lange habe ich mich gesträubt, mir den Film „Im Westen nichts Neues“ anzusehen. Aus zwei Gründen: Erstens sind wir als politisches Medium auch Chronist der aktuellen Konflikte dieser Welt, vor allem jener in der Ukraine und in Nahost. Krieg gibt es in meinem beruflichen Alltag also genug. Zweitens halte ich Tod und Gewalt zur Unterhaltung mittlerweile nur noch bedingt aus, wobei das eine mit dem anderen zusammenhängen dürfte. Am Samstagabend habe ich mich dann überzeugen lassen und den Film bei einem großen Streaming-Anbieter gesehen. Ich war schwer beeindruckt. Der Film – das Buch kenne ich nicht – trägt nichts Heroisches in sich. Nur Angst, Sterben, Dreck, Sinnlosigkeit. Und einmal mehr wurde mir bewusst: Die Art und Weise, wie wir in Deutschland über Krieg diskutieren, erinnert an eine Diskussion über irgendein Videospiel. Daher möchte ich Ihnen meinen Beitrag vom Donnerstag dieser Woche noch einmal ans Herz legen. Darin geht es um den Nahost-Konflikt und die Frage: Wo bleibt in der Debatte eigentlich noch Platz für Grautöne? Währenddessen überschlagen sich die Ereignisse rund um den Nahostkonflikt. Die aktuellste Lage – also jene vom Sonntag – können Sie hier nachlesen. Neben der rein nachrichtlichen Begleitung der Ereignisse sind in den vergangenen Tagen aber auch lesenswerte Analysen auf Cicero Online erschienen. Kamran Bokhari schreibt über Irans Machtposition in der Region, die durch die Dezimierung der Hisbolla-Führung bröckelt. Ingo Way analysierte den Angriff des Irans auf Israel. Und Hilal Khashan erklärt, was die aktuelle Eskalation in Nahost für den US-Wahlkampf bedeutet. In unserer (gedruckten) Oktober-Ausgabe dokumentieren wir in der Titelgeschichte, was das Ausland über die Bundesrepublik Deutschland denkt. Dafür haben wir unsere Autoren gebeten, ihre Perspektive und die Perspektiven ihrer Wahlheimaten auf Deutschland aufzuschreiben. Online publizieren wir die Titelgeschichte als Serie. Interessiert? Dann können Sie – um eine Auswahl zu nennen – lesen, was die Italiener über Deutschland denken, was die US-Amerikaner über Deutschland denken und was die Chinesen über Deutschland denken. Aktuell vom Sonntag ist die russische Perspektive. Selbstverständlich haben wir uns in der zu Ende gehenden Woche aber auch mit der Innenpolitik beschäftigt. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier erklärt beispielsweise, warum der Kanzlersieg der Union noch keine ausgemachte Sache ist. Vladimir Blumin-Sint schreibt über die Weigerung der Grünen, die Gründe für ihre Unbeliebtheit auch bei sich selbst zu suchen. Ilgin Seren Evisen erklärt, warum auch viele Migranten kritisch auf ungesteuerte Zuwanderung blicken. Und Mathias Brodkorb fasst zusammen, warum ein AfD-Parteiverbotsverfahren wohl nicht erfolgreich wäre. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntagabend. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |