Heike Nieder über Schwangerschaften, die zu früh enden.
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21. April 2023
Familie
Alles, was Eltern interessiert
Heike Nieder
Redakteurin Digitale Ausgabe
SZ Mail
Guten Tag,
diese Sätze haben sich mir eingeprägt, eine Frau sagte sie bei einem Kurs zur Verarbeitung einer frühen Fehlgeburt:

„Für mich war das Thema Fehlgeburt vorher nicht präsent. Ich dachte, Schwangerschaft ist ein natürlicher Vorgang, der funktioniert. Jetzt stelle ich mir die Frage, was ist eigentlich kaputt bei mir.“

Viele Betroffene erleben das Ende einer Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen genau so. Das habe ich bei der Recherche zu diesem Text über frühe Fehlgeburten festgestellt. Die meisten sind unvorbereitet und glauben, nicht richtig „funktioniert“ zu haben. Viele fühlen sich allein gelassen und von ihrem Umfeld nicht verstanden. Die Kursleiterin und Familientherapeutin Daniela Nuber-Fischer bezeichnet die Fehlgeburt, insbesondere die im ersten Trimenon der Schwangerschaft, als ein Tabu.

Nicht, weil niemand darüber spricht, die sozialen Medien sind voll mit Berichten von betroffenen Frauen. Auch in der Süddeutschen Zeitung erscheinen immer wieder Texte, zuletzt fragte sich meine Kollegin Anna Fischhaber hier nach den Gründen für das Tabu rund um das Thema Fehlgeburt. Und hier können Sie ein Porträt von Natascha Sagorski lesen, die für einen Mutterschutz auch nach zu früh zu Ende gegangenen Schwangerschaften kämpft. Dennoch wissen viele Frauen bis zu dem Moment, in dem sie selbst eine erleben, nicht wirklich über Fehlgeburten Bescheid.

Welche Ursachen insbesondere die frühe Fehlgeburt in den ersten drei Monaten hat, wie Ärzte damit umgehen und Frauen sich dabei fühlen – darüber habe ich nun diesen Text geschrieben. Ich habe dafür mit einem Reproduktionsmediziner gesprochen, der mir genau erklärt hat, unter welchen Bedingungen sich ein Embryo nicht weiterentwickeln kann und was dabei im Körper der Frau passiert. Eine Frauenärztin aus Berlin erläuterte mir, warum sie es vorzieht, manche Frauen nicht zur Ausschabung zu schicken, sondern die Blutung mit Medikamenten herbeizuführen. Auch eine Hebamme habe ich befragt. Sie sagte, meistens brauche es keine medizinische Intervention. Der Körper der Frau regele die frühe Fehlgeburt von alleine.

In all diesen Gesprächen habe ich erfahren, wie schmerzvoll eine Fehlgeburt auch am Anfang einer Schwangerschaft sein kann. Trotzdem habe ich das Gebäude am Abend des Kurses mit einem Lächeln verlassen: Am Ende haben die Frauen mit bunten Kreiden eine liegende Acht auf ein Blatt Papier gemalt. Eine Seite stand für Trauer, die andere für Hoffnung. „Ich stehe hier“, sagte eine Teilnehmerin und zeigte auf einen dicken, schwarzen Fleck im rechten Bauch der Acht. „Das ist ein schwarzes Loch.“

Dann fuhr sie mit dem Finger die Acht entlang. Er blieb stehen auf der gegenüberliegenden Seite. Im Bauch der Acht ein großes, gelbes Herz. „Zuversicht“, stand da. „Vertrauen“. Die Frau sagte: „Ich glaube daran, dass es irgendwann klappt. Ich bin überzeugt, dass ich irgendwann Mama bin.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein Wochenende voller Zuversicht.

Es grüßt Sie herzlich
Heike Nieder
Redakteurin Digitale Ausgabe
SZ Mail
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