Liebe/r Leser/in, Sie haben es sicher schon gemerkt – vom Kaffee bis zum Tanken wird gerade vieles teurer. Um 3,8 Prozent ist die Inflation im Juli gestiegen, das hat das Statistische Bundesamt vor wenigen Tagen bestätigt. Die Preise steigen damit so stark wie seit dem Boom nach der Wiedervereinigung nicht mehr. Das spüren auch viele Mittelständler im Land. Für unsere Titelgeschichte haben Franziska Apfel, Jan Garvert und Carla Neuhaus mit einigen gesprochen. Da ist zum Beispiel der Reifenhändler aus Hamburg, der unter den steigenden Preisen für Kautschuk leidet. Heißt: Winterreifen fürs Auto werden deshalb in diesem Jahr teurer. Das Gespenst namens Inflation: Warum die Preise steigen und welche Folgen das hat, welche Risiken und Chancen, das lesen Sie ab Seite 40. Zu Corona: Nüchtern betrachtet haben die Bundeskanzlerin sowie die Länderregierungschefinnen und -chefs am vergangenen Dienstag nicht viel mehr beschlossen als einen eindringlichen Impfappell an die noch nicht geimpften Bundesbürger. Nachdruck verliehen wurde dem Appell durch die Ankündigung, dass a) die Testpflicht für Ungeimpfte massiv ausgeweitet wird und b) die Tests ab 11. Oktober nicht mehr vom Staat bezahlt werden – was nach meinem Geschmack den bisherigen Angebotscharakter der Impfungen sagen wir einmal: verwässert. Sonst ist dem höchsten Machtzentrum der Corona-Republik Deutschland nicht viel eingefallen, um das Land sicher durch die kommenden kalten Monate zu bringen. Wichtiger als die Beschlüsse ist ohnehin, was nicht beschlossen wurde: ein neues Regelwerk für die Erfassung des pandemischen Geschehens in unserem Land. Zwar waren sich alle einig, dass die Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen – angesichts erheblicher Impffortschritte gerade bei den Älteren nicht mehr ausreicht. Impf- und Hospitalisierungsquote – so der Tenor der Debatten im Vorfeld der Konferenz – müssten unbedingt einbezogen werden in die Bewertung der Pandemie. Da überrascht es ein wenig, dass der erlauchten Runde der Regierungschefinnen und -chefs nicht einmal ein konkreter Vorschlag vorlag, wie künftig das Infektionsgeschehen erfasst werden soll. Und wo war eigentlich der Gesundheitsminister? Jens Spahn hat schon vor Wochen verkündet, angesichts der Impferfolge sei „200 das neue 50“. Gemeint war damit nicht das Alter von Bundesgesundheitsministern, son dern der Inzidenzgrenzwert, ab dem massive Einschränkungen greifen sollten. Noch überraschender – um stärkere Begriffe zu vermeiden – mutet es an, dass stattdessen die Inzidenz von 35 Wiederauferstehung feiern konnte, wenn auch in einem neuen Zusammenhang. Sobald sie erreicht wird, treten umfassende Testpflichten für Ungeimpfte in Kraft. Nach der Spahnschen Gleichung – 200 ist das neue 50 – entspricht die 35 von heute einer Inzidenz von 8,75 aus der Vor-Impfstoff-Zeit. Wer soll das oder auch die Tatsache begreifen, dass die Regierungschefinnen und -chefs eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes nicht einmal ankündigen. Denn nur, was dort festgehalten wird, gilt wirklich bei der Pandemiebekämpfung. Will man damit wirklich warten bis zur Bildung einer neuen Mehrheit im Bundestag nach der Wahl? Der alten Mehrheit – Union und SPD – fehlt offenkundig die Kraft. Schon deshalb wirkt es seltsam, wenn die Regierenden ihren Bürgern Impfmüdigkeit vorhalten. Ob dieser Vorwurf zutrifft, werden wir nach dem Ende der Feriensaison sehen. Müde wirken aber vor allem die Spitzen unseres politischen Systems, ermattet von anderthalb Jahren Corona-Kampf. Von daher ist es gut, wenn in wenigen Wochen Bundestagswahl ist. Denn es braucht Kraft und Mut, um unser Land mit möglichst wenig Freiheitseinschränkungen und trotzdem sicher durch den Corona-Herbst und -Winter zu bringen. |
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