Am Donnerstag mussten wir im DAX die tiefsten Stände seit über zwei Jahren erleben. Die Hiobsbotschaften hören aber nicht auf: Heute folgten mit Fresenius und deren Tochter Fresenius Medical Care zwei neue Warnungen. Weil beide Firmen im DAX notiert sind, schlägt das hinsichtlich der Performance des Index doppelt ins Kontor. Nachfolgend eine Bestandsaufnahme und weitere Themen, die die Börsianer in der vergangenen Woche bewegt haben. Wieder mal kommt alles anders als es die Analysten vorhergesagt hatten. Zum Jahresanfang waren diese durchschnittlich von einem DAX-Endstand von etwas über 14.000 Punkten ausgegangen. Nun fiel sogar die 11.000er-Marke. Langsam weiß man als Anleger gar nicht mehr, wo man eigentlich anfangen soll, wenn man die ganzen Baustellen im DAX untersuchen möchte. Mit am wichtigsten für Wohl und Wehe des deutschen Leitindex ist die Autobranche. Mit BMW, Daimler und VW sind gleich drei Autobauer vertreten, mit Continental zusätzlich noch ein Zulieferer. BMW und Daimler kommen zusammengenommen auf eine Gewichtung von knapp 10%. Die Vorzugsaktien von VW auf rund 3% und Continental auf 2,5%. Damit macht die Autobranche insgesamt über 15% des DAX aus. Die Branche hat bekanntermaßen massive Probleme. Neben der allgemein abflauenden Autokonjunktur stehen für die deutschen Autobauer gigantische Investitionen in die Elektromobilität an. Der Diesel-Skandal hat das Image beschädigt. Im letzten Jahr hat die BMW-Aktie 15% verloren, Daimler 33% und die Vorzugsaktien von VW 14%. Eine enttäuschende Bilanz. Das gilt umso mehr, wenn man sich anschaut, dass trotz der jüngsten Korrektur an der NASDAQ und der gescheiterten Privatisierung die Aktien des US-Widersachers Tesla zwar sehr volatil unter dem Strich aber stabil sind: Tesla Inc. (ISIN: US88160R1014) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 17/18e/19e | Kurs | A1CX3T / TSLA | 62 Mrd. USD | neg. / neg. / 57 | 369,50 USD | Mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 54 Milliarden Euro liegt Tesla inzwischen deutlich vor BMW (43 Milliarden Euro) und auch vor Daimler (50 Milliarden Euro). Lediglich VW mit 72 Milliarden Euro ist momentan noch größer (wobei VW nur geringer im DAX gewichtet ist, weil dort nur die Vorzugsaktien gehandelt werden). Dass Tesla sich auch in einer schwierigen Marktphase wie der aktuellen so gut schlägt widerlegt die These derer, die behaupten der Elektroauto-Shootingstar aus den USA habe in den letzten Jahren nur vom niedrigen Zinsniveau und der daraus resultierenden unbändigen Risikolust der Anleger profitiert. Es sieht also vielmehr danach aus als ob wir uns hier mitten in einem Strukturwandel befinden und wieder mal sieht es so aus als ob deutsche Unternehmen mehr Opfer als Profiteur sein werden. Beim zweiten großen Problemfeld, dem Finanzsektor, sieht es so aus, dass der zumindest im DAX langsam kein Problem mehr ist, weil sich die einstigen Vertreter nach und nach verabschieden. Noch Ende der 90er-Jahre waren mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, der bayerischen Vereinsbank (am 22.06.1998 zur HypoVereinsbank zusammengeschlossen), der Dresdner Bank, der Commerzbank und der Deutschen Bank gleich fünf Banken im DAX vertreten. Heute ist es mit der Deutschen Bank gerade noch eine. Die HypoVereinsbank wurde von der UniCredit übernommen und verabschiedete sich damit wenigstens "anständig", sprich: mit einer akzeptablen Renditebilanz, von den hiesigen Aktionären. Das war aber bereits 2005. Der Rest dagegen ist ein Trauerspiel: Die Dresdner Bank wurde zuerst von der Allianz gekauft (2001), dann an die Commerzbank weiter gereicht und flog dann mit derselbigen in diesem Jahr aus dem DAX. Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, der zwischenzeitlich 2005 die HypoVereinsbank im DAX ersetzt hatte, ging im Zuge der Finanzkrise komplett unter. Die Postbank flog nach weniger als drei Jahren 2009 wieder aus dem DAX raus und wurde dann 2012 komplett von der Deutschen Bank übernommen. Den Niedergang der größten deutschen Privatbank konnte die Postbank aber auch nicht verhindern. Die Deutsche Bank verbleibt als einziger Bankenwert im DAX - "noch" muss man wohl sagen - und ist mit einer Gewichtung von 1,6 Prozent inzwischen ein kleines Licht. Mit Wirecard, die ja die Commerzbank verdrängt haben, ist seit 24. September 2018 nun ein anderer Finanzwert im Leitindex enthalten. Die Aufnahme erfolgte jedoch quasi zeitgleich mit den Höchstkursen der Aktie. Seit der Aufnahme hat Wirecard 26% verloren, war also alles andere als eine Stütze. Immerhin befindet sich nun wieder ein Finanzwert mit Wachstum und Perspektive im Index. Ob die Bewertung angemessen ist, ist eine andere Frage. Ich denke in etwa schon... Zu einem weiteren Sorgenkind wurde zuletzt der Chemiesektor: Bayer hat sich mit der Übernahme von Monsanto kräftig verhoben, bei Covestro schlägt die Zyklik des Geschäfts momentan gnadenlos zu. Das gilt in abgeschwächter Form auch für die ungleich größere BASF. Der von US-Präsident Donald Trump entfachte Handelsstreit überschattet die Entwicklungen, die insbesondere in Deutschland zu einer sinkenden Nachfrage nach Chemieprodukten geführt hat. Ein Problem aus Anlegersicht sind hier auch die Querverbindungen zu anderen DAX-Werten. Denn gerade die Autobranche ist ein wichtiger Kunde für die Chemiefirmen. Bayer und BASF sind zusammen mit knapp 11% im DAX gewichtet. Hinzu kommt noch ein knappes Prozent von Covestro, so dass Chemie unter dem Strich 12% im DAX ausmacht. BASF hat 35% verloren, Bayer fast 40%, Covestro gar 45%. Kein Wunder, dass der Index so schwächelt, oder? Apropos Zykliker: Auch der Zementhersteller HeidelbergCement gilt als stark zyklisch. Die hohen Verluste in diesem Jahr stammen allerdings auch teilweise aus Sondereffekten wir stark steigenden Energiekosten und der schlechten Wetterentwicklung in den USA. Die Aktie ist nur mir einem Prozent im DAX gewichtet. Ein weiterer Extrem-Zykliker ist Thyssen-Krupp. Stahlhersteller außerhalb der USA sind ja in besonderem Maße vom Zollstreit betroffen. Wesentlich schwerer wiegen da die Probleme bei der Deutschen Post. Die machen immerhin 3,3 Prozent im DAX aus. Jahrelang wurde hier von Analysten die These vertreten, dass der ehemalige Staatskonzern ein großer E-Commerce-Profiteur sei. Schließlich würden ja durch den Erfolg vor allem von Amazon viel mehr Pakete verschickt, die dann von der Deutschen Post zugestellt würden. In 2018 wurde nun deutlich, dass die Realität etwas anders aussieht: Zwar steigt die Stückzahl der Pakete die ausgeliefert (und returniert) werden durchaus immer weiter an. Aber Amazon ist inzwischen so mächtig, dass es die Deutsche Post im Preis immer weiter drücken kann. Es hapert also an der Profitabilität und eine Lösung ist hier nicht wirklich in Sicht. Im Gegenteil: Amazon übernimmt zunehmend die Auslieferung auch noch selber. Hier ein sehr guter Artikel aus "Der Zeit" zu diesem Thema (Paywall). Wie Teile des Einzelhandels zählt die Deutsche Post quasi zu den Unternehmen, die "amazonisiert" werden. Bei der Fülle an Problemfällen wiegt es umso schwerer, dass mit Fresenius und Fresenius Medical Care nun auch noch zwei der besten DAX-Performer des letzten Jahrzehnts in Schwierigkeiten geraten. Zusammen hatten beide vor der Gewinnwarnung einen DAX-Anteil von fast fünf Prozent. Fresenius verlor am Freitag fast 16 Prozent! Das Unternehmen kappt wegen noch mehr Gegenwinds im laufenden Geschäft und hohen Investitionen seine mittelfristigen Ziele für Umsatz und Gewinn. Vor allem in seinen Privatkliniken in Deutschland und im Geschäft mit Nierenerkrankungen bei der Tochter Fresenius Medical Care (FMC) bekommt der Konzern Druck. Fresenius veröffentlicht damit bereits die zweite Gewinnwarnung in diesem Jahr! Seit Mitte Oktober summieren sich die Verluste bei Fresenius auf über 40 Prozent. Das ist drastisch und wäre zuvor ausgerechnet bei diesem Titel wohl kaum für möglich gehalten worden! Der Dialysespezialist leidet unter schwächelnden Geschäften mit Nierenerkrankungen im wichtigen US-Markt und den wirtschaftlichen Turbulenzen in Schwellenländern, wie die Hyperinflation in Argentinien. Und in den knapp 90 Privatkliniken von Fresenius Helios hierzulande, darunter Berlin, Erfurt und Wiesbaden, belastet der Trend zu ambulanten Behandlungen: Weniger Patienten bleiben über Nacht, was die Einnahmen drückt. Mittel- und langfristig bleibt Fresenius aber zuversichtlich, u.a. wegen der Wachstumsfantasie in China. 2019 werde aber noch ein Übergangsjahr. Perspektiven für uns als Anleger Wird also der DAX jetzt tatsächlich nach und nach sturmreif geschossen. Wird sich die schwache Performance fortsetzen? Zunächst einmal sollten wir uns als Anleger verdeutlichen wie schwach die Performance tatsächlich in den letzten Jahren war: Der DAX ist ja im Gegensatz zum Dow Jones (Kurs-Index) ein Performance-Index, d.h. ausgeschüttete Dividenden werden mit eingerechnet beim Kurs. Deshalb müsste eigentlich der DAX früher oder später den Dow Jones überholen. In den letzten drei Jahren war aber exakt das Gegenteil der Fall. Während der Dow Jones von ca. 17.500 Punkte auf aktuell 25.000 Punkte gestiegen ist und damit ein Plus von 43 Prozent erzielt hat, schaffte der DAX gerade mal in etwa plusminus null. Das sagt jedoch überhaupt nichts über die Zukunftsperspektiven aus. Ich denke man muss im DAX unterscheiden zwischen Werten, die tatsächlich in strukturellen Schwierigkeiten stecken wie z.B. die Autobauer oder auch die Deutsche Post und solchen die nur in zyklische Abschwünge zu geraten drohen oder durch Sondereffekte (wie die Klagen bei Bayer) oder beides belastet werden. Selbst bei den Autobauern ist es aus meiner Sicht noch keinesfalls ausgemachte Sache, dass diese sich operativ tatsächlich so dramatisch schlecht entwickeln werden wie das die extrem niedrigen KGVs (zwischen sechs und sieben für 2018, zwischen fünf und 6,7 für 2019) andeuten. Umgekehrt spricht bei Tesla vieles dafür, dass das starke und sehr profitable dritte Quartal durch Einmaleffekte aufgepeppt worden ist. Ob Tesla wirklich perspektivisch dominierend in der Automobilbranche werden kann, daran habe ich weiter große Zweifel. Zudem sollten wir als Anleger auch nicht die Selbstheilungskräfte eines solchen Index unterschätzen. In der zweiten Reihe gibt es durchaus interessante Werte, die gegebenenfalls nachrücken könnten, wenn einzelne DAX-Aktien performancemäßig weiter wegbrechen sollten. Dazu gehört zum Beispiel die Medizintechniksparte von Siemens, Siemens Healthineers, die nach Marktkapitalisierung eigentlich schon im DAX wäre, aber bei der der Freefloat bisher noch zu gering ist. Perspektivisch sind auch United Internet oder Symrise interessante Kandidaten. Schlecht sieht es dagegen im E-Commerce-Segment aus. Hier wurden dem Highflyer Zalando zuletzt kräftig die Flügel gestützt. Die Aktie ist weit vom DAX entfernt. Nach wie vor gibt es aber auch im DAX erfolgreiche Aktien mit guten Zukunftsperspektiven: zum Beispiel die Deutsche Börse AG, die ich im 2. Teil des Updates vorstellen werde. MEIN FAZIT: Wer wirklich langfristig denkt, der findet aktuell bei deutschen Aktien eine interessante Einstiegsgelegenheit. Wichtig ist nur, dass Du als Anleger nur Qualitätsaktien kaufst oder alternativ einen ETF auf den Index.
Deutsche Börse AG – Starkes Geschäftsmodell Als beste DAX-Aktie 2018 wird mit derzeit +57% Wirecard angegeben. Allerdings hat die Aktie die Performance bereits vor der DAX-Aufnahme erzielt. Ich bin wie erwähnt in diesem Video bereits ausführlich auf Wirecard eingegangen. Eigentlicher Spitzenreiter ist daher die Deutsche Börse AG, die in diesem schwachen Börsenjahr immerhin noch um momentan knapp 24% zulegen konnte. Die Gruppe Deutsche Börse ist eine der größten Börsen der Welt. Sie organisiert transparente und sichere Märkte für Investoren, die Kapital anlegen, und für Unternehmen, die Kapital aufnehmen. Sie deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette im Finanzgeschäft ab. Ihre Geschäftsfelder reichen von der Wertpapierzulassung über den Handel, die Verrechnung und Abwicklung bis hin zur Verwahrung von Wertpapieren und anderen Finanzinstrumenten sowie Sicherheiten- und Liquiditätsmanagement. Darüber hinaus bietet sie weltweit IT-Services, Indizes und Marktdaten. Dieses integrierte Geschäftsmodell mit verschiedenen Erlösquellen vermindert die Abhängigkeit vom reinen Handelsgeschäft und bietet Wachstumsmöglichkeiten in verschiedene Richtungen. Das Unternehmen hat seine Zentrale am Finanzplatz Frankfurt und ist mit mehr als 5.000 Mitarbeitern global präsent, u.a. in Luxemburg, Prag, London, Zürich und Moskau, in New York und Chicago, in Hongkong, Singapur, Peking und Tokio. Nach einem herausfordernden Jahr 2017 (Scheitern der Fusion mit der London Stock Exchange, geringe Volatilität und Niedrigzinsumfeld an den Kapitalmärkten; Insiderhandels-Skandal um den ehemaligen Vorstand Kengeter) läuft es in 2018 wieder sehr gut. Stärkere Kursschwankungen sowie ein höheres Zinsniveau in den USA haben der Deutschen Börse von Juli bis September zu prozentual zweistelligen Zuwachsraten bei Umsatz und Ergebnis verholfen. Höhere Volatilität = mehr Erfolg? Warum? Stärkere Kursschwankungen führen zu mehr Nervosität und insgesamt zu mehr Handelsumsätzen. Steigende Zinsen erhöhen den Bedarf der Unternehmen nach Absicherungsgeschäften mit denen sich diese ein bestimmtes Zinsniveau quasi sichern möchten. Der Grund: Speziell stark verschuldete Unternehmen leiden unter steigenden Kreditzinsen, weil der Zinsendienst einen immer größeren Teil der erwirtschafteten Erträge auffrisst. Davon profitiert das Derivategeschäft. Komplizierter wird es bei der Frage, warum und wie die Deutsche Börse von einem höheren Zinsniveau in den USA profitiert? Hier kommt die Abwicklungstochter Clearstream ins Spiel. Früher haben Banken die Wertpapiere ihrer Kunden selbst gehandelt und verwaltet. Das ist lange vorbei. Der Aufwand ist hier viel zu hoch. Das übernehmen inzwischen Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, wie z.B. Clearstream mit Sitz und Luxemburg. Hauptaufgabe: Die Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren. Clearstream konnte neue Emittenten von seinen Dienstleistungen überzeugen und das Volumen der verwahrten Vermögenswerte teils durch Kapitalzuflüsse aus den USA steigern. Hintergrund für den Erfolg von Clearstream ist sein technologisches Know-how. Mit der von Clearstream bereitgestellten Abwicklungsinfrastruktur Vestima® können alle Fondsarten, von Investmentfonds bis hin zu Hedge-Fonds, auf einer einzigen Plattform bearbeitet werden. Zentralisierte Lösungen wie diese unterstützen die Marktteilnehmer bei der Einhaltung aufsichtsrechtlicher Anforderungen und neuer Vorschriften zur Risikominimierung. So konnte Clearstream z.B. im Juni 2017 das Schweizer Bankhaus Vontobel als Kunde für die Optimierung und Konsolidierung der Abwicklung von Dritt-Hedgefonds gewinnen. Die Blockchain bei der Deutschen Börse Apropos technologisches Know-how: Die Deutsche Bundesbank und die Deutsche Börse haben jüngst im Rahmen des BlockBASTER-Projekts zwei Prototypen zur Wertpapierabwicklung auf Basis der Blockchain-Technologie entwickelt. Sie sehen Potenzial diese Plattformen auch in hochvolumigen Systemen anzuwenden, u.a. bei der Abwicklung von Wertpapiertransaktionen, Zahlungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen bei Fälligkeit einer Anleihe. So, und jetzt aufgepasst, liebe Bitcoin-Bullen, wie die meisten Unternehmen, die in diesem Bereich forschen, handelt es sich um eine geschlossene Architektur, bei der nur zugelassene Teilnehmer mitwirken. Das geht gar nicht anders, um die regulativen Anforderungen im Finanzsektor zu erfüllen. Das zeigt: 1. Dass die Bedeutung der Blockchain im Wirtschaftsleben tatsächlich zunimmt und damit große Effizienzgewinne möglich sind. Mit dem Bitcoin, der ja auf einer offenen Blockchain basiert, hat das aber überhaupt nichts zu tun. 2. Das die Deutsche Börse AG viel mehr als eine Handelsplattform ist, sondern eben auch ein Technologieunternehmen. Zurück zu Clearstream: Clearstream hat als Wertpapiersammelbank aber auch eine Banklizenz. Und diese Banklizenz nutzt Clearstream z.B. auch zur kurzfristigen Wiederanlage der verwahrten Kundengelder - und aus dieser Anlage erzielt man Zinseinnahmen. Nichts anderes machen ja herkömmliche Banken auch. 51% dieser Bareinlagen lauten auf US-Dollar. Und weil die Zinsen in den USA gestiegen sind, stiegen eben auch die Zinseinnahmen von Clearstream und damit der Deutschen Börse. Clearstream als Ganzes erzielt immerhin rund ein Drittel der Gesamtumsätze und des Gesamtgewinns der Deutschen Börse AG. Clearstream war - auf Grund der beschriebenen Effekte - der große Wachstumstreiber bei der Deutschen Börse AG in 2018. Clearstream insgesamt ist sehr komplex. Wegen der Komplexität sei Clearstream bislang der am wenigsten durchschaute Bereich des Börsenbetreibers, schrieb z.B. am Montag auch Analyst Benjamin Goy von der Deutschen Bank. Insgesamt ist das Wachstum der Deutschen Börse AG aber nicht überbordend. Die Jahresprognose sieht einen Anstieg der Nettoerlöse aus strukturellen Wachstumschancen um mindestens 5% sowie einen Zuwachs beim bereinigten Konzern-Periodenüberschuss von mindestens 10% vor. Im Rahmen der Roadmap 2020 will der Vorstand die Position der Deutschen Börse als führender europäischer Infrastrukturanbieter für die Finanzmärkte ausbauen. Neben Investitionen in Zukunftstechnologien und dem organischen Wachstum sollen auch zielgerichtete Zukäufe erfolgen. Vorteil: Das Geschäftsmodell ist stark skalierbar. Zudem spiele der Brexit dem Börsenbetreiber in die Karten, da aus regulatorischen Gründen ein Teil des Euro-Clearings von London nach Frankfurt verlegt werden dürfte. Was ist negativ? Die Papiere sind im historischen Vergleich bereits hoch bewertet. Das 2018er-KGV liegt bei 21, das für 2019 bei 19. Die Absicht größere Übernahmen zu tätigen ist auch mit Risiken verbunden. Andere große Börsen versuchen dies auch. Analysten kritisieren, die Deutsche Börse habe bei Übernahmen in der Vergangenheit eher zu viel bezahlt. Zudem wäre eine längere Seitwärtsbewegung an den Börsen schlecht für die Handelsumsätze, wobei zumindest diese Gefahr aktuell eher nicht besteht. Deutsche Börse AG (ISIN: DE0005810055) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 17/18e/19e | Kurs | 581005 / DB1 | 21 Mrd. EUR | 21 / 21 / 19 | 111,10 EUR | MEIN FAZIT: Die Deutsche Börse hat ein exzellentes Geschäftsmodell: Profitabel, skalierbar, verschiedene Einnahmequellen. Dazu ist man technologisch so stark, dass man es auch schafft, im Ausland via Clearstream seine Marktanteile auszubauen. Obwohl die Aktie nicht günstig ist, ist das Papier aus meiner Sicht durchaus kaufenswert. Getreu dem Motto von Warren Buffett: Ich kaufe lieber ein exzellentes Geschäft zu einem fairen Preis, als ein durchschnittliches Geschäft zu einem günstigen Preis. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegen daher keine Interessenskonflikte vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report >> Die nächste Ausgabe erscheint am 15. Dezember Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen. Gerne kannst Du uns auch Themenvorschläge unterbreiten. Fragen und Anregungen bitte per Mail an [email protected] Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten! 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