Liebe Frau Do, weltweit sind die Videoaufnahmen eines schreienden und wütenden Mobs auf den Straßen von Chemnitz zu sehen, der vermeintliche Ausländer jagt, rechte Parolen skandiert und den Hitler-Gruß zeigt, ohne dass die Polizei eingreift. Deutschlands Reputation leidet, die Bilder aus Sachsen liefen gestern bei CNN International den ganzen Tag. Dass Chemnitz mehr ist als ein Hort für den braunen Sumpf, wissen wir natürlich. Unser Berliner Chefreporter Gregor Mayntz hat vor Ort mit vielen Bürgern und Offiziellen gesprochen, aber auch Freunde des getöteten Daniel H. getroffen, mit dessen brutalem Tod alles begann. Thilo Sarrazin hätte sich keine bessere Stimmung aussuchen können für sein islamfeindliches Buch, das er gestern in Berlin vorstellte. Der Volkswirt mit der SPD-Mitgliedschaft hat sich nach seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ erneut seinem Lieblingsthema gewidmet: den Muslimen. Er warnt schon im Titel vor einer „feindlichen Übernahme“. Seine Argumente: die höhere Geburtenzahl bei muslimischen Zuwanderern, der angebliche Siegeszug des konservativ-orthodoxen Islams und die vermeintliche Vehemenz, mit der Muslime ihren Glauben in die Gesellschaft tragen. Der reißerische Titel und die pauschalisierenden Thesen dürften die ohnehin grassierenden Ressentiments im Land gegen Muslime weiter schüren. Trotzdem müssen wir uns als Journalisten die Frage stellen: Hat er recht? Ich habe meine Kollegen Lothar Schröder, Eva Quadbeck und Henning Rasche gebeten, sich mit Sarrazins Thesen zu beschäftigen und sie einem Realitätscheck zu unterziehen. Hier lesen Sie das Ergebnis. Mitreden. Mitdiskutieren. Mitmachen. Heute startet am Düsseldorfer Rheinufer das große Medienfestival „Campfire“, das die Rechercheorganisation Correctiv mit freudiger Unterstützung der Rheinischen Post veranstaltet. Um 15 Uhr geht‘s los. Thomas Geisel (Oberbürgermeister Düsseldorfs), Johannes Werle (CEO Rheinische Post Mediengruppe) und David Schraven (Herausgeber Correctiv) eröffnen in unserem RP-Zelt das 48-Stunden Festival für Journalismus und digitale Zukunft. Was Sie erwartet? 2 Bühnen, 15 Zelte, 150 Veranstaltungen, bei denen jede Menge spannende Persönlichkeiten über Trends & Technologien, Titel & Thesen und die Zukunft der Medien in einer Zeit des Umbruchs sprechen. Kommen Sie vorbei! Der Eintritt ist frei, und wir werden live aus dem Zirkus-Zelt direkt vor dem Landtag berichten. „Willkommen im Medienzirkus“ ist unser Motto. Auf welche Diskussionsrunden und Programmhöhepunkte ich mich besonders freue, lesen Sie hier. Herzlich Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |