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Fraglich ist z.B. auch, ob die Dividende bei Altria, der ehemaligen Philipp Morris, noch sicher ist? Der Tabak-Gigant begibt sich auf eine wagemutige Einkaufstour und verschuldet sich hoch. Nun gab es am Dienstag schon wieder ein neues - wenn auch relativ kleines - Investment. Lest, was dahinter steckt! Der Risikokapitalfonds von Altria, Altria Ventures, investiert 12 Millionen US-Dollar in Lexaria Bioscience und dessen DehydraTECH-Technologie. DehydraTECH soll die Performance von Wirkstoffen, die oral eingenommen werden, in vier Bereichen verbessern: Geschmack und Geruch, Wirkzeit, Aufnahmefähigkeit des Körpers (Absorptionsfähigkeit) und Bioverfügbarkeit (also wie schnell steht der Stoff am Wirkort zur Verfügung). Die Technologie ist patentiert. Der Wirkstoff auf den es Altria abgesehen hat ist - natürlich - Nikotin. Normalerweise kann der Körper Nikotin, das nicht durch Rauchen in den Körper gelangt, sondern z.B. durch Kapseln, nicht gut aufnehmen. Es kann zu Magen-Darm-Beschwerden kommen und das Nikotin wird teilweise in der Leber umgewandelt, bevor es tatsächlich im Körper wirken kann. Die DehydraTECH-Technologie soll das verhindern. Ich hatte die Lexaria-Aktie bereits im September meinen Breakout-Trader-Lesern (www.breakout-trader.de) vorgestellt. Denn: Die Technologie ist auch für Cannabis-Unternehmen interessant. Sie wird von einigen kleineren Cannabis-Ölherstellern auf Lizenzbasis verwendet. Spannend könnte für Lexaria auch der Bereich cannabishaltige Getränke sein. Es gibt bereits erste Hersteller wie Ceria aus Colorado, die THC-haltiges Bier herstellen, das dann allerdings meist alkoholfrei ist. Noch sind die Umsätze von Lexaria aber sehr gering. Ich hatte damals zum Abwarten und Beobachten geraten mit dem Verweis, dass man den Gewinn eines wichtigen, bekannteren Lizenzpartners abwarten sollte. Das ist nun zwar der Fall und das Investment von Altria unterstreicht die Werthaltigkeit der Technologie. Altria wird Lexaria für jedes verkaufte Nikotinprodukt, das DehydraTECH enthält, eine Lizenzgebühr zahlen. Noch gibt es aber diese Produkte nicht. Der Kurs sprang zwar nach Bekanntgabe der Meldung am Dienstag von ca. 1,30 bis auf knapp 1,70 US-Dollar nach oben, scheint sich nun aber im Bereich 1,50 bis 1,60 US-Dollar einzupendeln. Damit bewegt sich die Aktie noch weit unterhalb des Allzeit-Hochs, das Ende 2017 im Zuge des Cannabis-Hypes bei 2,43 US-Dollar erreicht worden war. Die Marktkapitalisierung liegt bei 123 Millionen US-Dollar. Lexaria Bioscience Corp. (ISIN: US52886N3070) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | A2ACB4 / LXRP | 123 Mio. USD | negativ | 1,55 USD | Mein Fazit zu Lexaria: Ich finde die Zeit für einen Kauf ist noch nicht reif, weil nicht absehbar ist, wann Lexaria erstmals nennenswerte Lizenzumsätze erzielen wird. Von daher würde ich hier weiter abwarten. Und Altria? Ein Betrag von 12 Millionen US-Dollar ist natürlich für einen Giganten wie Altria eine relativ geringe und unbedeutende Summe, gerade auch im Vergleich zu den Anteilskäufen beim E-Zigaretten-Hersteller JUUL und dem Cannabis-Produzenten Cronos, in die Altria ja insgesamt fast 15 Milliarden Euro investiert hat. Das Investment ist aber aus einem anderen Grund bemerkenswert: Hauptzweck für die Einnahme dieser Produkte wird es sein, Rauchern dabei zu helfen, aufzuhören. 69 Prozent aller Raucher in den USA wollen dies laut Lexaria. Nikotin ist bekanntermaßen der Stoff in der Zigarette, der süchtig macht. Die Idee ist ähnlich wie bei den auch hierzulande bekannten Nikotin-Kaugummis, dass der Körper weiter Nikotin erhält, also die Sucht befriedigt wird, ohne dass man dafür eine Zigarette rauchen muss. Nur eben mit dem Unterschied, dass die Produkte mit DehydraTECH viel besser funktionieren sollen. Wie gut und wie erfolgreich sie dann in der Praxis tatsächlich sein werden, bleibt natürlich trotzdem abzuwarten. Aber alleine die Tatsache, dass Altria in eine Technologie investiert, deren Zweck es u.a. ist, die Leute dazu zu bewegen, mit dem Rauchen aufzuhören, macht deutlich: Altria ist inzwischen bereit, neue Einnahmequellen zu suchen, selbst wenn diese unmittelbar das Kerngeschäft des Unternehmens bedrohen, also dazu beitragen, dass noch weniger Zigaretten geraucht werden. Die Frage ist daher für uns als Anleger: Sollen wir wirklich in ein Unternehmen investieren, das sich gezwungen sieht, das eigene Kerngeschäft zu kannibalisieren und dafür auch noch einen Haufen Geld zu bezahlen? Ist die Aktie schon günstig genug? Die Antwort lautet: Das hängt vom Preis ab bzw. auch davon wie lange Altria noch in der Lage ist, seine üppige Dividende zu bezahlen. Bisher sah es so aus, als ob das noch länger der Fall sein könnte. Denn: Über viele Jahre gelang es Altria und der Schwestergesellschaft Philipp Morris die rückläufigen Absatzzahlen durch Preissteigerungen und Effizienzverbesserungen mehr als auszugleichen. Der Gewinn je Aktie stieg so trotzdem weiter, auch - ähnlich wie bei Apple - durch Aktienrückkäufe. Und die Dividende wurde in den letzten 13 Jahren sage und schreibe 15-mal erhöht. Die Altria-Aktie gehört zu den 5 US-Aktien mit der besten durchschnittlichen jährlichen Kursentwicklung in den 50- bzw. 100-Jahres-Rankings. Entsprechend groß ist die Anhängerschaft bei den Aktionären. Im US-Forum SeekingAlpha hat ein User geschrieben, er würde sich lieber ins Bein schießen, bevor er seinen Altria-Aktien verkaufe. Diese Beliebtheit hatte bisher ihren Preis: Altria wurde in der Spitze mit KGVs jenseits der 20 bewertet, obwohl man den Gewinn pro Aktie in den letzten Jahren nur prozentual einstellig steigern konnte und man in einem schrumpfenden Markt unterwegs ist. Die Aktie entwickelte sich zudem relativ konstant und ohne große Kurssprünge, man könnte fast schon sagen, langweilig, im positiven Sinne. Nun ist das KGV (für das aktuelle Geschäftsjahr) auf 11 gefallen - eben weil die Aktie so stark gefallen ist. Warum? Wegen JUUL! JUUL ist der aufsteigende Stern bei E-Zigaretten in den USA. Ein Unternehmen, das erst 3 Jahre alt ist, aber bereits extrem erfolgreich: JUUL ist in Rekordzeit zum Marktführer bei E-Zigaretten geworden mit einem Marktanteil von inzwischen über 75% in den USA, während die eigenen E-Zigaretten von Altria enttäuschten. Und JUUL wächst rasant: Die Umsätze explodierten von 2016 auf 2017 um das Siebenfache auf 1,5 Mrd. US-Dollar in 2017. In 2018 dürften es bereits über 2 Mrd. US-Dollar gewesen sein. Nicht zufällig sank der Prozentsatz der Raucher von klassischen Zigaretten unter den 18- bis 24-jährigen von 2016 auf 2017 von 13 auf 10 Prozent. Das ist ein dramatischer Verfall für einen so kurzen Zeitraum. Altria sieht offenbar im klassischen Geschäft seine Felle davon schwimmen und sah sich gezwungen sofort zu reagieren. Manche sprechen auch von Panikkäufen und dass Altria bereit gewesen sei, quasi jeden Preis zu bezahlen und auf jede Bedingung einzugehen, um an den 35-Prozent-Anteil zu kommen. Am Ende waren es 12,8 Milliarden US-Dollar. Für diese These spricht, dass Altria nun den Anteil für sechs Jahre weder aufstocken noch verkaufen darf. Das heißt, man hat nicht die Möglichkeit die Mehrheit an JUUL zu bekommen. Das ist bei einem Deal dieser Größenordnung eher ungewöhnlich und spricht für eine schlechte Verhandlungsposition. Hinzu kommt der Cannabis-Deal: Man ist eine 45-Prozent-Beteiligung am mittelgroßen kanadischen Cannabis-Produzenten Cronos eingegangen, die man sich weitere 1,8 Milliarden US-Dollar hat kosten lassen. Der Deal ist ähnlich strukturiert wie die Beteiligung von Constellation Brands an Marktführer Canopy Growth. Soll heißen: Altria hat hier über Optionen die Möglichkeit, sich die Mehrheit an Cronos zu sichern. Trotzdem: Ob dieses Investment zu diesem Preis sich wirklich eines Tages rentieren wird, ist sehr fraglich. Die Bullen argumentieren, dass Altria sich die Investments locker leisten kann. Das ist Stand jetzt richtig: Der freie Cashflow, der pro Jahr erwirtschaftet wird, lag zuletzt bei 7,1 Mrd. US-Dollar. 6 Mrd. US-Dollar wurden an Dividenden ausgeschüttet. Die Verschuldung wird bei 26 Milliarden US-Dollar liegen. Bisher zahlt man darauf 230 Mio. US-Dollar an Zinsen. Hinzu kommen werden rund 500 Mio. US-Dollar. Gleichzeitig will man aber über ein weiteres Kosteneinsparprogramm in etwa diese 500 Mio. US-Dollar einsparen. Der Cashbestand beträgt bei 2,4 Mrd. US-Dollar. Das sieht alles durchaus noch machbar aus und sogar etwas Geld für weitere Aktienrückkäufe könnte noch übrig sein. Aber eben nur, wenn das bisherige Cashflow-Niveau zumindest in etwa gehalten werden kann. Brenzlig wird es dann, wenn es nicht wie geplant läuft. Wenn bei JUUL das Wachstum aus irgendwelchen Gründen ins Stocken gerät. Denn: Altria kann weder seine Beteiligung an JUUL innerhalb der nächsten sechs Jahre verkaufen noch die Beteiligung an AB-InBev. Das ist in den Verträgen so vorgesehen. Und dann bliebe im Ernstfall als einziger Ausweg eine Senkung der Dividende. Und das käme bei Altria einer Götterdämmerung gleich, weil dann viele, viele langjährige und erfolgsverwöhnte Aktionäre wohl abspringen würden. Altria Group Inc. (ISIN: US02209S1033) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | 200417 / MO | 727 Mrd. USD | 12 / 11 / 10 | 48,40 USD | MEIN FAZIT: Ich fürchte, dass Altria innerhalb der nächsten fünf Jahre erstmals seine Dividende kürzen wird. Wenn das passiert dürfte ein großer Teil der Aktionärsbasis wegbrechen und das könnte die Aktie auf neue Tiefs bringen. Kurzfristig ist zwar eine Gegenbewegung auf die hohen Kursverluste möglich. Mittel- und langfristig rate ich aber von einem Kauf ab. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es können daher keine Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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