Liebe/r Leser/in, findet sich in den gestern veröffentlichen Protokollen der Corona-Sitzungen des Robert Koch-Instituts die rauchende Pistole, der schlagende Beweis, dass das Volk hinters Licht geführt wurde? Manche glauben das – lesen Sie in der ersten Meldung unsere Einschätzung. In München findet gerade die Welt-Aids-Konferenz statt. Wir stellen das Medikament vor, über das dort alle reden. Die Klimaforschung schließlich meldet einen neuen Hitzerekord, der einen überraschenden Treiber hat. | Herzlichen Gruß Kurt Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |
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Neues aus Wissen und Gesundheit |
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| 1. Corona-Protokolle: Wie skandalös ist der Skandal? | Zweifelsohne übten das Bundesministerium für Gesundheit und die Bundesregierung Druck auf das Robert Koch-Institut (RKI) aus. An mehreren Stellen der seit gestern offenbar vollständig veröffentlichten Sitzungsabschriften des RKI zur Corona-Krise von Januar 2020 bis Juni 2023 (rki-transparenzbericht.de) fragen sich Experten, ob sie den Wünschen von dieser Seite entsprechen müssen. Sie müssen, denn das RKI ist weisungsgebunden. Wo aber weichen Experten von Spahn, Lauterbach, Merkel und all den anderen Entscheidungsträgern ab, die Schulen schlossen, Ausgehverbote und Maskenpflicht erließen und den Bürgern Impfungen nahelegten? Nach allem, was sich aus den mehr als 4000 Seiten im Moment folgern lässt: Erstens waren die Fachleute nicht davon überzeugt, dass Kinder und Jugendliche zu Hause bleiben müssen, denn deren Risiko war sehr gering. Zweitens suggerierten viele Politiker zu lange und zu optimistisch, dass die Impfungen nebenwirkungsfrei seien und zu 80 oder 90 Prozent vor Ansteckung und Weitergabe schützen würden (die wahren Werte liegen um die 50 Prozent). Drittens waren die Kapazitäten an Intensivbetten selten so knapp wie vermeldet. All das war bereits während der Pandemie umstritten. Dass der strenge wissenschaftliche Blick in einer derartigen Notlage aber auch nicht der allein entscheidende sein sollte, zeigen die Zweifel am Nutzen von Masken, die zumindest anfangs im RKI anklangen. Mittlerweile herrscht nahezu Konsens, dass Maskentragen Sinn hatte und haben kann. Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |
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Foto der Woche: Brasiliens Haie sind high | | Kokain wird zum Umweltproblem: Ein Team von Ökotoxikologen aus Rio de Janeiro hat in Leber und Muskeln von Scharfnasenhaien aus Brasiliens Küstengewässern hohe Dosen Rauschgift entdeckt. Die Koks-Konzentration in den etwa 50 Zentimeter großen Tieren lag hundertmal höher als bei bisherigen Messungen an Meeresbewohnern. Sie könnte die Reproduktion der Fische gefährden und auch ihr Verhalten verändern. In den Ozean gelangt die Droge vermutlich über Abwässer von Koks-Laboren, den Urin von Konsumenten und womöglich auch durch im Wasser treibende Dealer-Ware. Im vergangenen Jahr hatte der Dokumentarfilm „Cocaine Sharks“ suggeriert, dass sich im Golf von Mexiko Große Hammerhaie über schwimmende Drogenpakete hermachen. |
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| 2. Die heißesten Tage | Der Wochenanfang erhitzte die Gemüter nicht nur sprichwörtlich, weil der angekündigte Rückzug von Joe Biden aus dem US-Wahlkampf weltweit Aufsehen erregte. Laut dem EU-Beobachtungsdienst Copernicus war der 22. Juli 2024 der heißeste Tag, der jemals auf der Erde gemessen wurde. Vorläufigen Daten zufolge betrug die globale Tagesdurchschnittstemperatur 17,15 Grad Celsius – und übertraf damit den am Vortag aufgestellten Rekord von 17,09 Grad. Das klingt marginal, zeigt in klimasensiblen Regionen der Welt aber deutlich Wirkung. So erlebten die Golfstaaten am Sonntag und Montag extreme Temperaturen von über 60 Grad. In Indonesien und China (Foto oben) mussten Unternehmen die Produktion hitzebedingt aussetzen. In Indien und Pakistan herrschten lebensbedrohlichen Bedingungen. In Ägypten führte die erhöhte Stromnachfrage während der heißen Nächte zu Stromausfällen. Besonders beunruhigend ist, dass selbst in der Antarktis weit überdurchschnittliche Temperaturen herrschten. In Teilen Süd- und Osteuropas riefen Städte aufgrund von Hitze, Waldbränden und der Belastung der Stromnetze Alarmstufe Rot aus. Griechenland verzeichnete die früheste Hitzewelle seiner Geschichte und erlebte elf aufeinanderfolgende Tage mit Temperaturen über 40 Grad Celsius. Es passiere genau das, was die Klimawissenschaft vorausgesagt habe, wenn weiter Kohle, Öl und Gas verbrannt werde, kommentierte Joyce Kimutai, Klimawissenschaftlerin am Imperial College London. „Die Menschheit leidet unter dieser Rekordhitze, und dieses Leid wird nur größer werden, solange Emissionen steigen.“ Sonja Fröhlich, Wissen & Gesundheit |
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| 3. Ersatz für den erträumten Impfstoff | Seit Jahrzehnten scheitert ein Versuch nach dem anderen, einen Impfstoff gegen das Aids-Virus HIV zu entwickeln. Dafür freuen sich Experten und Betroffene auf der derzeit in München laufenden Welt-Aids-Konferenz über ein Medikament, das in vielen Teilen der Welt seit Kurzem zur Therapie zugelassen ist und sich nun als nahezu gleichwertig mit einer Impfung herauszustellen scheint. Zweimal im Jahr gespritzt, schützt Lenacapavir vor einer HIV-Infektion. Das ergibt eine Studie im „New England Journal of Medicine“, der vielleicht bedeutendsten Medizinfachzeitschrift, mit mehr als 5300, ursprünglich nicht HIV-infizierten Probandinnen in Südafrika und Uganda. Unter jenen, die Lenacapavir erhielten, gab es keine Ansteckung, unter den anderen 55. Abgesehen von der Möglichkeit, dass Viren gegen das Mittel resistent werden können, ist die Verfügbarkeit von Lenacapavir noch sehr gering. Neben vielen anderen fordert die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF), dass es „zu bezahlbaren Preisen angeboten werden“ sollte. Nach Darstellung von MSF verlangt Hersteller Gilead in den USA 42.000 Dollar. Würde die Arznei weniger als 100 Dollar pro Person und Jahr kosten, wäre sie noch immer profitabel, so MSF. Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit |
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