Heute gibt's im Report noch mehr Hintergründe dazu, warum der Bitcoin meiner Meinung nach in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird... Hier findest Du mein Video zum Thema: → Hier klicken und das Video gleich ansehen...
Der Kryptowährungs-Hype hat ein jähes Ende genommen. Von seinem Allzeit-Hoch bei 19.666 US-Dollar je Bitcoin im Dezember 2017 (je nach Krypto-Börse gibt es leicht variierende Höchststände) hat er nun im Tief bis auf 3.475 Punkte korrigiert. Ein Verlust von 82,3 Prozent. Auf YouTube gibt es schon die ersten Kapitulationsvideos nach dem Motto "Ich habe alles verloren". Lest, warum es noch viel, viel tiefer gehen wird: Ich möchte, dass ihr euch zunächst überlegt: Was bedeutet eigentlich investieren? Wikipedia definiert Investition so: "Investition, auch Kapitalanlage, ist in der privaten Finanzplanung die Verwendung finanzieller Mittel, um damit Privatvermögen durch Erträge zu vermehren." Erträge sind Zinsen oder Dividenden oder im Falle von Immobilien Mieteinnahmen. Solche Erträge wird es aber bei Krypto-Währungen nie geben, genauso wenig wie bei Gold oder Silber. Wer den Bitcoin oder andere Krypto-Währungen kauft ist deshalb ein reiner Spekulant. Er hofft, dass sich noch jemand anders findet, der mehr bezahlt, und dieser "andere" hofft seinerseits, dass er jemanden findet, der noch mehr bezahlt. Der Bitcoin ist ein völlig unproduktives Asset, genauso wie Gold auch. Er liegt nur rum. Er erwirtschaftet für den Spekulanten kein Einkommen. Auf Dauer sind diese unproduktiven Assets sehr, sehr schlechte Investments. Deshalb performt z.B. auch Gold so schlecht: Wer 1942 10.000 US-Dollar in den S&P 500 investiert hat, der verfügt jetzt über 51 Millionen US-Dollar. Wer zum gleichen Zeitpunkt 10.000 US-Dollar in Gold investiert hat, der hat jetzt gerade mal 400.000 US-Dollar, also um mehr als den Faktor 100(!) weniger. Es führt absolut kein Weg daran vorbei, in Aktien zu investieren! Aber zurück zum Bitcoin: Eine Investition ist der Kauf eines Bitcoins schon mal nicht. Was dann? Ist der Bitcoin ein Zahlungsmittel? Theoretisch ja, praktisch nein. Kein Mensch bezahlt irgendetwas mit Bitcoins. Es gibt Bargeld, Kreditkarten, Apple Pay etc. Das ist mindestens alles genau so einfach oder einfacher. Wer will seine Brötchen für 0,036458 Bitcoin kaufen oder von mir aus für 200 Satoshi (eine kleinere Bitcoin-Einheit)? Heißt: Als Zahlungsmittel ist der Bitcoin also auch bedeutungslos. Bleibt der dritte Punkt: Der Bitcoin als Ersatzwährung, z.B. als Ersatzgold oder "store of value", also als eine Möglichkeit sein Geld zu parken. Die Antwort auch hier als Gegenfrage: Welcher sicherheitsbewusste Anleger will sein Geld allen Ernstes in einer Anlageform parken, die innerhalb eines Jahres um 80% und mehr schwanken kann? Das tun nur Spekulanten! Der Bitcoin ist also weder Investition, noch Zahlungsmittel, noch eine ernstzunehmende Währung. Was dann? Der Bitcoin ist eine Anwendungsmöglichkeit für die Blockchain. Eine innovative Methode, um Geld sicher zu transferieren, ohne einen Mittelsmann, also ohne Finanzdienstleister und absolut fälschungssicher. Das ist ohne Zweifel hoch spannend. Und jetzt aufpassen, liebe Bitcoin-Freunde: Die Blockchain hat meiner Ansicht nach tatsächlich das Potenzial, den Zahlungsverkehr mittel- und langfristig zu revolutionieren. Vielleicht wird es sogar eine Krypto-Währung sein, die letztendlich zum Standard beim Zahlungsverkehr werden wird. Aber es wird sicher nicht der Bitcoin sein. Warum? Es gibt eben beim Bitcoin zwei Aspekte. Zum einen die technische Seite. Die mag vom Konzept her toll sein, ist aber aktuell noch nicht ausgereift. Das ist aber auch gar nicht das Problem. Zum Scheitern ist der Bitcoin wegen seines politischen Ansatzes: Der oder die Bitcoin-Erfinder, wer immer sie auch genau sind, wollen Geld und Staat trennen. Das ist aber absolut nicht möglich. Denn zu einem funktionierenden Finanzsystem gehört halt wesentlich mehr als nur eine Währung. Zum Beispiel auch ein System für die Kreditvergabe. Darauf hat der Bitcoin absolut keine Antworten. Er kann daher auch keine Finanzkrisen verhindern. Jochen Metzger, Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme bei der Bundesbank, erklärt das in diesem sehr empfehlenswerten Artikel des Deutschlandsfunk-Portals sehr gut: "Finanzkrisen haben immer auch etwas zu tun mit Kreditvergabe und es ist ja nicht so, dass Kreditvergabe durch Bitcoin abgeschafft wird, auch exzessive Kreditvergabe nicht. Und wenn dann am Ende Kredite nicht zurückbezahlt werden können, dann muss der Schmerz irgendwie verteilt werden und dann ist es sehr gut, wenn wir eine Geldpolitik haben, die hier helfen kann. Mit Liquidität, mit Polsterung, um dafür zu sehen, dass das Ganze nicht noch eskaliert. Und da sehe ich nicht, wie uns da Bitcoin in irgendeiner Weise helfen kann. Ich würde sogar eher befürchten, eine Krise mit Bitcoin wird noch desaströser als ohne.“ Das Hauptproblem aus meiner Sicht ist, dass zwar viele Bitcoin-Fans Ahnung von Technik haben, aber keine Ahnung von unserem Finanzsystem. Sie glauben allen ernstes, mit einer digitalen, fälschungssicheren Währung könne man alle Probleme dieses Finanzsystems lösen. Das ist komplett lächerlich. Es geht nicht darum, die technische Idee hinter dem Bitcoin zu verteufeln. Im Gegenteil: Die ist sehr, sehr gut, man könnte sogar sagen: genial! Auch richtig ist: Unser aktuelles Zahlungssystem ist veraltet! Michel Rauchs, Forscher der Universität Cambridge, sagt dazu: "Es gibt tausende von verschiedenen Payment-Systems, die alle wie eine Art isolierte Insel sind und die müssen dann irgendwie miteinander verbunden werden. Das heißt, diese gesamte Infrastruktur von der Finanzwirtschaft und diesem Bankensystem basiert eben immer noch auf Systemen von den 70er-Jahren, die komplett isoliert sind und die man dann über sehr komplexe Standards miteinander verbinden muss. Und das ist eigentlich der Hauptgrund, warum es so lange dauert und so viel kostet, um Beträge von einem Land zu einem anderen zu senden.“ Aber wir brauchen für ein funktionierendes Finanzsystem eine zentrale Lenkung durch Institutionen. Der Bitcoin bzw. seine Erfinder leugnen das bzw. wollen ohne diese zentrale Lenkung auskommen. Das ist eine Illusion. Was passieren kann ist, dass Staaten und deren Finanzinstitutionen eigene Krypto-Währungen entwickeln, die dann aber technologisch anders aufgebaut sind. Genau so wie viele Firmen ihre eigenen privaten Blockchains entwickeln, aber nichts von einer öffentlichen Blockchain wissen wollen. Der Punkt ist also: Selbst wenn sich das technologische Konzept Krypto-Währung am Ende durchsetzen wird, werden die Bitcoin-Inhaber absolut nichts davon haben. Genau deshalb wird der Bitcoin in der Bedeutungslosigkeit verschwinden bzw. eine absolute Nischenwährung für Freaks bleiben. Das Interesse der Öffentlichkeit am Bitcoin und anderen Krypto-Währungen wird sukzessive nachlassen und damit wird auch der Preis in sich zusammenfallen. Der extreme Anstieg in den letzten Jahren kam alleine deshalb zustande, weil durch den Hype und den starken Preisanstieg auf einmal jeder auf die Bitcoin-Welle mit aufspringen wollte, es aber systemimmanent nur ein sehr begrenztes Angebot an Bitcoins gibt (nämlich aktuell ca. 17-18 Millionen Coins, es werden nie viel mehr als 21 Millionen Coins sein). Insofern, und nur insofern, ist der Bitcoin mit marktengen Aktien vergleichbar, wo ähnliche Kursexplosionen möglich sind, wenn ein Sektor gehypt wird (z.B. Cannabis). Wenn man dieses Rahmenkonzept einmal verstanden hat, wird eigentlich klar, dass es keinen Sinn macht, in den Bitcoin zu investieren. Egal zu welchem Preis! Massiver Vertrauensverlust setzt ein Die aktuellen Entwicklungen rund um den Bitcoin spielen insofern eigentlich gar keine wichtige Rolle. Weil sich trotzdem viele dafür interessieren, gehe ich nachfolgend darauf ein: Wir hatten den kometenhaften Anstieg und dann seit Jahresbeginn den fulminanten Crash von 20.000 US-Doller auf 6.000 US-Doller. Bei 6.000 US-Doller bildete sich dann ein temporärer Boden aus. Jedes Mal, wenn der Bitcoin drohte unter diese Marke zu fallen, wurde er wieder nach oben gezogen. Fast wie bei einer Währungskrise, wenn die Notenbanken Stützungskäufe tätigen, um die Währung über einem bestimmten Niveau zu halten - obwohl der faire Wert, der Marktpreis, eigentlich viel tiefer liegen würde. In der Vergangenheit gab es das z.B. beim britischen Pfund oder beim russischen Rubel und jüngst beim Schweizer Franken. Nun gibt es beim Bitcoin natürlich keine zentrale Institution, keine Zentralbank. Dafür soll es aber eine relativ kleine Gruppe von gut 500 digitalen Adressen geben, die sehr, sehr hohe Bestände an Bitcoin halten. Mich würde es nicht wundern, wenn sich Teile dieser Gruppe zusammengeschlossen haben, um den Bitcoin zu stützen. Auch wenn es letztlich vergebens war. Wie komme ich darauf? Ganz einfach: Weil immer mehr dafür spricht, dass auch der extreme Anstieg zuvor manipuliert worden ist! Im Zentrum der Vorwürfe: Die Krypto-Währung Tether (ausgesprochen: "Täddr"). Die soll angeblich 1:1 mit harten US-Dollars unterlegt sein und wird im Krypto-Bereich deshalb quasi als Ersatz für den US-Dollar gehandelt, eben weil sie sehr konstant ist, also nicht die heftigen Preisausschläge aufweist, die typisch für Krypto-Währungen sind. Die Zweifel mehren sich aber, dass diese Unterlegung mit Dollars - nach aktuellen Angaben reden wir hier von 2,6 Milliarden US-Dollar, die auf den Betreiberkonten der dazu gehörigen Krypto-Börse Bitfinex liegen müssten - ein Fake ist. Das glaubt jedenfalls die CFTC, die US Commodity Futures Trading Commission, die bereits seit Dezember 2017 gegen die Betreiber von Tether und Bitfinex, insbesondere gegen einen gewissen Jean-Louis van der Velde, ermitteln. Van der Velde bestreitet die Vorwürfe zwar, konnte sie bisher aber auch nicht entkräften. Ein im Juni 2018 erschienenes Researchpapier von Prof. Griffin und Amin Shams von der University of Texas behauptet ebenfalls, dass mit Hilfe von Tether der Bitcoin-Preis künstlich in die Höhe getrieben worden sei. Inzwischen ist nun auch das US-Justizministerium in die Untersuchungen involviert. Die Schlinge scheint sich langsam zuzuziehen! Krasse Warnungen von Buffett & Co. Sollte diese laufende Untersuchung zum Ergebnis kommen, dass der Preis tatsächlich in großem Stil manipuliert worden ist, wäre dies verheerend für das Image und für das ohnehin angeknackste Vertrauen der Spekulanten in den Bitcoin - und auch in andere Krypto-Währungen. Eine Art SUPERGAU! Dann könnte der komplette Zusammenbruch bevorstehen und das aktuelle Geschehen eben nicht nur ein zyklischer Bärenmarkt sein, wie viele Bullen aktuell behaupten. Bitte denkt auch daran, was Warren Buffett und Charlie Munger, zwei der besten, erfolgreichsten und erfahrensten Investoren der Welt, über Bitcoin sagen: Sie sagen nicht, "wir denken, dass der Bitcoin wieder fallen wird." Sie bezeichnen Bitcoin als "Rattengift hoch zwei". Buffett sagt, er sei sich SEHR sicher, dass es ein böses Ende mit dem Bitcoin nehmen wird. Munger sagt gar: “It’s like someone else is trading turds and you decide I can’t be left out.” Übersetzt: "Es ist so, wie wenn jemand anders mit Scheißhaufen tradet und Du entscheidest Dich dafür, dass Du dabei auf gar keinen Fall fehlen darfst." Wenn sich zwei der angesehensten und erfolgreichsten Investoren der Geschichte, die vollkommen unabhängig sind und keinen Vorteil aus diesen Äußerungen ziehen, so weit aus dem Fenster lehnen, dann ist das für sich genommen schon ein großes Warnsignal. Buffett und Munger wollen ihre Anleger auf jeden Fall davor schützen, in den Bitcoin zu investieren! In Verbindung mit den jüngsten Entwicklungen sollten bei euch aber alle Warnlampen rot leuchten! Übrigens: Buffett und Munger wurden auch ausgelacht als sie Ende der 90er-Jahre vor Internetaktien gewarnt haben. Es ist bekannt, was danach folgte.
Hot Stock: Steinhoff Was für eine Story: Steinhoff - ein kleiner Polster-Möbelhändler aus der norddeutschen Provinz (nahe Oldenburg), gegründet in den 60er-Jahren, wurde in den letzten Jahren zum Weltkonzern. Allerdings ein ziemlich schwer zu durchschauender: Man kaufte ein Sammelsurium aus Billighandelsketten auf 4 Kontinenten zusammen: Afrika, Australien, die USA und Europa. Überall war man aktiv: Auf dem vermeintlichen Höhepunkt gehörten 2.000 Gesellschaften zum Firmengeflecht. Ein Wahnsinn! Wie soll man so einen Konzern managen? Dann das böse Erwachen: Ende 2017 verweigerte Wirtschaftsprüfer Deloitte das Testat. Steinhoff gestand. Über Jahre hinweg sollen Manager überhöhte Umsätze gebucht, die Bilanzen aufgepumpt und damit Investoren, Banken und die eigenen Wirtschaftsprüfer hinters Licht geführt haben. Der übersteigerte Expansionsdrang wurde der Firma zum Verhängnis. Zukäufe erfolgten teilweise zu überhöhten Preisen, Manager profitierten. Geschädigt wurden die Aktionäre. Recherchen von Süddeutscher Zeitung und NDR förderten interne E-Mails zutage, wo Verantwortliche angeblich bis zurück ins Jahr 2011 darüber diskutierten, wie sie Verluste bilanziell verschleiern könnten. Jahrelang merkten Wirtschaftsprüfer und Banken nichts - zumindest offiziell. Die Aktie brach um über 95% ein, wurde zum Pennystock. Bereits jetzt reden wir hier vom größten Bilanzskandal in der Geschichte Deutschlands. Wobei: Weil der Konzern international aufgestellt ist und seinen Sitz in den Niederlanden hat, war die Deutsche Bilanzprüfungsaufsicht, die DPR, gar nicht zuständig. Diese verzweigte Struktur mit Börsennotiz in Deutschland, Sitz in Amsterdam und operativer Lenkung in Südafrika ist wohl mit ein Grund, warum das Ganze so lange nicht aufflog. Kein Stein mehr auf dem anderen Seither bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Insgesamt 12,4 Milliarden Euro musste Steinhoff abschreiben. Das heißt, um diesen Betrag wurden Vermögenswerte zu hoch bilanziert - nach Einschätzung des Unternehmens. Eine externe Untersuchung steht noch aus. Dazu gleich mehr. Bemerkenswert: Privatanleger zocken an der Börse wie verrückt mit Steinhoff. Ich hatte bereits am 27. Juni ein Video zur seltsamen Faszination vieler Anleger für Pennystocks gemacht. Darin ging es auch um Steinhoff und andere Pennystocks. Mehr dazu hier... Einen Zwischenerfolg konnte Steinhoff dann im Juni verbuchen: Ein Stillhalteabkommen mit den Gläubigern. Es geht um einen Schuldenberg von 9,4 Mrd. Euro - wohlgemerkt nachdem diverse kleinere und größere Bereiche bereits liquidiert worden sind. Ursprünglich wollte man um eine Verlängerung der Kredite um zwei Jahre bitten inklusive Zinsstundung. Nun hat man sogar drei Jahre zugestanden bekommen, muss dafür aber 10% Zinsen per anno zahlen. Diese werden zum 31.12.2021 auf einen Schlag fällig. Das machte den Aktionären wieder Hoffnung. Der Kurs sprang bis auf 24 Cent. Inzwischen notiert die Aktie wieder rund der Hälfte. Weiter rote Zahlen Das Problem: Es werden weiter rote Zahlen geschrieben: In den ersten sechs Monaten 2018 fiel ein Verlust von 621 Millionen Euros an, nach 380 Millionen Euros im Jahr zuvor. Ein Heer an hochbezahlten Beratern, Juristen und Buchprüfern muss unterhalten werden und sowohl die operative als auch die finanztechnische Restrukturierung kosten erst mal eine Menge Geld. Entsprechend fallen unter dem Strich rund 100 Mio. Euro Verlust pro Monat an. Ein guter Teil dieser außerordentlichen Kosten dürfte erst wegfallen, wenn die korrigierten Zahlen vorgelegt werden. Konkret: Testierte Jahresbilanzen. Der Abschluss der Sonderuntersuchung der Wirtschaftsprüfer von PwC (PriceWaterhouseCooppers), die Aufschluss über das Ausmaß der Katastrophe in den Bilanzen geben soll, ist hierfür nötig. Sie wird noch für dieses Jahr erwartet. Das Ergebnis ist mitentscheidend, ob Steinhoff noch eine Zukunft hat. Was schnell zu Geld gemacht werden konnte, wurde verkauft, damit Steinhoff überhaupt liquide bleiben konnte. U.a. das Geschäft und die Beteiligungen in Deutschland und Österreich (u.a. XXL Lutz, Poco Möbelmärkte, Kika/Leiner). Wie sieht es operativ aus? Was ist überhaupt noch übrig? Hauptbeteiligung ist Pepkor (die ehemalige Steinhoff Africa Retail - STAR), eine Holdinggesellschaft mit verschiedenen Einzelhandelsmarken. Der Börsenwert liegt bei ca. 4,5 Mrd. Euro. Der Steinhoff-Anteil beträgt 71%, was ca. 3,2 Mrd. Euro entspricht. Das Unternehmen ist profitabel. Zu Pepkor gehört auch Pepco Europe, die speziell in Osteuropa als Kleidungs-Discounter sehr schnell und auch erfolgreich wachsen. Auch die Schwestergesellschaft Poundland/Deals soll hier integriert werden mit dem Ziel eine „einzigartige“ pan-europäische Discount-Plattform zu schaffen, die bis 2023 mit über 4.000 Läden auf Umsätze von mindestens 5 Mrd. Euro bei einem operativen Ergebnis vor Abschreibungen von mehr als 500 Mio. Euro kommt. Die Expansion soll aus Eigenmitteln finanziert werden. Der Matratzenhändler Mattress Firm aus den USA kommt gerade erst aus der Insolvenz. Der Anteil von Steinhoff hat sich im Rahmen der Sanierung halbiert. Man kam zwar aus vielen Leasingverträgen günstig raus und hat Schulden abgebaut. Ob Mattress Firm aber wieder schwarze Zahlen schreiben kann ist fraglich. Der Wert ist aktuell schwer abzuschätzen. Der dritte wichtige Teil ist Conforama, eine Einzelhandelskette für Heimtextilien, die fast zwei Drittel ihrer Umsätze in Frankreich generiert. Sie leidet unter dem extrem schwierigen Einzelhandelsumfeld, will aber auch weiter expandieren. 5 gravierende Risiken Aber reicht das? Ich sehe folgende gravierenden Risiken: 1. Es könnten weitere schwere Bilanzierungsfehler zutage treten, wenn in Kürze der Bericht von PWC veröffentlicht wird. Denkt dran: Süddeutsche und NDR haben aufgedeckt, dass die Vertuschungen in der Bilanz mittels interner Absprachen bis mindestens 2011 zurückgehen. Die Untersuchungen von PWC dauern schon ein ganzes Jahr! 2. Obwohl viele Unternehmensteile schon verkauft worden sind, sind die Schulden nicht zurückgegangen, weil operativ immer wieder neue gemacht werden operativ - Monat für Monat. Steinhoff lebt von der Substanz. Das Eigenkapital - sofern überhaupt noch eins vorhanden ist - wird weiter aufgefressen. Die Holding kann sich gerade so über Wasser halten. 3. Auf die gestundeten Kredite müssen Zinsen in Höhe von 10% p.a. bezahlt werden. Auf die 9,4 Mrd. kommen damit bis Ende 2021 nochmal gut 3 Milliarden an Zinsverbindlichkeiten oben drauf. 4. Die verbleibenden Geschäftsbereiche bewegen sich teilweise in schwierigem Fahrwasser und sind alle im Bereich Einzelhandel anzusiedeln. Gerade dort gibt es in den letzten Jahren aber eine Art Massensterben. Zudem stehen bei einigen Töchtern hohe Investitionen an. Die Expansionen sind kapitalintensiv. Die Holding kann hier nicht helfen, weil sie jeden Cent braucht. 5. Selbst wenn keine neuen zusätzlichen Abschreibungen mehr hinzu kommen und es operativ bei allen Beteiligungen wieder besser laufen sollte, hängen die Schadensersatzforderungen in Höhe von 12 Mrd. Euro wie ein Damoklesschwert über Steinhoff. Meine persönlich Erfahrung aus über 20 Jahren Börse: So eine Konstellation geht sehr selten gut aus für die freien Aktionäre! Es gibt so viele bessere Alternativen. Überlegt mal: Steinhoff notiert zwar nur bei 12 Cents. Die Marktkapitalisierung liegt aber immer noch über 500 Millionen Euro. Für das Geld bekommt ihr absolut hochwertige und gesunde Firmen aus dem SDAX wie etwa den Elektromobilitätsgewinner Aumann, die Deutsche Beteiligungs AG oder auch Dr. Hönle. Warum das Geld also in so eine Black Box wie Steinhoff stecken? Und ein letzter Punkt: Alleine das hohe Interesse von Privatanlegern ist häufig ein Kontraindikator und sorgt für überzogene Bewertungen bei Pennystocks. Das war lange zum Beispiel auch bei Solarworld so. Steinhoff Int. Holdings N.V. (ISIN: NL0011375019) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 17/18e/19e | Kurs | A14XB9 / SNH | 502 Mio. EUR | neg. / neg. / neg. | 0,12 EUR | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegen daher keine Interessenskonflikte vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report >> Die nächste Ausgabe erscheint am 08. Dezember Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen. Gerne kannst Du uns auch Themenvorschläge unterbreiten. 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