Liebe/r Leser/in, manche Bilder lügen. Der Papst in Daunenjacke. Putins Kniefall. Trumps Verhaftung. Alles Fake, optische Märchen, erschaffen von künstlicher Intelligenz. Gerade haben wir uns die Fotos des Berliner Polit-Theaters dieser Woche angeschaut. Scholz, der schmunzelt. Baerbock, die in den Wind lächelt. Wissing, Habeck, Lindner in ausgelassener Klassenfahrt-Laune. Diese Motive entstammen einer realen Situation, und doch erzählen auch sie eine Lüge. Mehr als 30 Stunden haben die 17 Ampelkoalitionäre verhandelt; kaum Schlaf, nur Feilschen und Beschuldigen und Bloßstellen. 30 Stunden, aus denen 16 Seiten Absichtserklärung wurden, die wenig mehr bereithalten als Zutaten für die nächsten Runden, in denen man sich bloßstellen und beschuldigen kann. Der Kanzler spricht von „Innovationsschub“. Welcher Schub? In welche Richtung? Die Stimmung der Bilder beschwört die Magie des ersten Selfies, das im vorvergangenen Jahr dem Land zitrusfrische Erneuerung versprach. Davon ist im Jahr zwei vor allem eines geblieben: Polit-PR für die jeweilige Klientel. Doch auch wenn die Fragen von Klima bis Krieg besonders monströs erscheinen und Dreierkonstellationen schon auf dem Schulhof schwierig waren, auch wenn Ego und Eskalation zu Politik gehören wie Blüten zum Frühling – die Unerbittlichkeit der drei Kontrahenten ist eine Hypothek für die Koalition und eine Belastung fürs Land. Dieses Polit-Dramolett steht in krassem Kontrast zu unserer neuen Titelgeschichte über die Magie der Freundlichkeit. Unser Autor Bernhard Borgeest geht der Frage nach, welche Wirkung ein Lächeln auf uns selbst und sogar die Gesellschaft entfalten kann. Es macht uns gesünder. Es macht uns erfolgreicher. Es löst Probleme. „Freundlichkeit, beziehungsweise prosoziales Verhalten, steckt an“, schreibt Borgeest, „sind die Mitspieler großzügig, dann bin ich es auch.“ Die Bereitschaft dazu hänge weder vom Alter noch vom Einkommen ab, es seien Gene, Erziehung und soziale Normen, die unsere Großherzigkeit beeinflussten. Wie aber schafft es ein Land unter steigendem Druck, diese Magie zu bewahren? Wie erhalten wir uns die Toleranz gegenüber der anderen Meinung, statt in Unterstellungen böser Absicht zu versinken? | | Diese Fragen werden uns auch weiterhin im FOCUS beschäftigen. Mit dieser Ausgabe übernehmen nun wir, Franziska Reich und Georg Meck, die Chefredaktion – mit Respekt vor der Aufgabe und großer Freude. Diese Redaktion glaubt an die Macht der Fakten. An die Kraft des klaren Gedankens. Und an die Wichtigkeit der Debatten für unsere Demokratie. Der FOCUS schöpft aus einer reichen Geschichte und aus der Energie seiner Redaktion. Es mag heute schwerer sein, Fake von Fakten zu trennen. Wir tun es. Jede Woche. Und wünschen Ihnen nun eine spannende Zeit mit dieser neuen Ausgabe unseres Magazins. | Herzlich Ihre Franziska Reich und Georg Meck, Chefredaktion FOCUS-Magazin | |
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Empfehlungen zum Wochenende |
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Kantinentest Deutschlands 50 Top-Kantinen Eine gute Portion Wertschätzung: Die Betriebsgastronomie wandelt sich vom Sattmacher zum Mitgestalter der Unternehmenskultur. Die Initiative Food & Health und FOCUS zeichnen zum fünften Mal innovative Gastronomiekonzepte aus, die in der neuen Arbeitswelt Maßstäbe setzen | |
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tipp Paul Brodowsky: „Väter“ Erst als der Sohn fragt, berichtet der Vater, Jahrgang 1933, von den Erfahrungen der NS-Zeit – eine Romanreflexion über tiefe Prägungen, die sogenannte „Vergangenheitsbewältigung“, den Wandel der Elternrolle. (Suhrkamp) | |
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Tipp „The Pope’s Exorcist“ Biopic mit Russell Crowe über Gabriele Amorth, den einstigen Ober-Exorzisten des Vatikans, der ein Kind exorzieren muss, das unter Missachtung der Altersbeschränkung wohl zu oft „Der Exorzist“ geschaut hat. Exorzistisch! (Kino) | |
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Tipp Boygenius: „The Record“ Das händeringend erwartete Debüt der Indierock-Supergroup, die sich aus den drei Singer/Songwriterinnen Phoebe Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker zusammensetzt. Ursprung der Band soll dabei die Gründung eines Buchklubs gewesen sein. Sagen wir ja schon lange: Lesen bildet! | |
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