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Illustration: Chiara Brazzale
Guten Tag, 

wahrscheinlich haben Sie manchmal auch die Nase voll von Hotlines. Man wartet ewig, kriegt maulige Antworten von schlechtgelaunten Menschen – und vergisst dabei aber völlig, dass deren schlechte Laune vielleicht nur daher rührt, dass den ganzen Tag schlecht gelaunte Kunden maulige Fragen… Sie verstehen, was ich meine.

Das alte Frage-Antwort-Spiel wäre für beide Seiten leichter, wenn sich alle um etwas mehr Freundlichkeit bemühen würden. Das ist keine Binsenweisheit, das ist tatsächlich eine Problemstellung, die unser gesamtes gesellschaftliches Miteinander prägt. Daniel Fessler ist Professor der Anthropologie an der University of California in Los Angeles, die Freundlichkeit ist sein Lebensthema, er erforscht sie in Testreihen, Fallstudien und gründlichen Analysen. Fessler sagt, die Evolution hat uns höchst sensibel dafür gemacht, wie kooperativ die Menschen um uns herum sind. »Wenn wir Anzeichen dafür sehen, dass andere sehr kooperativ sind, sind wir motiviert, ebenfalls kooperativ zu sein. Wenn wir allerdings Anzeichen dafür sehen, dass andere egoistisch sind, werden wir es auch.«

Die Journalistin Simona Pfister und ihr Kollege Mikael Krogerus haben ausführlich mit Professor Fessler gesprochen und viel über den Nutzen der Freundlichkeit erfahren. Und damit ist nicht nur ein Lächeln unter Nachbarn gemeint, sondern tatsächlich das Zusammenleben von Millionen. »Eine Gruppe, die kooperiert«, sagt Fessler, »wird eine andere Gruppe, die zerstritten ist, immer ausstechen.« Das Problem ist nur: »Wenn alle einen gewissen Preis zahlen, damit es allen ein bisschen besser geht, aber ich als Individuum nichts tue, profitiere ich davon. Dann bekomme ich den gemeinsamen Nutzen, zahle aber nicht die Kosten. Das ist der Grund, warum Kooperationen dazu tendieren, sich mit der Zeit aufzulösen.«

In diesem anregenden Gespräch erörtert Professor Fessler die Vorteile der Freundlichkeit und ihre unbedingte Notwendigkeit. »Wir sind heute, im 21. Jahrhundert, alle miteinander verbunden. Wir leben nicht mehr in einem Kontext, in dem es meinen Leuten besser geht, wenn meine Gruppe deine Gruppe besiegt. Wenn wir nicht auf globaler Ebene zusammenarbeiten, sind wir aufgeschmissen. Die Pandemie war ein sehr deutliches Beispiel dafür, der Klimawandel ist ein weiteres.« Er erklärt, warum die Freundlichkeit sogar beruflich gewinnbringend sein kann, wie selbst die Wahl der richtigen Fernsehserie gegen Zynismus hilft und wo die Grenzen der Freundlichkeit liegen.

»Es ist besser für Sie, freundlich zu sein als reich«
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Übrigens, um auf die Hotlines zurückzukommen: Ich musste letztens bei der Bank anrufen, weil da online seit Tagen alles mögliche nicht mehr funktionierte. Ein sehr erschöpfter Mann brummte, ja, dazu hätten sie tausende von Anrufen, es gebe ein technisches Problem, sie seien dran. Als ich sagte, ah, ok, dann warte ich halt noch ein paar Tage, seufzte er unvermittelt auf und sagte leicht ungläubig: »Oh … das ist ja nett.« Und ich dachte, wenn einer schon das als Freundlichkeit auslegt, wie viel unfreundliches Gemotze hört der dann wohl den ganzen Tag über?

Schöne Grüße
Max Fellmann
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(Illustration: Chiara Brazzale)
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