eine Kollegin ist auf der Suche nach einem neuen Reitpferd. Das Budget ist eher klein, das Pferd soll Dressur gehen. Die Kollegin reitet erfolgreich, hat schon viele Pferde ausgebildet. Von null bis Klasse S, ohne für die jeweiligen Pferde zigtausende Euro ausgegeben zu haben. Der Markt wird sondiert, Angebote werden begutachtet, erste Probetermine ausgemacht. Drei Pferde sind in der engeren Wahl. Videocheck: Pferd Nummer eins ist vielversprechend. Es wird altersgemäß vorgestellt, der Hals ist so lang wie er in dieser Ausbildungsphase sein soll, im Galopp wird übergestrichen. Pferd Nummer zwei, in einem anderen Stall, braucht jemand, der ihm sagt, was auf ihn zukommt. Sehen kann es das nämlich nicht. Der Kopf ist tief, der Hals eng. Der Rücken schwach, das Sprunggelenk arbeitet in den Schweif. Der ist immerhin fluffig und locker. Ansonsten ist gar nichts locker an dieser armen Kreatur. Pferd Nummer drei ist turniererfahren. Wie das Sitzgefühl ist, lässt sich nur erahnen. Beim Anblick der 40 Sekundensequenz schmerzen die eigenen Bandscheiben und man meint ein leichtes Ziehen im Oberarm zu verspüren. Solche Bilder hat man auch vor 10, 20 oder 40 Jahren machen können. Aber irgendwie hat man gehofft, dass sie heutzutage nicht mehr auftauchen. Die Kollegin überlegt noch. Ich auch. Bei ihr geht es um Pferd eins. Meine Gedanken kreisen um drei Worte: „Warum immer noch?“ |