Liebe/r Leser/in, in weniger als drei Wochen – am Samstag, den 27. Mai, ziemlich genau um 17 Uhr 15 – geht die Welt unter. Also, es ist noch nicht entschieden, dass sie untergeht. Aber sie könnte. Es besteht die konkrete Gefahr, dass sie untergeht. Deshalb weise ich jetzt schon mal darauf hin. Damit sich alle darauf einstellen können. Und nicht überrascht werden. Es geht mir um schwache und sensible Menschen. Und um die Kinder. Insbesondere um die Kinder. Gerade für sie droht alles zusammenzubrechen. Sie kannten bislang keine Angst, keine Zweifel. Sie konnten sich immer darauf verlassen. Dass der FC Bayern München Meister wird. Jetzt nicht mehr. Drei Spieltage vor dem Abschluss der aktuellen Bundesligasaison liegen die Bayern nur einen Punkt vor Dortmund. Was noch schwerer wiegt: Die Westfalen glauben offenbar an ihre Chance. Am Wochenende schossen sie sechs Tore gegen Wolfsburg. Sechs. Davon können die Bayern zurzeit nur träumen. Wenn sie noch gute Träume haben. Ein Alp drückt sie seit Wochen nieder. Der Alp der Titellosigkeit. Nach den Verlusten im Pokal und der Champions League, nach dem Verlust des Trainers und der Selbstachtung droht nun auch der Verlust der deutschen Meisterschaft. Hat es das je gegeben? Ich weiß, ich weiß – man erzählt sich diese Schauergeschichten. Von anderen Meistern in alter Zeit. Kaiserslautern etwa. Bremen oder Stuttgart. Es heißt, sogar Dortmund sei schon mal Meister gewesen. Vielleicht ist an diesen Geschichten ja etwas dran. Ich denke aber, es sind Märchen. Sie bedeuten etwas, bewahren eine Botschaft: Sieh dich vor! So scheinen sie zu mahnen. Nichts ist gänzlich ausgeschlossen. Auch wenn es undenkbar scheint: Rechne mit dem Schlimmsten. Rechne auch damit, dass Bayern nicht Meister wird. Vielleicht wollen Sie jetzt einwenden, es handele sich doch nur um ein Spiel mit einem Ball. Wer am Ende in der Tabelle ganz oben stehe, sei doch nun wirklich nicht so wichtig. Ich befürchte, Sie irren sich. Es geht um mehr. Wir leben in einer Zeit der Umbrüche und Umstürze. Was gestern unvorstellbar schien, ist heute völlig normal. Algorithmen schreiben Liebesbriefe, Gasheizungen sind böse, in Berlin regiert ein CDU’ler, und unsere Autos hängen an Stromkabeln. Wir brauchen Dinge, an die wir uns halten können. So etwas wie die Bayern. Wir wussten, was immer auch passiert, die werden Meister. Was gilt noch, wenn das nicht mehr gilt? Kann es dann nicht auch passieren, dass vegane Wurst schmeckt? Dass Züge pünktlich sind? Dass im Winter wieder Schnee fällt? Auch auf das Risiko hin, dass Sie mir den Vorwurf machen, ich wolle doch nur den Bayern einen Vorteil erschaffen: Ich glaube, dass jetzt die Regierung gefordert ist. Sie sollte durch geeignete Maßnahmen garantieren, dass Bayern Meister wird. Fehlende Punkte könnten am Schlusstag der Bundesliga durch ein einfaches Gesetz den Bayern zugesprochen werden. Denkbar wäre auch eine staatlich verordnete Tor-Subvention für die Bayern. Was halten Sie von einer strafrechtlichen Regelung? Es wäre dann einfach für andere Mannschaften verboten, die Bayern zu überholen. Wer sich nicht daran hält, steigt ab. Ich weiß, das hört sich drastisch an. Aber wenn wir nichts tun, könnte die Welt untergehen. Das kann niemand wollen. Niemand, der ein Bayer ist. Der großen Gefahr zum Trotz wünsche ich Ihnen einen guten Start in die Woche! |