel kein Politiker mehr, sondern ein Unternehmer mit Herzblut. Ich bin schon seit meiner Kindheit Hertha-Fan – und wie alle Anhänger sehne ich mich bei dem Verein nach Ruhe und Entwicklung, natürlich auch in der Stadionfrage. Wer Hertha erfolgreich machen will, muss also Menschen vereinen. Frank Steffel kann vereinen. Und er kann Verein. Gibt es noch etwas, was der Fußball vom Handball lernen kann? Demut. | |||||
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Was wir aus der Berliner Geschichte lernen können? Dass die Sehnsucht nach Freiheit die Kraft hat, eine ganze Welt zu verändern. So war es auch am 17. Juni 1953, als das Volk gegen die Diktatur aufbegehrte in Ost-Berlin und Ostdeutschland – die erste Revolution in der DDR mit einer Million Protestierenden in 700 Orten. „Auch wenn den meisten wenig an der Revolution liegt, sie ist historisch notwendig“, lässt Stefan Heym den nachdenklichen Gewerkschaftssekretär Witte in seinem zeithistorischen Roman „Fünf Tage im Juni“ sagen. Der Aufstand wurde schließlich von sowjetischen Panzern niedergerollt; mindestens 55 Menschen wurden getötet, einige davon standrechtlich erschossen. Vor dem Finanzministerium in Mitte erinnert ein Bodendenkmal an den Mut und die Opfer im Zentrum der schon geteilten, aber noch nicht durch eine Mauer getrennten Stadt. Morgen wird hier und an anderen Orten des Jahrestags gedacht, etwa am Mahnmal des Volksaufstandes auf dem Friedhof Seestraße in Wedding. „Es genügt nicht, alle Jahre wieder Kränze niederzulegen“, sagt allerdings Tom Sello, der Berliner Beauftragte für die SED-Diktatur. „Wir sollten vielmehr die gesamte Geschichte von Opposition und Widerstand in den Blick nehmen.“ In der Tat könnte das ganze Land heute viel von der früheren Bürgerbewegung lernen – auch über den hohen Preis der Freiheit. Sello fordert mehr Erinnerung ein: Neben einem verpflichtenden Stasi-Check für Berliner Abgeordnete und Senatsmitglieder (Details dazu hier) will er auch gemeinsam mit Erinnerungsvereinen einen lebendigen Gedenk- und Bildungsort für DDR-Opposition etwa auf dem Gelände der früheren Stasi-Zentrale in Lichtenberg. Diese aber dümpelt selbst mit ein paar neuen Schautafeln weiterhin nur als theoretischer „Campus der Demokratie“ vor sich hin. Vielleicht auch, weil sie ein Ort vor allem der Täter ist. Und weil die Opfer der DDR-Diktatur im vereinten Berlin und Deutschland allzu oft nur an Gedenktagen wichtig erscheinen. | |||||
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Wir gehen rüber nach Neu-Zehlendorf, besser bekannt als Kleinmachnow. Hier wurde jetzt das bisher gemeinsame Villengelände von Rapper Bushido und Clan-Boss Arafat Abou-Chaker zwangsversteigert. 14,8 Millionen Euro ist das Ensemble eigentlich wert, das die einstigen Freunde und Geschäftspartner entzweite und durch die Streaming-Doku „Unzensiert – Bushidos Wahrheit“ deutschlandberühmt wurde, weil hier der Streit zweier Männer um Zäune und Bäume auf teurem Grund und Boden für alle sichtbar ausgetragen wird. Noch wird der verbissene Kampf um Macht und Ohnmacht gerichtlich ausgefochten; Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder stehen wegen des Vorwurfs der versuchten räuberischen Erpressung von Gericht. Die Villen gingen gestern für das Mindestgebot von 7,4 Millionen Euro an einen Sohn von Abou-Chaker – die Hälfte von der Hälfte bekommt Bushido, also 3,7 Millionen. Sein Gewinn ist sowieso ein anderer. Während der berüchtigte Clan also in Kleinmachnow bleibt, will Bushido mit seiner Familie angeblich nach Dubai auswandern, um endlich unabhängig zu sein. In der schillernden Doku beschrieb er das Verhältnis so: „Ich bin jemanden losgeworden, der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass ich ein scheiß Leben hatte. Dass ich mich mit meiner Frau gestritten habe, dass meine Kinder mit ihr weggezogen sind, dass ich Terror habe mit den Bullen, dass mir die Staatsanwälte die Bude einrennen, dass die Steuerfahndung hinter mir her ist, dass ich Dinge posten muss, die ich nicht will, dass man mich therapiert, dass man mich überwacht, dass man mich anruft, dass man mich irgendwo hinschickt. Allein das ist schon der Grund, warum ich ein Sieger bin. Ich akzeptiere jedes Urteil.“ Am Ende wird es auch für Reiche nicht durch Gerichte gefällt, sondern durch die Geschichte. | |||||
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