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17. Februar 2023
Familie
Alles, was Eltern interessiert
Philipp Bovermann
Philipp Bovermann
Redakteur Feuilleton
SZ Mail
Guten Tag,
können Sie auch das Gerede über „neue Väter“ nicht mehr hören? Ich auch nicht, und ich bin den landläufigen Definitionen nach selbst einer. Meine Tochter ist zwei Jahre alt, und ich bin sehr bemüht, alles richtig oder zumindest weniger falsch zu machen – solange nichts dazwischenkommt, aber es kommt halt sehr häufig was dazwischen.

Um herauszufinden, warum die Väter sich mit dem Rollenwandel so schwer tun, habe ich in den vergangenen Wochen Bücher über das Thema gelesen. In jüngerer Zeit sind erstaunlich viele dazu erschienen. Meine Erkenntnisausbeute war, ehrlich gesagt, ziemlich begrenzt, aber das macht die Sache ja nicht weniger interessant. Es stellen sich dann andere Fragen, wenn man feststellt, dass alles Wesentliche längst bekannt ist und trotzdem nur sieben Prozent der erwerbstätigen Väter in Teilzeit gehen.

Wahrscheinlich umfasst das „Neue“ an den „neuen Väter“ in erster Linie eine gewisse Unzufriedenheit mit sich selbst, während sich an den Fundamenten des eigenen Lebensentwurfs wenig ändert: Man identifiziert sich immer noch sehr stark mit seiner Arbeit (check!), wartet mit dem Kaufen von Geschenken für das eigene Kind aber, bis die Frau es erledigt hat (check!) und vergisst am einzigen Nachmittag, an dem man sich Kinderzeit aus dem Arbeitsprogramm geschnitten hat, die Wickeltasche (double check!).

Jammern bringt nichts, vor allem dann nicht, wenn man selbst der Adressat ist. Dafür gibt es nämlich noch ein paar andere Begriffe, Selbstmitleid zum Beispiel.

Ich jedenfalls kann sagen, dass ich, wie wahrscheinlich viele andere Eltern, immer ein komplett unerreichbares Bild vor Augen hatte. Ich dachte, es sei irgendwie möglich, eben doch beides zu haben: das tun zu können, was ich gern mache, nämlich zu schreiben, Menschen zum Nachdenken zu bewegen oder zumindest zu unterhalten – und gleichzeitig, das sein zu können, was ich sein will, ein liebender Vater, der immer zuhört und lacht und notfalls auch weint, wenn es gemeinsam etwas zu beweinen gibt. Ich dachte wirklich, wir schaffen das, diese sogenannte Vereinbarkeit. Ich dachte, die anderen planen schlecht, die haben weniger Power als wir. Das ist einer dieser Trugschlüsse, man denkt, es habe etwas damit zu tun, wie gut man sich organisiert bekommt. Aber Tage haben eben nur 24 Stunden. Und wenn keine Zeit mehr übrig ist, geht es an die Substanz.

Puh. Eigentlich sollte dieser Newsletter nicht so trüb werden – ich wollte eigentlich auch über „Magic Mike – The Last Dance“ schreiben, den dritten Teil der Filmreihe über einen männlichen Stripper, aktuell im Kino zu sehen. Der Film ist weniger doof, als man meinen könnte, er ist wish fullfillment auf mehreren Ebenen – und dass er es ist, ist auch schon wieder traurig. Es geht um Männer, die sich wirklich auf die Fantasien von Frauen einlassen und es genießen, in diesen Fantasien eine Rolle zu spielen, ohne selbst Regie führen zu wollen. Wie die Dinge liegen, ist das offenbar so abseitig, dass es für die breite Masse nur funktioniert, wenn man davon als einem Geschäftsmodell erzählt, gewissermaßen kostümiert in einem plot über Männer in Tangas. So als wäre es ein Fetisch. Ich mochte den Film trotzdem.

Meine Kollegin Kathleen Hildebrand hat über eine andere Fantasie im Kino geschrieben, in der ebenfalls eine wohlhabende Frau die Hauptrolle spielt und ein Mann aus der working class ihren Wünschen folgt: „Titanic“ läuft in einer restaurierten Fassung wieder im Kino, und der Film ist international gleich wieder ein Hit. Auch „Magic Mike“ läuft gut. Weibliche Macht – Männer, die freiwillig Macht abgeben – ist offenbar weiterhin Fantasy-Stoff fürs Kino.

Als neuer Vater hat man aber wahrscheinlich sowieso keine Zeit, Filme über männliche Stripper zu gucken. Eventuell wäre es auch das falsche Signal, sie der eigenen Partnerin zu empfehlen. Ins Lesen von Büchern über die eigene Rolle als Vater ist das bisschen Freizeit sicher gut investiert. Auch, wenn man so müde ist, dass man nach ein paar Seiten einschläft. Und auch, wenn die Probleme ebenso bekannt sind wie die Lösungen – irgendein neuer Gedanke, der vielleicht das eigene Leben verbessert, ist immer dabei.

Ein erholsames Wochenende mit viel freier Zeit wünscht Ihnen
Philipp Bovermann
Redakteur Feuilleton
SZ Mail
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