Ein anderes Thema. Aber nochmal Tina Müller. Im Beitrag „Die große Macht der LinkedIn-CEOs“ beschreibt OMR-Autor Florian Rinke, wie problematisch oder segensreich – je nach Sichtweise – die Rolle von CEOs als Corporate Influencer sein kann. Denn fast immer nehmen die Vorstände bei einem Jobwechsel ihre auf dem alten Konzernticket erworbenen Follower mit zu ihren neuen Aufgaben. Tina Müller beispielsweise hat ihre aktuell rund 200.000 LinkedIn Follower nicht dank Weleda an Land gezogen, sondern vor allem in ihren Ex-Jobs bei Douglas und Opel. „Es ist ein Dilemma“, schreibt Rinke. „Gerade bei LinkedIn, wo die Profile von Personen oft besser performen als Unternehmensseiten, investieren die Kommunikationsteams der großen Konzerne inzwischen viel Zeit (und Geld) in den Aufbau der Reichweite ihrer Führungskräfte.“ Und den Vorteil genießen dann die neuen Arbeitgebenden. Bei Weleda etwa würde der „Müller-Effekt schnell spürbar“, so Rinke. Mit der neuen Vorstandschefin seien laut Unternehmensangaben auch die Zahlen des Corporate-Kanals schnell gestiegen. Das nennt man dann vermutlich eine Loose-Win-Situation. Apropos. Marcus Merheim beschreibt in seinen Employer Branding Trends 2024, die „Vermenschlichung von Führungskräften in sozialen Medien mit Hilfe von Influencer Strategien“ als einen großen Trend des neuen Jahres. Und damit hat der Gründer von Hooman Employer Branding und Vorsitzender des Ressorts „Digitale Arbeitswelten“ beim Bundesverband Digitale Wirtschaft natürlich vollkommen Recht. Dennoch gebe ich zu Bedenken: Mit der Vermenschlichung von Führungskräften ist es so eine Sache. Denn nicht jede Führungskraft ist zum Corporate Influencer geboren, und manche lernt es nie. Nach meiner Beobachtung jedenfalls steht die vielzitierte Authentizität allen von Natur aus eher uncharismatischen Chefs und Chefinnen beim Influencern gehörig im Weg. Hand aufs Herz: Bei wie vielen drögen, steifen, langweiligen, humorfreien, eitlen, weltfremden, schrillen oder auch einfach nur peinlichen Social Media -Videobotschaften haben Sie sich schon gewünscht, die Protagonistinnen und Protagonisten aus der Führungsetage hätten einfach mal die Finger von ihrer geliebten Authentizität gelassen? |