die politischen Lager sind ins Rutschen geraten. Auch wenn sich die mediale wie politische Debatte immer entschiedener in rechte und linke Meinungsblöcke teilt, so ist bei genauer Betrachtung oft gar nicht auszumachen, was im 21. Jahrhundert noch unter diesen liebgewonnenen Begriffen zu verstehen ist. Besonders die politische Linke scheint in Erklärungsnot geraten zu sein, seit sie sich immer mehr mit Identitätspolitik und woken Gedankenexperimenten beschäftigt. Der deutsch-amerikanischen Philosophin Susan Neiman, dem eigenen Selbstverständnis nach eine klassische Linke, scheint das nicht zu genügen. In ihrem neuen Buch „Links ist nicht woke“ versucht sie nicht nur eine klare Trennlinie zwischen Wokisten und Linken zu ziehen, sie sagt sogar explizit, dass viele woke Ideen von einer rechten Gesinnung durchzogen sind. Mein Kollege Ralf Hanselle hat mit Neiman für den Cicero Podcast Gesellschaft gesprochen. Stimmt schon. Wir leben in überaus unpräzisen Zeiten. Das trifft im Prinzip auch auf den Friedensnobelpreis zu. Dieser wurde heute an die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi verliehen. Eine Frau, die einen ehrenwerten Kampf gegen das Mullah-Regime führt. Mein Kollege Ferdinand Knauß, studierter Historiker, trägt gleichwohl einen überaus interessanten Aspekt zur Berichterstattung über dieser Verleihung bei. Nämlich, dass der Friedensnobelpreis eigentlich entwickelt wurde, um anderes auszuzeichnen. Seinen lesenswerten Beitrag lesen Sie hier. Nach längerem Aufenthalt im außereuropäischen Ausland fällt die Wiedereingewöhnung in Deutschland überraschend leicht – es hat sich überhaupt nichts verändert! Ist das Beleg für Stabilität und Berechenbarkeit oder Ausdruck von Stagnation und fehlender Dynamik? Dominik Pietzcker ist jüngst aus dem wunderschönen Bali zurückgekehrt – und hat sich Gedanken gemacht. Ich war Anfang des Jahres auf Bali, und darf Ihnen gestehen: Ich habe mich dieses Jahr nicht nur einmal dorthin zurückgesehnt. Denn in Deutschland herrscht Krisenstimmung. Auch auf dem Immobilienmarkt. Der steckt in einer handfesten Krise: Neubauprojekte werden abgeblasen und Firmen gehen pleite. Im Interview erklärt Michael Halstenberg, der Hersteller von Bauprodukten und deren Verbände zu Fragen des rechtssicheren Marktzugangs berät, wo die Probleme liegen. Themawechsel: Während einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt wurde AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla ins Krankenhaus gebracht. Inzwischen wurde er zwar wieder entlassen. Doch angesichts des Vorfalls tobt nun ein Kampf um die Deutungshoheit darüber, was dort zuvor passiert sein könnte. Was bisher bekannt ist, erfahren Sie hier. Abschließend möchte ich Sie erneut auf die Landtagswahlen in Bayern und Hessen am Sonntag hinweisen. Wir haben uns heute redaktionsintern besprochen, und ich darf Ihnen versichern: Am Sonntag bekommen Sie das volle Programm: Berichte von vor Ort, Analysen und Kommentare. Wir würden uns freuen, wenn Sie am Sonntagabend mitlesen. Jetzt wünsche ich Ihnen aber erstmal ein schönes Wochenende. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |