Das kann für mich manchmal etwas unangenehm sein, wenn nicht alles ganz 100% passt, wenn ich mal ein Detail vergessen oder falsch dargestellt habe. Der begleitende Geldanlage-Report, den ihr hier lest, dient manchmal auch zur schriftlichen Aufarbeitung der Themen und soll euch einen Überblick geben über die betreffende Thematik. Heute geht es um das Thema Direktbanken und Broker. Kurz ein paar Worte vorab: Nach der "ersten Revolution" Ende der 90er-Jahre, der Internet-Revolution – als Anleger quasi parallel damit anfingen, Internet-Aktien zu kaufen und die Transaktionen über Online-Broker abzuwickeln – ist nun die zweite Revolution beim Aktienhandel im Gange. Zumindest werden uns die jüngsten Entwicklungen als solche verkauft. Zentraler Nutzen: Gebühren im Sinkflug Der zentrale Nutzen für uns als Anleger sind dabei sinkende Handelsgebühren. In meinem YouTube-Video dazu habe ich euch erklärt, dass das grundsätzlich eine gute Sache ist, aber nicht so neu wie uns das Anbieter wie TradeRepublic weismachen möchten. Ein niederländischer Anbieter, DeGiro, bietet bereits seit Jahren sehr attraktive Konditionen für den Aktienhandel. Für deutsche Aktien liegen die Kosten je nach Höhe der Investition zwischen 2 Euro und 5 Euro. Wer z.B. für 1.000 Euro eine DAX-Aktie über XETRA kauft, der zahlt nur noch 2,26 Euro an Gebühren. An der NASDAQ oder der NYSE kann man sogar für nur gut 50 Cent handeln. Quasi unabhängig von der Investitionssumme. Wer für 10.000 Euro Apple-Aktien kauft, der zahlt dafür gerade mal 52 Euro-CENTS(!) an Gebühren. Das ist sensationell gut. Das alles kann sich durchaus mit TradeRepublic messen. Denn: Ganz umsonst ist TradeRepublic ja auch nicht. Unter dem Strich steht da nämlich 1 Euro, die als Fremdkostenpauschale immer anfällt. Wenn Du als z.B. für 2.000 Euro die deutsche Aktie XY kaufst, dann zahlst Du bei TradeRepublic 1 Euro und bei DeGiro ca. 2 Euro. Klar, 1 Euro Differenz pro Transaktion ist auch Geld, aber kein K.O-Kriterium für einen Wechsel. Denn es gibt einen großen Nachteil bei TradeRepublic: Der Handel ist nur über die Lang & Schwarz-Exchange über den Handelsplatz Hamburg möglich. Für den Handel mit deutschen Aktien während der regulären Handelszeiten ist das o.k. Da ist die Kursstellung nämlich an der über XETRA gekoppelt. Das heißt, man dürfte ähnlich gute und schnelle Ausführungen bekommen. Problem Auslandshandel Wer allerdings auch ausländische Aktien handeln möchte, bekommt ein Problem: Die allerwenigsten ausländischen Aktien werden in Deutschland liquide gehandelt. Das führt zu hohen Spreads zwischen An- und Verkaufskurs und zu schlechten Ausführungskursen. Verlustbegrenzung via Stopp-Loss ist quasi unmöglich. Das kann schnell richtig teuer werden. Für aktive Trader macht TradeRepublic daher keinen Sinn. Aktive Trader kaufen direkt an der Heimatbörse, also in den USA an der NASDAQ oder der New York Stock Exchange (NYSE), wo der Spread viel enger ist, die Volumina höher und die Ausführungskurse besser. Ein Vorteil von TradeRepublic ist der außerbörsliche Handel, der von 07:30 bis 23:00 Uhr möglich ist. Bei DeGiro kann man nur während der regulären XETRA-Zeiten von 9:00 bis 17:30 Uhr handeln bzw. über Frankfurt. Ein außerbörslicher Handel über Tradegate oder Lang & Schwarz wird nicht angeboten. Aber: Die große Einschränkung dabei ist, dass NUR während der XETRA-Handelszeiten von 9.00 Uhr bis 17:30 Uhr der Spread an XETRA gebunden ist. Außerhalb dieser Zeit ist der Spread viel höher und erfahrungsgemäß bei Lang & Schwarz oft so hoch, dass sich ein Handel der betreffenden Aktie nicht lohnt bzw. nur in absoluten Notfällen eine Option ist, wenn man wirklich unbedingt sofort verkaufen möchte. Reiner Smartphone-Broker? Eher ein Nachteil! Auch die Tatsache, dass TradeRepublic ein reiner Smartphone-Broker ist, kann mich nicht wirklich begeistern. Was bitte ist denn der Vorteil daran, dass ich nicht mehr über den PC oder den Laptop handeln kann? Dann doch lieber DeGiro wo ein "sowohl als auch" gegeben ist. Ich persönlich habe neben DeGiro noch ein Depot bei der ING-Diba. Wenn ich wirklich mal einen etwas exotischeren deutschen Wert kaufen möchte, der nur an einer Regionalbörse notiert ist, Endor z.B., dann kann ich das immer noch über ING-Diba machen. Und wer wirklich aktiv traden will mit einer richtig guten Handelsplattform, Echtzeitkursen, Newsfunktionen, einem guten Chart-Programm etc., der ist wohl bei Interactive Brokers am besten aufgehoben. Mehr dazu gleich. Zuschauerkommentare aus dem "Aktien-Kanal" Zuvor möchte ich noch kurz auf einige Kommentare von Zuschauern zu meinem Null-Gebühren-Revolutions-Video eingehen: "Hans Clah" schreibt: "Degiro ist keine Bank sondern ein Investmentunternehmen (hier: Broker). Die Einlagen werden GRUNDSÄTZLICH in (kurzfristige) Geldmarktpapiere angelegt und unterliegen damit NICHT dem Einlagensicherungsfonds oder anderen staatlichen Sicherungen, da es sich hierbei ja um Sondervermögen handelt (auf das der Broker keinen Zugriff hat)." Das ist korrekt. Aber das ist ja kein Nachteil. Im Gegenteil: Sondervermögen sind ja separate Vermögen und damit hat nur der Anleger selber Zugriff auf diese Vermögen. Die Sicherheit ist also sehr hoch. Und zusätzlich erhält der Anleger dann ja auch noch Guthabenzinsen, wenn auch nur geringe, und muss nicht wie bei z.B. Flatex Strafzinsen bezahlen. Übrigens: DeGiro macht es hier zur Bedingung, dass der Anleger den Cashbestand nicht länger als zwei Monate "brachliegen" lässt. Ansonsten wird das Cash zwangsweise wieder zur Referenzbank zurück überwiesen. Ich kenne einen Fall aus dem Bekanntenkreis, wo das passiert ist. Weiter schreibt "Hans Clah": "Ansonsten schließe ich mich dem Post von "slatti" an: - Sondergebühren, wenn man nicht möchte, dass seine Aktien verliehen werden - Gebühren für genutzte Handelsplätze (wobei ich das noch vertretbar finde für Leute, die mindestens 2x im Jahr handeln) - diverse Sondergebühren, die in Deutschland ungewöhnlich sind." Mag sein, aber ich hab kein Problem damit, wenn meine Aktien verliehen werden. Ich habe ja selbstverständlich trotzdem jederzeit Zugriff darauf. Die Gebühren für genutzte Handelsplätze sind extrem niedrig wie gesagt und Sondergebühren fallen normalerweise keine an, wenn man nicht spezielle Dienstleistungen wie z.B. einen Depotübertrag in Anspruch nehmen möchte (z.B. 10 Euro pro Transaktion). "Gerry Müller" schreibt darüber hinaus: "Da es ein niederländischer Broker ist, findet kein Service in steuerlicher Hinsicht statt." Meine Meinung: Das ist aus meiner Sicht ebenfalls mehr ein Vorteil als ein Nachteil. Denn so muss die Abgeltungssteuer erst mit der Steuererklärung abgeführt werden. Man kann als Anleger noch das ganze Jahr in vollem Umfang die Gewinne wieder re-investieren. Klar, man muss dann den Zusatzbogen in der Steuererklärung ausfüllen, aber das ist ja kein großes Problem. Es gibt ja eine Jahresübersicht, in der alles enthalten ist. "slatti" schreibt darüber hinaus noch: "Für jeden ausländischen Handelsplatz, an dem man im Kalenderjahr aktiv war (NSY, NSQ) werden 5 EUR/USD Handelsplatz-Gebühren berechnet." Meine Meinung: Korrekt sind 2,50 Euro. Das habe ich nicht bewusst unterschlagen, ich habe es nicht entdeckt bei meinen Recherchen. Von daher "danke" für die Ergänzung. Aber mal ehrlich: 2,50 Euro Handelsgebühr pro ausländischem Handelsplatz PRO JAHR sind ja wirklich nicht viel – wenn man bedenkt wie spottbillig die Konditionen bei DeGiro ansonsten sind z.B. für die USA. Bei anderen Brokern und Direktbanken zahlt man da pro Kauf locker mal 30 Euro, wo man bei DeGiro INSGESAMT gut 50 Cent bezahlt. Die 2,50 Euro Jahresgebühr sind da sprichwörtlich "Peanuts" im Vergleich zu dem, was man da pro Jahr sonst sparen kann. Interactive Brokers: Erste Wahl für Trader So jetzt aber zu Interactive Brokers (IB): Ich bin dort ja auch Kunde und die allermeisten meiner Aktien-Transaktionen laufen über IB. Im Zusammenhang mit IB werden immer wieder auch Lynx und CapTrader genannt. Das sind letztlich beides Reseller von IB. Das heißt, sie betreiben aktives Marketing, um Kunden zu werben und versprechen einen besseren Kundenservice. Dafür sind sie aber auch etwas teurer. Marktdaten-Abogebühren für Realtime-Kurse fallen genau in der gleichen Höhe an wie bei Interactive Brokers und auch die Handelsplattform ist die Gleiche. Ich selber bin nur bei Interactive Brokers direkt und kann nicht beurteilen wie gut dieser Kundenservice ist und ob es sich deshalb lohnt, zu diesen Wiederverkäufern zu wechseln. Was ist von Interactive Brokers grundsätzlich zu halten? Also ich bin inzwischen seit 11 oder 12 Jahren dort und anfangs war das für mich – im Vergleich zu dem, was ich vorher kannte – eine echte Offenbarung und auch etwas überwältigend. Die Handelsplattform – die ihr übrigens immer bei meinen Videos im Hintergrund laufen seht, bietet unendlich viele Möglichkeiten für den professionellen Handel mit Aktien. Man kann an sehr vielen verschiedenen Börsenplätzen handeln. Der größte Vorteil dabei: Diese Plattform ist für Kunden kostenlos und auch die Handelsgebühren sind relativ niedrig. Hier gibt es eine Übersicht! Genauso wie bei DeGiro sind die Konditionen für den US-Handel besonders attraktiv. Als Trader kann man hier für 10.000 US-Dollar Apple-Aktien kaufen und zahlt nur ca. 1 US-Dollar an Gebühren. Das gilt für andere Aktien auch. Wirklich teurer wird es nur bei ganz kleinen Werten und speziell bei Pennystocks, weil dort die hohen Stückzahlen ins Gewicht fallen. Selbst da ist IB aber nicht teurer als die "herkömmlichen" Direktbanken aus Deutschland. Ein sehr großer Vorteil ist aus meiner Sicht auch die Möglichkeit, viele Aktien leerzuverkaufen. Speziell in den USA ist die Auswahl an angebotenen Werten hier riesig. Man kann sich auch direkt anzeigen lassen wie hoch die Leihgebühren pro Aktie sind. Bei deutschen Aktien werden meist nur die in den Indizes enthaltenen Aktien zum Leerverkauf angeboten. Wer speziell in Deutschland shorten möchte, ist bei ViTrade besser aufgehoben. Die Nachteile bei Interactive Brokers Nicht vergessen darf man allerdings, dass man beim aktiven Trading natürlich Echtzeit-Kursdaten benötigt, wenn man nicht komplett im Trüben fischen möchte. Und die sind nicht billig: Alleine für XETRA und Frankfurt geht das schon Richtung 20 Euro pro Monat. Stuttgart als Regional-Börse kostet noch extra. Auch die Gebühren für die großen US-Börsen sind erhöht worden. Hier muss man weitere 10 Euro pro Monat rechnen. Will man zusätzlich noch über Kanada, Australien, Hongkong oder andere europäische Börsen handeln, kostet das für jede einzelne Börse zusätzlich. So können dann je nach der Anzahl der Märkte, in denen man handelt, schnell 50 Euro und mehr pro Monat zusammenkommen. Andererseits würde ich euch aber ohnehin empfehlen, euch auf ein, zwei Märkte, z.B. Deutschland und die USA, zu konzentrieren. Liebe diese Märkte "richtig" traden, mit einer guten Marktkenntnis und sauberer Vorbereitung, als sich zu sehr zu verzetteln. Dann müsst ihr mit ungefähr 30 Euro pro Monat an Marktdatenabo-Kosten rechnen, was ich absolut vertretbar finde, weil dafür ja auch die Konditionen bei den einzelnen Trades sehr günstig sind. Ein Kritikpunkt: IB hat ins System eine künstliche Kursdeckelung eingeführt. Das heißt, wenn das Kauflimit zu weit über dem aktuellen Kurs ist, lehnt das System manchmal die Platzierung der Order ab bzw. das System senkt von sich aus das Kauflimit ab. Man muss sich dann per Chat oder telefonisch an den Kundenservice wenden, um diese Kursdeckelung aufzuheben. Man will damit wohl die Kunden vor versehentlichen Falscheingaben schützen. Das kann nicht nur sehr nervig sein, es kann auch richtig Geld kosten. Wenn es gute News zu einer Aktie gibt, kann es sinnvoll sein, ein Kauflimit deutlich über dem aktuellen Kurs einzugeben, um mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Zuge zu kommen. Wenn das System dann eine künstliche Absenkung des Limits vornimmt, kann es sein, dass man den Trade verpasst. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in keinen genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert. Es können daher keine Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Der Autor enthält keinerlei Vergütungen von Brokern. Es bestehen keine Geschäftsbeziehungen zu Direktbanken oder Brokern.
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