Liebe Frau Do, die Debatte um Schulunterricht begleitet uns seit vielen Monaten. Die Belastung für Eltern, Lehrer und Schüler ist durch den häufigen Wechsel zwischen Distanz- und Wechselunterricht enorm. Viele Jugendliche scheinen derzeit aufzugeben, sie fühlen sich allein gelassen. Eine Umfrage unter Jugendämtern zeigt, dass die Zahl der Schulabbrecher deutlich ansteigt. Kirsten Bialdiga und Jana Wolf haben Zahlen und Hintergründe recherchiert. Erstgenannte steuert auch den Leitartikel bei. Für die Autorin sind Kinder und Jugendliche die vernachlässigten Verlierer dieser Krise, dabei wird ihnen seit mehr als einem Jahr sehr viel Solidarität abverlangt. Eine Impfung von Kindern und Jugendlichen würde die Lage an den Schulen entspannen – die Entscheidung über eine Zulassung des Impfstoffs von Biontech für Kinder ab zwölf Jahren könnte Ende des Monats fallen. Bereits am 7. Juni fällt die Impf-Priorisierung in Deutschland, wie Gesundheitsminister Jens Spahn jetzt erklärte. Doch die Stimmung in zahlreichen Hausarztpraxen ist derzeit schlecht. Antje Höning und Maximilian Plück kennen die Gründe. Mit dem Euskirchener Apotheker Gregor Dinakis hat sich mein Kollege Viktor Marinov unterhalten – und dabei ging es ausnahmsweise nicht um die Pandemie. Der Pharmazeut hat alle Homöopathie-Produkte aus dem Sortiment verbannt. „Es gibt Arzneimittel, die mit pflanzlichen Wirkstoffen etwas bewirken“, sagt der 30-Jährige. Die Homöopathie hingegen beruhe auf „Zaubersprüchen“. Dass sich Dinakis mit dieser Ansage auch Widerspruch und Ärger mit Kunden, Kollegen sowie Herstellern einhandelt, ist ihm bewusst. Eine Apothekerin aus Bayern, die im Jahr 2018 Globuli aus ihren Regalen räumte, bekommt seitdem Drohbriefe und Hass-Mails. Der Autor spricht über seine Recherchen auch im „Aufwacher“-Podcast. Der Hass auf Israel und die antisemitischen Demonstrationen waren in der "Stimme des Westens" in den vergangenen Tagen mehrfach Thema. Heute geht Gregor Mayntz der Frage nach, wie der Staat reagieren soll, wenn arabischstämmige Demonstranten in Deutschland judenfeindliche Parolen rufen. Aus der Union werden Forderungen laut, auffällig gewordene Migranten auszuweisen. Die FDP warnt davor, Judenhass als reines Einwanderungsproblem zu bewerten. Viele der Demonstranten dürften zudem bereits in der zweiten Generation in Deutschland leben. Die Debatte ist kompliziert – aber dringend notwendig. Beenden wir die heutige Ausgabe mit einem erfreulichen Thema. "Grüße von der Ostsee" hatte ich Ihnen in der Betreffzeile angekündigt – in der Tat ist mein Kollege Christian Schwerdtfeger einer der Glücklichen, die derzeit in Schleswig-Holstein (fast) normalen Urlaub machen dürfen. Unser Chefreporter erholt sich mit seiner Familie am Timmendorfer Strand und erzählt, wie es sich nach so vielen Monaten anfühlt, wieder in einem Restaurant zu essen oder in einem Café zu sitzen. Für Neid sind wir uns natürlich zu schade. Bleiben wir zuversichtlich und freuen uns auf den Sommer, bis morgen! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |