● Kickl will Kanzler werden |
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Liebe Leserin, lieber Leser, gestern fand in Stuttgart das traditionelle Dreikönigstreffen der FDP statt, was die Frage provozierte: Ach, die gibt’s noch? Gemeint war die Partei, nicht das royale Greisen-Trio aus dem Morgenland. Aber Spott hilft hier eh nicht. Denn selten hatte die Republik den Liberalismus nötiger als heute. Wenn ich mir also noch etwas wünschen dürfte für 2025, dann dass dieser Liberalismus es wieder in den Bundestag schafft. Da geht es mir nicht um Köpfe, sondern um Ideen und Ideale. Die Freiheit des Individuums zum Beispiel. Oder den (herrschafts-)freien Diskurs unterschiedlicher Standpunkte. Pluralismus, Wahrung des Rechts, freien Handel und Wettbewerb in einer möglichst freien Marktwirtschaft. Dass es heute überhaupt so mächtige und gut situierte Demokratien wie die USA, Frankreich oder Deutschland gibt, hat viel mit der Philosophie großer Liberaler zu tun. Von Locke bis Kant und von Keynes über Friedman bis zum eher soften hiesigen Ordoliberalismus, dem sich die FDP verpflichtet fühlt. Aber dann schau ich nach Deutschland und lese die Grabreden hiesiger Leitartikler, denen es gar nicht schnell genug gehen kann mit der Ausstellung des Totenscheins für die große, kleine FDP. |
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| FDP-Chef Christian Lindner beim Dreikönigstreffen der Partei in der Stuttgarter Oper (© imago) |
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Klar hat die Partei Fehler gemacht. Christian Lindner hat es gestern in der Stuttgarter Oper zugegeben. Der größte Fehler der Parteispitze dürfte für das Gros ihrer Anhänger allerdings gewesen sein, dass sie der Ampel viel zu spät das Licht ausgeknipst hat. Nicht das post-pubertäre „D-Day“-Gebrabbel drumherum. Und was genau wird Christian Lindner zur Last gelegt? Dass er die Schuldenbremse gegen die Ausgaben-Kapriolen seiner Kabinettskollegen verteidigt hat? Dass er einen Porsche besitzt? Echt? Die aktuelle Existenzkrise der FDP zeigt vor allem, wie verknallt viele Bundesbürger in einen präpotenten Sozialstaat zu sein scheinen. Wie wenig sie mit Eigeninitiative anfangen können oder gar Unternehmertum. Mit Selbstständigkeit und eben Freiheit. Soll die SPD halt weiter ihre Bundes-Bürgergeld-Republik mit noch mehr Steuern oder neuen Schulden finanzieren! Soll die oberste Prio der Grünen das Klima bleiben – koste das, was es wolle! Alles offenbar nicht so schlimm wie diese Liberalen, die in der bundesdeutschen Historie indes immer auch ein Korrektiv bildeten. Gegen zu viel Umverteilungs-Gier von links und konservative Knöchernheit von rechts. Die FDP war als Zünglein an der Waage auch Mehrheitsbeschafferin: mal für Helmut Kohl, einst sogar für Willy Brandt, gegen den nun wirklich niemand etwas haben kann, oder? Und nun? Mit der Nahtoderfahrung der außerparlamentarischen Opposition kennt sich die Partei aus, seit sie 2013 schon einmal aus dem Bundestag flog. Aktuell ist sie klein, aber immer noch oho Dank ihrer Wirtschaftskompetenz, die fürs Land so wichtig ist. Die FDP ist außerdem die einzige Partei im Bundestag, die die Freiheit sogar im Namen trägt. Allein das verdient eigentlich am 23. Februar fünf Prozent plus X der Wählerstimmen, oder sehen Sie das anders? Schreiben Sie mir Ihre Meinung: [email protected] |
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| Bundespräsident Alexander Van der Bellen (l.) und FPÖ-Chef Herbert Kickl (© imago) |
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Österreich: Weg frei für einen Kanzler Kickl |
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Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat der rechtspopulistischen FPÖ am Montag offiziell den Auftrag zur Bildung einer Regierung erteilt. Parteichef Herbert Kickl solle Gespräche mit der konservativen ÖVP aufnehmen. Damit könnte die FPÖ erstmals in Österreich das Kanzleramt übernehmen. Kickl habe ihm versichert, dass er sich die Aufgabe als Kanzler zutraue, sagte Van der Bellen. „Der Respekt vor dem Wählervotum gebietet es, dass der Bundespräsident die Mehrheit achtet“, auch wenn er selbst möglicherweise andere Vorstellungen habe. Die ÖVP hatte nach dem Scheitern von Koalitionsverhandlungen mit SPÖ und den liberalen Neos ihre Bereitschaft erklärt, als Juniorpartner in eine FPÖ-Regierung einzutreten. Allerdings müssen beide Parteien sich nun auf ein Regierungsprogramm einigen. Während größtenteils Einigkeit bei Themen wie Migration und Steuern herrscht, gibt es in der Außen- und Sicherheitspolitik große Unterschiede zwischen der Kreml-freundlichen und EU-kritischen FPÖ und der ÖVP. Ein großer Streitpunkt dürfte zudem die Bewältigung der akuten Haushaltkrise werden. |
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| Zerstörte Gebäude in der russischen Region Kursk (© Reuters) |
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Ukraine-Krieg: Showdown um Kursk? |
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Seit Monaten sind die ukrainischen Truppen im eigenen Land auf dem Rückzug. Seit dem Wochenende läuft eine neue Überraschungsoffensive im russischen Oblast Kursk. Hier ein Überblick: Die Ausgangslage: Im vergangenen Sommer hatte das ukrainische Militär einen ersten Vorstoß in Kursk gewagt. Von den damals eroberten 1000 Quadratkilometer Fläche kontrollierte die Ukraine zuletzt nur noch die Hälfte. Der neue Angriff: Auf Videos, die Kursk zeigen sollen, waren mehrere Kolonnen gepanzerter ukrainischer Fahrzeuge in hohem Marschtempo zu sehen. Minenräumfahrzeuge machten offenbar den Weg frei. Russische Militärblogger hatten zunächst von dem unerwarteten Angriff berichtet. Später bestätigten auch Russland und die Ukraine den Vorstoß. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben momentan nicht. Der Plan: Die Offensive zwei Wochen vor der Amtseinführung von Donald Trump dient Beobachtern zufolge dazu, russische Schwächen aufzuzeigen und die Position bei möglichen Verhandlungen über eine Beendigung des Kriegs zu verbessern. Auch der scheidende US-Außenminister Antony Blinken betonte während eines Besuchs in Südkorea die Bedeutung des besetzten Stücks Russland für die Ukraine. |
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• Im New Yorker Schweigegeldprozess gegen Donald Trump soll das Strafmaß doch schon an diesem Freitag verkündet werden – zehn Tage vor der Amtseinführung des designierten US-Präsidenten. Richter Juan Merchan wies einen Antrag von Trumps Anwälten ab. • Erstmals ist in den USA ein Mensch nach einer Vogelgrippe-Infektion gestorben. Das teilten die Gesundheitsbehörden des US-Bundesstaates Louisiana mit. Das Risiko für die Bevölkerung wird aber weiter als gering eingestuft. • Das US-Pentagon hat zwei chinesische Unternehmen auf eine Negativliste gesetzt: Tencent und dem Batteriehersteller CATL werden Verbindungen zum chinesischen Militär vorgeworfen. Die Aktien des Internet-Konzerns Tencent brachen daraufhin um acht Prozent ein. | |
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| Die Preise im Blick: Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (© dpa) |
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Inflationsrate klettert unerwartet stark |
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Die deutschen Verbraucherpreise stiegen im Dezember deutlich stärker als von Fachleuten erwartet: Die Inflationsrate betrug nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (plus 0,4 Punkte): Nur im Januar vergangenen Jahres war der Wert mit 2,9 Prozent noch höher. Preistreiber waren Dienstleistungen und Lebensmittel, während sich Energie verbilligte. Im Jahresdurchschnitt lag die Teuerung 2024 bei 2,2 Prozent und fiel damit moderater aus als in den drei Jahren zuvor. 2022 (6,9 Prozent) und 2023 (5,9 Prozent) musste Deutschland in der Energiekrise die höchsten Steigerungen seit der Wiedervereinigung verkraften. Volkswirte rechnen für 2025 damit, dass sich die Inflationsrate zunächst über der Zwei-Prozent-Marke festsetzen wird und sich im Jahresschnitt bei knapp über zwei Prozent einpendelt. Ein möglicher Handelskonflikt mit den USA könnte die Teuerung indes weiter anheizen. Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte hohe Zölle auf Einfuhren aus Europa angekündigt, die zu Gegenmaßnahmen der EU führen dürften. Besonders betroffen wäre davon die Exportnation Deutschland. |
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| Roboter auf der CES in Las Vegas (© Reuters) |
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CES: Was die wichtigste Tech-Messe der Welt bringt |
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Heute startet in Las Vegas offiziell die Consumer Electronics Show (CES) 2025. Im Fokus der Fachmesse steht dieses Mal künstliche Intelligenz (KI), die inzwischen in so gut wie allen neuen Geräten und über alle Branchen hinweg im Einsatz ist. Weit über 100.000 Besucher werden im Las Vegas Convention Center (LVCC) bis zum Ende der Messe am 10. Januar erwartet. Darüber hinaus gibt es wieder viele Neuheiten im sogenannten Smart-Home-Segment, also für den Technik-Einsatz im Haushalt, sowie eher klassische neue Produkte aus der Unterhaltungselektronik und der Gaming-Welt. Eröffnet wird die Messe am Dienstagmorgen (17.30 Uhr deutscher Zeit) mit einer Präsentation von Panasonic-Vorstandschef Yuki Kusum. Heute Nacht präsentierte Jensen Huang erste Details einer neuen Generation von Grafikkarten. Huang ist Chef des auf KI-Anwendungen spezialisierten Halbleiter-Riesen Nvidia, des aktuell wertvollsten Unternehmens der Welt mit einer Marktkapitalisierung von 3,7 Billionen US-Dollar. |
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| Ein Schaubild zeigt die Größen der Planeten im Vergleich zur Sonne (© dpa) |
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Planeten-Parade am Nachthimmel |
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Ein laut Nasa seltenes Spektakel ist derzeit zu beobachten: Den ganzen Januar über sind bei klarem Nachthimmel gleich vier Planeten unseres Sonnensystems gleichzeitig sichtbar. In den ersten Stunden nach Einbruch der Dunkelheit kann man eine strahlende Venus und den Saturn im Südwesten entdecken. Ihnen folgen Neptun und dessen Nachbar Uranus. Ein Teleskop ist zur Beobachtung empfehlenswert. Der Gasriese Jupiter beherrscht den Nachthimmel vom frühen Abend bis zum Morgen. Nach ihm erscheint Mars, der jetzt so hell und riesig wie selten ist. Ein Tipp für Sternschnuppenfans: Die Quadrantiden gehören zu den aktivsten Sternschnuppenschwärmen und versprechen noch bis zum 10. Januar ein nächtliches Schauspiel am Firmament. |
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Gewinner: „Wenn du deine sieben Zwetschgen beisammen hast, dann fliegt es auch.“ So erklärte sich der österreichische Skispringer Daniel Tschofenig, 22, seinen aktuellen Triumph: Am Montag entschied er die 73. Vierschanzentournee beim letzten Springen in Bischofshofen für sich. Tschofenig setzte sich gegen seine Mannschaftskollegen Jan Hörl und Stefan Kraft durch und wurde mit dem goldenen Adler für den Tournee-Gesamtsieg belohnt. Die Pflaumen waren offenbar alle am rechten Platz. | |
Verlierer: Seine eigene Partei im Umfragetief, ein drohendes Misstrauensvotum von einem Koalitionspartner – das war zu viel für Justin Trudeau, 53. Gestern kündigte Kanadas Premierminister seinen Rücktritt an. Auch sein Amt als Vorsitzender der Liberalen will er niederlegen. Viele Wähler hatten ihm zuletzt auch vorgeworfen, dass die Preise zu stark gestiegen seien und es im Land zu wenig Wohnraum gebe. Kennt man irgendwie, oder?
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… noch eine gute Nachricht aus und für Irland, wo der iPhone-Riese Apple seinen Europasitz hat. Fast elf Milliarden Euro musste der US-Konzern nun an Steuern nachzahlen. Insgesamt stiegen Irlands Körperschaftssteuereinnahmen damit im vergangenen Jahr um fast zwei Drittel auf über 39 Milliarden Euro. | | Apple-Zentrale im irischen Cork (© imago) | Unerwartet kam der Geldsegen zwar nicht: Die EU-Kommission hatte bereits vor neun Jahren Nachzahlungen gefordert wegen unrechtmäßig in Irland erhaltener Steuervergünstigungen. Verrückt ist allenfalls, dass die EU der Regierung in Dublin nun jenes Geld schenkt, dass die Iren von Apple ja gar nicht wollten. Da soll noch jemand über Brüsseler Bürokratie schimpfen! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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