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Vogelschutzgebiet Rheiderland: Grünlandumbruch vernichtet Brutplätze Posted: 03 Apr 2020 04:38 AM PDT Die Mäuse waren es! Wenn man in Ostfriesland über Land fährt, kann man die Folgen sehen. Nein, keine Mauselöcher mehr aus den sehr trockenen Sommern 2018 und 2019. Die Mäuse hatten sich in diesen Sommern stark vermehrt und für Schäden an der Grasnarbe gesorgt. Fressfeinde wie Greifvögel sind rar geworden, das Auslegen von ist Gift verboten. Das teilweise mäusegeschädigte Grünland konnte nach Landwirtschaftsangaben nicht mehr genug Futter für die Milchbetriebe liefern. Grünland umzupflügen ist eigentlich verboten, nun darf Bauer umpflügen, ausnahmsweise, nach Antragstellung und nach Einzelfallprüfung, „höhere Gewalt“ heißt die Begründung.In Niedersachsen liegen der Landwirtschaftskammer bislang rund 330 Anträge vor, ca. 1700 Flächen in etwa 130 Betrieben wieder in ertragreiches Grünland aufzuarbeiten. Gerade im Nordwesten Niedersachsens, im Rheiderland im Landkreis Leer, kann man anschaulich sehen, wie die Flächen nun aussehen: öde graubraun. Wo nicht gepflügt wurde, wurde maschinell geschlitzt, der Boden gerade gehobelt und feuchte Senken maschinengerecht gleich mit planiert. Eingesät wird eiweißreiches, aber artenarmes „Industriegras“ für Hochleistungskühe, Grasplantagen bis zum Horizont für hochsubventionierte landwirtschaftliche Betriebe. Nur ist das Rheiderland zum größten Teil europäisches Vogelschutzgebiet, das klingt dann beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Fachbehörde für den Naturschutz im Lande, so: EU-Vogelschutzgebiet V06 Rheiderland Auf dem Papier klingt das gut, die Realität ist eine andere: Die Bruten der genannten streng geschützten Watvögel kamen wieder einmal unter die Räder der Intensivlandwirtschaft, die Brutplätze wurden in diesem Jahr völlig zerstört, ein Totalverlust in einem Vogelschutzgebiet. Und nicht nur für die bodenbrütenden Vögel ist diese Grünlanderneuerung katastrophal: Auch der Feldhasennachwuchs wird damit gleich mitvernichtet. Die arktischen Gänse, denen man sonst in ihren Überwinterungsgebieten nicht das Gras im Schnabel zum Überleben gönnt, sind zum größten Teil schon wieder auf dem Heimflug in ihre Brutgebiete. Die Frage ist, ob es wirklich nötig war, so großflächig und radikal, und das genau in der Brutzeit, diese Flächen umzuarbeiten. Die Flora-Fauna-Habitat-Richtline, verbindliches EU-Recht, geht von einem Verschlechterungsverbot für diese Flächen aus. Im „Normalfall“, je nach Witterung, wird auf diesen Grünlandflächen bis zu fünfmal im Jahr für das Silagefutter gemäht – und mit ihnen weitgehend die Brutvögel. Und in jedem Jahr malen die Bauern der Region mit Hilfe der Presse ihren angeblich bevorstehenden Ruin an die Wand, weil die Gänse in ihren hiesigen Überwinterungsgebieten das fressen, was sie fressen müssen: Gras. Für entstandene Fraßschäden, die überwiegend vor dem ersten Schnitt eintreten können, werden die Bauern entschädigt. Die Betriebe bekommen sogar dann Kompensationsmittel ausgezahlt, wenn keine Fraßschäden eingetreten sind und sie am Vertragsnaturschutz teilnehmen. Für die Kommunalpolitikern der Region ist der gesetzlich verordnete und verpflichtende Naturschutz kein Thema. FDP-Politiker Arnold Venema, dessen Söhne einen Milchviehbetrieb in Jemgum bewirtschaften und dafür jährlich mehr als 23.000 Euro EU-Subventionen allein zu Greeningmaßnahmen und zur Förderung der Biodiversität kassieren (Gesamtzahlung der EU in 2018 an den Betrieb Venema: 58.858,37 Euro) , beklagte in der Lokalpresse das bürokratische Verfahren mit der Prüfung der Anträge für den Grünlandumbruch. Diese Regelung sei „der Gipfel der Respektlosigkeit“ gegenüber den Landwirten (Ostfriesen Zeitung, 25. Februar 2020). Respektlos nicht wegen der Vernichtung des Lebensraumes von bestandbedrohten Bodenbrütern in ihren Schutzgebieten, sondern respektlos wegen der bürokratischer Auflagen gegenüber dem Berufsstand mit der stets offenen Hand – klagen auf hohem Niveau nach Gutsherrenart. Der NABU indes hüllt sich zu den Zerstörung der geschützten Brutgebiete in Schweigen. Der NABU-Regionalgeschäftsführer für Ostfriesland stellte zwar in der Ostfriesen Zeitung am 12. März 2020 richtig fest, dass viele Vogelarten in Ostfriesland bedroht sind. Er beklagte, dass viele Ostfriesen die heimischen Vogelarten gar nicht mehr benennen könnten. Es würde dann auch nicht auffallen, wenn es Probleme gäbe. Frage an den NABU: Wie denn auch, wenn es die früheren Charaktervögel der Marschen wie Kiebitz, Rotschenkel oder Uferschnepfe kaum noch als Brutvögel zu sehen gibt, trotz europäischer und nationaler Gesetze und Verordnungen zum Schutz dieser Vögel? Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU, verbindliches Gemeinschaftsrecht, Auszug: Artikel 6 Der Beitrag Vogelschutzgebiet Rheiderland: Grünlandumbruch vernichtet Brutplätze erschien zuerst auf Wattenrat Ostfriesland. |
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