Liebe Leserinnen und Leser, in der Redaktion beschäftigte uns in dieser Woche die Nachricht, Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt von den Grünen plane die Verbindung der verschiedenen Natur- und Vogelschutzgebiete an der Küste seines Bundeslandes zu einem „Nationalpark Ostsee“. Die mit den Plänen vorgelegte Karte weist eine rund 140.000 Hektar große Fläche grün schraffiert als „Großschutzgebiete“ aus. Darunter die deutsche Hälfte der Flensburger Förde, die gesamte Schlei und die übrigen Küstengewässer mit wenigen Ausnahmen, etwa dem Bereich der Kieler Innenförde. Es ist von Nullnutzungsgebieten die Rede, in denen nicht nur Fischerei und Wassersport tabu wären, sondern auch die Strände für Spaziergänger gesperrt. Und es klingt zynisch, wenn Goldschmidt argumentiert, ein solcher Nationalpark würde als „echtes Aushängeschild für die Region“ deren Attraktivität fördern und daher „enorme Chancen für den Tourismus und die Wirtschaft“ bieten. Für den Segelsport wären die Pläne vor allem mit Einschränkungen verbunden. Von Jugendarbeit und Ausbildung über Regattaveranstaltungen bis hin zu Übernachtungen an Bord sind alle Facetten der maritimen Kultur betroffen, die der Segelsport im Land zwischen den Meeren darstellt. Klar ist, die Ostsee und ihre Bewohner brauchen dringend Schutz. Doch es sind vor allem Schadstoff-Einträge durch die Landwirtschaft und Abwässer von Städten und Industrie, die dem Binnenmeer zu schaffen machen. Es eutrophiert. So nennen es Biologen, wenn Algenwachstum, genährt von den Einträgen, zu Licht- und Sauerstoffmangel führt. Seit 2007 sind die Anrainerstaaten in der Helsinki-Kommission zusammengeschlossen, um dagegen anzuarbeiten. Doch der erwünschte Erfolg lässt immer noch auf sich warten. Zwar sind in mehreren Ländern Erfolge durch Maßnahmen wie künstliche Riffe erreicht worden, und es haben sich Fischbestände und Schweinswal-Population in den vergangenen Jahren erholt, doch das Algen-Problem ist ungelöst. Im Austausch über die Nachricht aus der Landeshauptstadt fiel uns auf, dass wir über dieses Thema in der YACHT schon seit vielen Jahren berichten. Nicht nur im Zusammenhang mit der Ostsee. Der Schutz der Meere ist regelmäßig eines unserer wichtigsten Themen. Auch in meinem seglerischen Umfeld erlebe ich, dass immer größerer Wert auf den bewussten Umgang mit der Natur gelegt wird, in der wir uns bewegen. Die wir ja auch als unseren Lebensraum betrachten, wenn wir ihr uns beim Segeln anvertrauen. Ist es nicht viel sinnvoller, Menschen für den Naturschutz zu gewinnen, indem man dieses Bewusstsein schärft, als sie auszusperren? Ich glaube, dass es dem richtigen und wichtigen Zweck nicht nützt, sondern schadet, wenn Naturschutzvorhaben auf der Annahme basieren, dass Natur und Mensch sich gegenseitig ausschließen. Man kann nur hoffen, dass diese Auffassung in dem vom Minister angekündigten „ergebnisoffenen Dialogprozess“ mit „Akteuren vor Ort“ und „dem Naturschutz“ Gehör findet. Und dass die maritime Kultur als Teil der zu schützenden Gebiete verstanden wird, und nicht als Gegensatz. Herzlichst Ihr Lasse Johannsen Redakteur YACHT |