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Bankenbrief

Wichtiges vom 25. Juni 2020

Das Thema

Wirecard kündigt nach Bilanzskandal Insolvenzantrag an

Der in einen Bilanzskandal verstrickte Zahlungsanbieter Wirecard will wegen Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Das kündigte der Vorstand der Wirecard AG heute an. Es werde geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Töchter des Konzerns gestellt werden müssen. Die Aktien des im Leitindex Dax gelisteten Unternehmens stürzten nach einer vorübergehenden Aussetzung des Handels um 76 Prozent auf 2,92 Euro ab. Die Papiere hatten bereits innerhalb der vergangenen sieben Tage 90 Prozent ihres Wertes verloren. Wirecard hatte im September 2018 die Commerzbank aus dem Dax verdrängt und ein rasantes Wachstumstempo vorgelegt. Doch seit Anfang 2019 musste sich das Unternehmen wiederholt gegen Vorwürfe der Bilanzmanipulation wehren. Am vergangenen Donnerstag musste die Vorlage des Jahresabschlusses 2019 erneut verschoben werden, nachdem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY das Testat für die Bilanz verweigerte, weil Bestätigungen über Treuhandkonten nicht vorlagen. Schließlich trat der langjährige Vorstandschef Markus Braun zurück. Er kam für eine Nacht in Untersuchungshaft und gegen eine Kaution frei. Gegen ihn und weitere Vorstandsmitglieder laufen Ermittlungsverfahren. Am Montag räumte der Vorstand ein, dass die 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf philippinischen Treuhandkonten lagern sollten, mit "überwiegender Wahrscheinlichkeit" nicht existieren. Anleger übten harte Kritik an den Wirtschaftsprüfern und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), deren Chef Felix Hufeld von einem "Desaster" sprach und Fehler der Behörde eingestand. Die Gläubigerbanken des Unternehmens versuchen seit Tagen, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was von dem Unternehmen noch zu retten ist. Einem Insider zufolge bestehen jedoch wenige Chancen, dass Wirecard seine Schulden von 3,5 Milliarden Euro aus dem Kerngeschäft zurückzahlen kann. Bei Wirecard wird im weiteren Verfahren nun ein Gutachter die Lage beurteilen. Nach dem Eingang des Insolvenzantrags beim Münchner Amtsgericht muss dann ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt werden. Nach Angaben des Unternehmens ist die Wirecard Bank AG nicht Teil des Insolvenzverfahrens der Wirecard AG. Die BaFin habe für das Institut bereits einen Sonderbeauftragten eingesetzt. An Entscheidungen ist der Wirecard-Vorstand damit nicht mehr beteiligt. 

Meldungen

Nach BVerfG-Urteil: EZB macht Weg für Weitergabe von Dokumenten frei

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach dem kritischen Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zu Anleihekäufen der Notenbank eine einvernehmliche Lösung möglich gemacht. Insidern zufolge hat die EZB nun für die Weitergabe von unveröffentlichten Dokumenten an Bundesbankchef Jens Weidmann grünes Licht gegeben. Die Papiere könne er an den Bundestag und die Bundesregierung weitergeben, damit diese die vom BVerfG angemahnten Informationen erhalten. Die Dokumente sollen zeigen, dass die Währungshüter bei ihren Ankäufen von Anleihen die Verhältnismäßigkeit gewahrt haben. Die deutschen Verfassungsrichter hatten einen solchen Beleg gefordert. Ansonsten sei es der Bundesbank untersagt, nach einer Übergangsfrist von drei Monaten an den Käufen teilzunehmen, hieß es in dem Urteil. EZB-Ratsmitglied Olli Rehn bestätigte heute die Medieninformationen. "Wir haben einen pragmatischen und vernünftigen Weg gefunden, ohne die Unabhängigkeit der Notenbank infrage zu stellen, die ja auch wesentlicher Bestandteil der deutschen politischen Kultur und der europäischen Rechtsordnung ist", sagte Rehn dem "Handelsblatt".


Commerzbank bietet Apple Pay an

Die Commerzbank führt Apple Pay für die Girocard ein. Zur Nutzung sollen die Kunden eine kostenlose Virtual Debit Mastercard in der Banking-App des Geldhauses erstellen, wie das Kreditinstitut heute ankündigte. Diese werde dann zum digitalen Portemonnaie auf dem iPhone – der Wallet – hinzugefügt. Die Deutsche Bank und seit April auch diverse Volksbanken und Raiffeisenbanken bieten ebenfalls eine Debit Mastercard an. Ursprünglich war das iPhone-Bezahlsystem Apple Pay nur für Inhaber von Kreditkarten verfügbar. 


Deutsche Bank erhöht die Kontoentgelte

Die Deutsche Bank will die Entgelte für private Girokonten ihrer Kunden ab dem 1. Oktober erhöhen. Es ist nach Medieninformationen die zweite Erhöhung binnen zwei Jahren. Dabei soll das DB AktivKonto künftig monatlich 6,90 Euro statt 5,90 Euro kosten, das DB PlusKonto 11,90 Euro statt bislang 9,90 Euro und das DB BestKonto 13,90 Euro statt bisher 11,90 Euro. Das DB PlusKonto werde für Neuabschlüsse künftig nicht mehr angeboten, hieß es. Das gelte auch für weitere Kontomodelle wie dasjenige auf Guthabenbasis. Die Erhöhungen zielen ausschließlich auf die rund 5 Millionen Kunden des Geldhauses und betreffen nicht die Postbank-Kontenmodelle.


Studie: Verbraucher bezahlen immer öfter per Giro- und Kreditkarte

Das Bezahlen mit Giro- und Kreditkarten wird in Deutschland einer Studie zufolge immer beliebter. Die Karten kamen 2019 erstmals bei mehr als der Hälfte der gesamten Ausgaben an der Ladenkasse zum Einsatz, berichtete das Handelsforschungsinstitut EHI heute in Köln. Demnach wurden Einkäufe für 224,6 Milliarden Euro mit Karte getätigt. Der Bargeld-Anteil betrug 46,5 Prozent. Die restlichen 3,0 Prozent entfielen auf Rechnungen, Finanzkäufe und Gutscheine. Waren im Vorjahr 26,5 Prozent aller Bezahlvorgänge mit einer Girocard kontaktlos erfolgt, so sei dieser Anteil durch die Corona-Krise mittlerweile auf rund 45 Prozent gestiegen.


Weitere Anklage im Cum-Ex-Verfahren um Maple Bank

Im Cum-Ex-Verfahren um die 2016 kollabierte Maple Bank hat die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft Anklage gegen einen weiteren Rechtsanwalt erhoben. Der 46-Jährige soll von 2007 bis 2009 unter Federführung eines bereits angeklagten Rechtsberaters Gefälligkeitsgutachten erstellt haben, teilte die Behörde heute mit. Er soll dadurch einen Steuerschaden von 346 Millionen Euro mit verschuldet haben. Die Behörde hatte im Dezember 2019 bereits Anklage gegen sechs ehemalige Banker sowie einen früheren Steueranwalt der Kanzlei Freshfields erhoben.


American Express will Ratenkredit-Funktion anbieten

Kunden des Kreditkartenanbieters American Express (Amex) sollen künftig eine Ratenzahlungsoption nutzen können. Zu diesem Zweck ist Amex eine Kooperation mit dem Berliner Fintech-Unternehmen Solarisbank eingegangen. Erste Testkunden erhalten nach Medieninformationen ab Juli für ihre bestehende Amex-Karte diese neue Funktion. Die Option soll für Kartenzahlungen von mindestens 300 Euro gelten und bis Ende des Jahres sämtlichen Amex-Kunden hierzulande zur Verfügung gestellt werden. Dies sagten die Amex-Managerin Fabiana Mingrone und Solaris-Vorstand Jörg Diewald dem Finanznewsletter "finanz-szene.de".


Preise für Wohnimmobilien im ersten Quartal weiter gestiegen

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland haben im ersten Quartal 2020 verglichen mit dem Vorjahresquartal durchschnittlich um 6,8 Prozent zugelegt. Im Vergleich zum letztjährigen Quartal 2019 betrug der Anstieg 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Kräftiger legten die Preise in einwohnerstarken Städten wie Berlin, Hamburg und München zu: im Vorjahresvergleich bei Ein- und Zweifamilienhäusern um plus 9,5 Prozent, bei Eigentumswohnungen um 7,4 Prozent. Den Angaben zufolge stiegen sie auch in ländlichen Regionen – bei Häusern um 6,1 Prozent, bei Eigentumswohnungen um 4,9 Prozent.


GfK: Konsumstimmung hellt sich auf

Die Konsumstimmung in Deutschland hat sich nach Angaben der Nürnberger GfK-Marktforscher verbessert. Sie prognostizierten heute für Juli einen Wert von minus 9,6 Punkten, neun Punkte besser als im Juni. Die Verbraucher erwachten zunehmend aus der Schockstarre, "aber wir sind noch nicht über den Berg", sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. "Es könnte sich herausstellen, dass sich das Kaufverhalten ändert." Die Frage 'Brauche ich das alles überhaupt?' werde häufiger gestellt als bisher, ergänzte Bürkl.


Sicher ist sicher: Darum ist eine Vollmacht für Bankgeschäfte sinnvoll

Icon Top NewsViele Ereignisse im Leben lassen sich nicht voraussehen. Dennoch muss man sich seinem Schicksal nicht fatalistisch hingeben, sondern kann in vielerlei Hinsicht Vorsorge treffen. Etwa für den Fall, dass man sich infolge eines Unfalls oder einer schweren Krankheit nicht mehr selbst um seine Bankgeschäfte kümmern kann. Hier ist es ratsam eine Person seines Vertrauens vorsorglich mit einer "Konto-/Depotvollmacht – Vorsorgevollmacht" auszustatten, damit diese im Notfall für einen selbst handeln kann. Was viele nicht wissen: Angehörige sind im Notfall nicht automatisch berechtigt, die Vermögensangelegenheiten eines hilfsbedürftigen Familienmitglieds zu regeln. Wie man eine Vollmacht erteilt und was dabei zu beachten ist, lesen Sie hier:

Die Köpfe

Spaniens Wirtschaftsministerin Calviño strebt Eurogruppen-Vorsitz an

Spaniens Wirtschaftsministerin Nadia Calviño bewirbt sich offiziell um den Vorsitz der Eurogruppe. Das teilte die spanische Regierung heute mit. Die 51-jährige Spanierin wäre die erste Frau, die die Beratungen der Finanz- und Wirtschaftsminister der 19 Länder mit der gemeinsamen Währung koordiniert und im Streitfall Kompromisse auslotet. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez bezeichnete den Posten einem Medienbericht zufolge als eine Ehre für Calviño und Spanien. Die Leitungsfunktion muss neu besetzt werden, nachdem der bisherige Vorsitzende, der zurückgetretene portugiesische Finanzminister Mário Centeno, vom 13. Juli an nicht weitermacht. Die Sozialdemokratin Calviño war bei der EU-Kommission in Brüssel unter anderem Generaldirektorin für Haushaltsplanung und Vize-Direktorin für Wettbewerbsfragen.


Fed-Notenbanker Evans erwartet nur langsame Erholung der US-Wirtschaft

US-Notenbanker Charles Evans ist skeptisch, ob die US-Wirtschaft vor Ende 2022 wieder auf das hohe Niveau vor der Corona-Krise kommen wird. Die wirtschaftlichen Folgen seien für äußerst viele Menschen und Unternehmen katastrophal gewesen, sagte der Präsident der Notenbank von Chicago, Ableger der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed), laut Medien bei einer Video-Konferenz. Er befürchtet zudem, dass auf zwischenzeitliche lokale Ausbrüche des Corona-Virus reagiert werden muss.


Manz wird Finanzchefin der Londoner Börse

An der London Stock Exchange (LSE) wird Anna Manz zum 21. November Nachfolgerin des bisherigen Finanzvorstands David Warren. Das teilte der Börsenbetreiber Medienberichten zufolge heute mit. Warren hatte im Oktober 2019 angekündigt, den Posten bis Ende 2020 verlassen zu wollen. Manz ist bislang Finanzchefin beim Spezialchemie-Hersteller Johnson Matthey.

Der Tweet des Tages

Wer auch im Notfall Sicherheit haben will, kann mit einer Vollmacht für #Bankgeschäfte vorsorgen. Was man damit erledigen kann und was zu beachten ist, steht in unserem Blog. go.bdb.de/rQDvF #Vorsorge #Finanzen #Depotvollmacht #Kontovollmacht #Vorsorgevollmacht

Am Vortag meistgeklickt

Wie Sie konstruktiv streiten

Richtig streiten will gelernt sein – nicht nur im Privatleben, auch im Job. Im Beruf erlebt man es allerdings selten, dass so richtig die Fetzen fliegen. Offener Streit gilt vielfach als Konsenskiller. Forscher vom Institut für Wirtschaftsmediation und Kommunikationsmanagement (IWM) empfehlen dagegen, im Streit etwas Positives zu sehen. Ihr Rat: Führen Sie eine konstruktive Streitkultur ein. Diese könne Produktivität, Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmenserfolg steigern. Dabei müsse man sich allerdings an einige Regeln halten. Wie Sie Ihre harmoniesüchtigen Mitarbeiter aus der Deckung locken, und wie die Regeln für einen guten Streit aussehen, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Die EZB veröffentlicht die Entwicklung der Geldmenge M3 für den Monat Mai. – Die Chefs der deutschen Delegationen im Europäischen Parlament (EP) diskutieren die Aufgaben der deutschen Ratspräsidentschaft, mit Daniel Caspary, Anna Cavazzini, Jens Geier, Angelika Niebler und Nicola Beer, Vizepräsidentin des EP. – Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und sein russischer Kollege Wladimir Putin besprechen sich in einer Videokonferenz. – In den USA steht das von der University of Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen für Juni an. – In China sind die Börsen wegen eines Feiertags geschlossen.

Der Nachschlag

Sind Sie bei einem erstklassigen Arbeitgeber?

Zufriedenere Mitarbeiter, geringerer Krankenstand, weniger Fluktuation und höherer Umsatz als bei der Konkurrenz – das zeichnet laut einer Studie die besten Arbeitgeber Deutschlands aus. Die Ergebnisse zeigen, dass sich diese Unternehmen sehr kreativ um die Sorgen und Nöte ihrer Beschäftigten kümmern, wie das Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to Work ermittelte. Bei der IT-Beratung Gambit Consulting beispielsweise organisiert ein Team sportliche Events und Spiele-Abende – in Corona-Zeiten online –, um den Teamgeist zu stärken. Der Cloud-Dienstleister Adacor Hosting hat einen festangestellten Personal Trainer als Anreiz für IT-Fachkräfte, weil diese am Markt sehr gesucht sind. Was sich die besten Arbeitgeber mit bis zu 110 Mitarbeitern sonst noch einfallen lassen, lesen Sie hier: 

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