in freier Wildbahn gibt es nichts Gefährlicheres als „dynamische Lagen“. Denken Sie nur einmal an ein hübsches Ferienhaus mit Hanglage in der Toskana. Solange hier die Lage nicht dynamisch wird, wäre das eigentlich der Traum des heutigen Newsletter-Schreibers. Indes: die Lage ist leider dynamisch – zwar nicht in der Toskana, dafür aber im Großrechner der Charité. Dort, in Berlins legendärem Universitätskrankenhaus, forscht und arbeitet der Internist und Pneumologe Leif Erik Sander in einer Forschungsgruppe zur Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung. Genau der richtige Gesprächspartner also, um einmal in Erfahrung zu bringen, wie oft sich vollständig Geimpfte mit Corona infizieren. Sanders Antwort: „Die Datenlage dazu ist noch sehr dynamisch.“ Impfsicherheit klingt irgendwie anders. Und auch das, was Sander sonst noch über den aktuellsten Forschungsstand rund um die Wirksamkeit der Covid-19-Vakzine, über Durchbrüche und Delta-Mutationen sagt, lässt viel Raum für verschiedene Dynamiken: „Es ist schwierig, die Häufigkeit von Durchbruchinfektionen genau festzumachen, da sich der Impfschutz über die Zeit auch verändern kann.“ Ziemlich sicher indes zeigt sich der Charité-Forscher in dem äußerst lesenswerten Interview darüber, dass auch Geimpfte weiterhin ansteckend sind: „Wahrscheinlich ist es bei der Delta-Variante so, dass auch geimpfte Personen das Virus häufig weitergeben können […]. Jetzt gibt es zwei neue Veröffentlichungen, die zeigen, dass die Menge an Virus, die geimpfte Personen in der Nase oder im Rachen haben, möglicherweise genauso hoch ist wie bei Ungeimpften.“ Ein Lage, die derart dynamisch erscheint, dass darüber eine ganze Impfstrategie ins Rutschen kommen könnte. Reden wir also lieber über Dinge, die fix und fest sind: Die Energiewende zum Beispiel. Die nämlich ist seit einer Abstimmung im Deutschen Bundestag aus dem Jahr 2011, in der der Ausstieg aus der Kernenergie bis zum Jahr 2022 beschlossen wurde, eigentlich unumstößlich. Da rutscht nichts mehr. Indes, das riskante Jahrhundertprojekt, mit dem Deutschland der Welt zeigen wollte, wie man die Stromversorgung radikal umkrempelt, gestaltet sich problematischer als gedacht. Die Energiewende könnte doch noch scheitern, meint Cicero-Wirtschaftsredakteur Daniel Gräber, dessen Titelgeschichte aus dem aktuellen Cicero nun auch online nachzulesen ist. Gute Lektüre wünscht Ihnen Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |