Wesentlich interessanter als sein persönliches KI-Experiment sind Fischers Thesen über Leadership und KI. Denn darin beschreibt er sehr klar, was auf Führungskräfte dank KI zukommen und wie sich ihre Rolle verändern wird. Fischer sagt: „Da das Beauftragen von KI dem Delegieren von Aufgaben ähnelt, wird das Führen insgesamt entmystifiziert. Führungskräfte müssen Mitarbeitenden beibringen, wie man delegiert, also Teile ihres Handwerkszeugs teilen.“ Zwei weitere These lauten: „Das traditionelle Hierarchiemodell wird obsolet; KI-Systeme werden Teams koordinieren und optimieren“ und „Führungskräfte, die KI nicht adaptieren, werden durch solche ersetzt, die es tun.“ Eine Schlussfolgerung aus Fischers Thesen traue ich mir auch ganz ohne KI zu: Die Umwälzungen werden schnell und in erster Linie das mittlere Management treffen. Denn gerade in den Sandwichpositionen wird Künstliche Intelligenz schon sehr bald viele Führungsaufgaben übernehmen oder zumindest mitgestalten. Fischer schreibt dazu: „Das Bewerten von Leistungen wird sich komplett wandeln, denn Kompetenz, Expertise, Eloquenz, Fleiß, Sachverstand haben ab jetzt eine sehr kurze Halbwertszeit.“ Was Führungskräften als USP dann noch bleibt, sind eher Fähigkeiten, die man aus der New-Work-Bewegung kennt: Soft Skills nämlich wie Coachen, Moderieren und Herstellen von psychologischer Sicherheit. In der Wochenendausgabe des Handelsblatts, die sich auf sechs Seiten der Suche nach der perfekten Vorstandsformel widmet, sagt der ehemalige Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser mit Blick auf die nächsten zehn Jahre: „Die kognitive Ebene dürfte sehr stark durch die künstliche Intelligenz unterstützt werden und damit weniger Bedeutung haben als bisher.“ Stattdessen, so Kaeser weiter, würden die Anforderungen „eher in Richtung affektiver Werte wie Empathie, Intuition, Gewissenhaftigkeit, Beharrlichkeit, soziale Konformität, Engagement und Selbstwirksamkeit gehen“. |