Liebe/r Leser/in,

auch in dieser Woche haben wir für Sie aktuelle Nachrichten aus Forschung, Medizin und Technik zusammengetragen. Wir beantworten die Frage, wohin das Wasser auf dem Mars verschwunden ist, beschäftigen uns mit drohenden Klimakapriolen auf der Erde und präsentieren eine überraschende Erkenntnis zur Evolution der Krokodile.

Eine spannende Woche wünscht Ihnen

Kurt-Martin Mayer,
Wissen & Gesundheit

Neues aus Wissen und Gesundheit

1. Wo ist das Mars-Wasser?

Einst war der Rote Planet viel blauer. Reichlich Wasser floss über den Mars und bildete tiefe Ozeane, Seen und Teiche. Das änderte sich vor Milliarden Jahren drastisch und hinterließ eine staubtrockene Landschaft. Lange schon wird darüber gerätselt, wohin das ganze Wasser geflossen ist. Bislang glaubten Forscher, es sei in den Weltraum entwichen. Laut einer neuen Analyse des California Institute of Technology soll es jedoch zu einem erheblichen Teil in den Mineralien der Marskruste eingeschlossen sein. Die Studie der Wissenschaftler erschien jetzt im US-Wissenschaftsmagazin „Science“. Das Team stützt sich auf Daten, die Mars-Rover und -Orbiter im Laufe der Zeit über Dampf, Flüssigkeit und Eis gesammelt haben, sowie auf die Analysen von Meteoriten. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Verhältnis von Wasserstoff zu dem Wasserstoff-Isotop Deuterium in der gegenwärtigen Atmosphäre. Weil beide unterschiedlicher Masse seien, könne das gemessene Verhältnis nicht allein durch atmosphärische Flucht erklärt werden, konstatieren die Autoren. Ihren Berechnungen zufolge müssten 30 bis 99 Prozent des Wassers in dem Gestein eingeschlossen worden sein. Weil es anders als auf der Erde keine tektonischen Vorgänge gebe, sei es nie wieder freigesetzt worden. Die Daten des kürzlich auf dem Mars gelandeten NASA-Rovers „Perseverance“ könnten eine endgültige Antwort auf das Rätsel geben, hoffen die Forscher.

Foto der Woche: Fliegen als Bestäuber

Mehr als 47 Millionen Jahre alt ist die elf Millimeter große Fliege auf diesem Bild, die Wissenschaftler in der hessischen Fossilienfundstätte Grube Messel entdeckten. Nicht genug damit, fanden sie im hinteren Teil des Insekts zahlreiche Blütenpollen, gleichsam das letzte Mahl. Der äußerst seltene Fund sowie zusätzliche Analysen der Nahrung veranlassen Forschungsleiterin Sonja Wedmann zu einem weitreichenden Schluss. Fliegen hätten schon damals eine wichtige Rolle für die Fortpflanzung von Gewächsen gespielt – „möglicherweise waren und sind Fliegen für die Bestäubung tropischer Pflanzen sogar wichtiger als Bienen“. Im fraglichen Erdzeitalter, dem Eozän, wucherte in Hessen ein tropischer Regenwald.

2. Unerträgliche Hitze

Der Nahe Osten und Nordafrika sind Hotspots des Klimawandels. Die Sommertemperaturen steigen dort viel schneller an als im Rest der Welt. Eine neue Studie des Climate and Atmosphere Research Center des Cyprus Institute auf Zypern und des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz prognostiziert in dieser Region extreme und lebensbedrohliche Hitzewellen, wenn die globalen Treibhausgas-Emissionen weiter wie bisher zunehmen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts könnte etwa die Hälfte der dortigen Bevölkerung, also rund 600 Millionen Menschen, solchen jährlich wiederkehrenden extremen Bedingungen ausgesetzt sein. Vor allem Städte müssten widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels gemacht werden, fordern die Wissenschaftler. Demografen erwarten, dass in den nächsten 50 Jahren fast 90 Prozent der Bevölkerung im Nahen Osten und Nordafrika in den betroffenen Ballungszentren leben werden.

3. Zur Ehrenrettung der Krokodile

Das Magazin „Geo“ reiht sie ein unter zehn Lebewesen, „die die Evolution verschlafen haben“. Mit einem Blick in ihre ferne Vergangenheit korrigieren Erdwissenschaftler der Universität Bristol nun das Bild von Krokodilen als besonders tumben, kaltblütigen und irgendwie brutalen Tieren. Heute existierten zwar nur 26 einander recht ähnliche Krokodilarten, in ihrer 230 Millionen Jahre währenden Evolutionsgeschichte hätten sich aber Hunderte verschiedene Spezies ausgebildet, betonen die Forscher. Manche seien ähnlich wie Delfine durch die Ozeane gezogen, andere bewegten sich wieselflink an Land und fraßen Pflanzen. Die Forscher, die mehrere hundert Fossilien untersuchten, legen sich auf keinen Grund für die heutige Beschränktheit der Krokodile fest. Möglicherweise habe es am Klima gelegen.