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Liebe Leserinnen & Leser,
es gibt sie weiterhin, die Politiker und Politikerinnen, denen der Boom des Online-Handels ein Dorn im Auge ist. Nun macht gerade eine Forderung von der wirtschaftspolitischen Sprecherin der bayrischen SPD-Landtagsfraktion, Annette Karl, die Runde: Sie fordert einen "Innenstadtfonds", der durch eine zunächst zeitlich begrenzte Abgabe durch den Online-Handel gespeist wird. Meine Meinung: den Online-Handel immer wieder zum Buhmann zu machen und Abgaben zu fordern, wie es schon vor Corona der Philosoph Richard David Precht getan hat, ist kontraproduktiv. Dabei gibt es längst zahlreiche Initiativen, um stationäre Händler mit Online-Plattformen zu verknüpfen - und jedem steht es frei, parallel aus seinem Laden via Amazon, eBay oder Zalando zu verkaufen.
Herzliche Grüße, Ihr Florian Treiß
Der österreichische Investor René Benko, zu dessen Reich Galeria Karstadt Kaufhof und Luxushäuser wie das KaDeWe zählen, steht dieser Tage gleich wegen zwei Themen groß in den Schlagzeilen: Einerseits will er seine Gruppe Signa Sports United, zu der unter anderem Online-Händler wie Fahrrad.de oder Tennis Point zählen, angeblich durch einen Zusammenschluss mit der Yucaipa Acquisition Corp in den USA an die Börse bringen. Andererseits macht ein Bericht der US-Agentur Bloomberg nun auch in deutschsprachigen Medien wie dem Tagesspiegel (Paywall) die Runde, wonach die Gesellschaft Signa Prime Selection den Wert ihrer Immobilien im Krisenjahr 2020 um zehn Prozent erhöht und damit auf dem Papier für gute Gewinne gesorgt hat. Eine Analyse der Geschäftszahlen der vergangenen Jahre zeigt demnach, dass dieses Vorgehen System hat. Gute Gratis-Zusammenfassungen des Berichts auf Deutsch gibt's bei der Kleinen Zeitung und bei Institutional Money.
Der Hamburger Modeversender About You konnte seinen Umsatz im nun abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/2021 um rund 60 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigern. Dabei sank der Verlust von 8,7 auf 5,3 Millionen Euro senken. Zudem hat About You nun eine wichtige Hürde auf dem Weg zu einem möglichen Börsengang genommen und firmiert nun als Aktiengesellschaft. Entsprechend hat About You auch den dafür erforderlichen Aufsichtsrat eingerichtet, der von Sebastian Klauke, E-Commerce-Vorstand des Mehrheitseigentümers Otto Group, geleitet wird. Unterdessen berichtet Business Insider, dass About You in der Vergangenheit einen Zusammenschluss mit Zalando erwogen habe, dieser aber nun vom Tisch sei.
Ist das der Beginn einer neuen "Deutschland AG", wie man einst die Verquickungen von Deutschlands Konzernen über gegenseitige Aufsichtsratsmandate und Kapitalbeteiligungen bezeichnete? Auf jeden Fall holt der Online-Modehändler Zalando den Chef von Delivery Hero, Niklas Östberg, in seinen Aufsichtsrat. Das habe aber nichts mit eigenen Anteilen Östbergs an Zalando zu tun, sagte ein Zalando-Sprecher. Stattdessen habe der Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats ihn wegen seiner Kompetenzen ausgewählt. Östberg bringe von Delivery Hero Erfahrungen in vielen Märkten mit, in denen auch Zalando aktiv sei, so Aufsichtsratschefin Cristina Stenbeck. Unterdessen hat Zalando Partnerprogramm Connected Retail auf Frankreich ausgedehnt, wo nun ebenfalls stationäre Händler ihre Produkte bei Zalando anbieten können.
Nicht nur der tschechische Online-Supermarkt Rohlik strebt als Knuspr nach Deutschland, sondern auch der norwegische Anbieter Kolonial, der sich gerade in Oda umbenennt. Das Unternehmen hat gerade 223 Millionen Euro von den Investoren Softbank, Prosus (Naspers) und Kinnevik einsammeln können. Laut eigenen Angaben hat Oda in Norwegen einen Marktanteil von 70 Prozent bei den Online-Supermärkten und setzte dort vergangenes Jahr rund 200 Millionen Euro um. Laut der Investorenmeldung von Prosus wird der Marktstart von Oda in Deutschland für 2022 vorbereitet.
Wie berichtet, wollen Martin Wild, ehemaliger CDO von MediaSaturn, und Sternekoch Holger Stromberg mit dem Startup Organic Garden überdachte Indoor-Farmen etablieren. Nun gibt's einen ersten Vorgeschmack: Voraussichtlich kommende Woche will Organic Garden einen kleinen Laden am Münchner Viktualienmarkt eröffnen, dort gibt es dann den "Green Hot Dog" (Bild via Martin Wild auf Instagram) zu kaufen: Fastfood aus hochwertigen und vor allem rein pflanzlichen Bio-Zutaten. Kurz darauf soll ein Online-Shop folgen und im Sommer der Bau einer großen Biofarm in der Gegend um München beginnen. Auch ein Besucherzentrum und eine Markthalle soll es dort dann laut "Süddeutsche" geben.
Der Markt für Secondhand-Kleidung boomt nicht nur in Deutschland z.B. bei Mädchenflohmarkt, sondern auch in den USA z.B. bei The RealReal, das 20 Millionen Nutzer hat. Was dabei erstaunt: Die Online-Plattform expandiert in die Fläche und baut ein eigenes Netz mit Secondhand-Läden auf. Ja, richtig gelesen, stationärer Handel! Nachdem es schon einige größere Flagship Stores in New York, San Francisco, Los Angeles und Chicago gab, kommen seit vergangenem Herbst verschiedene "Neighboorhood Stores" hinzu. Die sollen auf nur knapp 200 Quadratmetern ein kuratiertes Sortiment von Secondhand-Kleidung bieten, das besonders gut zum jeweiligen Stadtteil passen soll. Seit dem Herbst wurden bereits fünf solcher Läden u.a. in Brooklyn, Palo Alto und Greenwich (Connecticut) eröffnet. Bis zum Sommer sollen fünf weitere Läden öffnen.
Wie angekündigt hat der Omnichannel-Optiker Mister Spex nun erstmals eine Filiale außerhalb Deutschlands eröffnet, und zwar im Süden Wiens in der Mall Shopping City Süd (SCS), einem der größten Shopping-Center Europas. Der Store bietet auf einer Verkaufsfläche von mehr als 100 Quadratmetern eine Auswahl von über 900 Brillen und Sonnenbrillen. Die Sortierung folgt dabei dem Aufbau des Online-Shops und ist unterteilt nach Brillenform, -größe sowie -farbe. Gleichzeitig haben Kundinnen und Kunden vor Ort Zugriff auf das gesamte Online-Portfolio mit mehr als 10.000 Modellen von über 100 Marken. Wenn Sie sich darüber hinaus für aktuelle Technologie-Trends im Optik-Handel interessieren, dann hat Stores + Shops einen Hintergrundbericht für Sie.
Das Fachblatt TextilWirtschaft wird 75 Jahre alt - herzlichen Glückwunsch an die Kolleginnen und Kollegen in Frankfurt! Anlässlich des Jubiläums hat das auch einfach nur "TW" genannte Magazin einige interessante Artikel kostenlos auf seiner Website veröffentlicht - unser Lesetipp zum Wochenende. So wirft die Geschichte "350 Jahre Wartezeit auf einen Mantel" einen Rückblick auf die Anfänge des Magazins zur Zeiten der Nachkriegs-Mangelwirtschaft. Außerdem gibt's ein ausführliches Interview mit Stardesigner Wolfgang Joop sowie ein langes Stück darüber, was der ehemalige Kaufhof-Chef Lovro Mandac eigentlich heute so macht.
Außerdem zum Wochenende noch ein Hörtipp: Wolfgang Krogmann, ehemaliger Deutschlandchef von Primark, hat in der neuen Ausgabe seines Podcasts "Retail Talker" Markus Fuchshofen und Daniel Füchtenschnieder von Bonprix zu Gast. Die Beiden sind verantwortlich für Fashion Connect, einen spannenden Concept Store auf der Mönckebergstraße in Hamburg, den wir Ihnen hier auf Location Insider bereits vorgestellt haben und der das Beste aus Offline und Online verbindet. Der Podcast verspricht eine virtuelle Journey durch den Store sowie Hintergründe zu den digitalen Entwicklungen innerhalb des Ladens.
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