Sehr geehrte Damen und Herren, | unmittelbar vor Beginn des G-7-Gipfels in Kanada haben sich die Präsidenten von Frankreich und den USA einen Schlagabtausch auf Twitter geliefert. „Dem amerikanischen Präsidenten mag es egal sein, wenn er isoliert ist“, schrieb Emmanuel Macron mit Blick auf Strafzölle und Iran-Abkommen. Und mahnte zugleich: „Kein Führer ist ewig. Wir erben Verpflichtungen, die wichtiger sind als wir selbst. Wir nehmen sie an. Das ist das Leben von Nationen.“ Donald Trump reagierte umgehend, wobei er auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau mit ins Visier nahm: „Nehmt eure Zölle und Handelsbarrieren runter oder wir werden mehr tun, als nur mit euch gleichzuziehen.“
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Diese Episode zeigt, wie wenig die wichtigsten Akteure der westlichen Welt ihre Emotionen zurzeit im Griff haben. Clemens Wergin vergleicht Trump und Macron mit Schlägertypen auf einem Schulhof, die sich und den Umstehenden mit immer weitreichenderen Drohungen gegenseitig ihre Männlichkeit beweisen müssen. Droht nun ein historisches Verwürfnis? Auch an der Bundesregierung sind die Spannungen im Vorfeld des G-7-Gipfels nicht vorübergegangen, weiß Robin Alexander. Deutschland will die USA an Bord behalten – aber nicht um jeden Preis. Was noch geschah: Mordfall Susanna: Die Nachricht vom Tod der 14 Jahre alten Susanna F. hat gestern Betroffenheit ausgelöst - und Wut: Denn der mutmaßliche Täter, ein abgelehnter Asylbewerber, konnte sich offenbar unbehelligt in den Irak absetzen; gegen einen zweiten Verdächtigen besteht inzwischen kein dringender Tatverdacht mehr. Politiker sehen „zu viele Lücken im System“. Der oder die Täter müssten mit „ganzer Härte“ bestraft werden. Warnen aber auch davor, den Tod des Mädchens „zu missbrauchen, um Hass zu säen“. Ob es hilft? Mission Kanzlerinnenrettung: Frank-Jürgen Weise macht keinen Hehl daraus, mit welcher Zielsetzung er den Posten an der Spitze des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge übernommen hat: Er sollte dafür sorgen, dass die Flüchtlingskrise bei der Bundestagswahl 2017 keine Rolle mehr spielen würde. Vorbei sollte es sein mit Bildern, „die nach Überflutung, Unordnung und fehlender Rechtmäßigkeit aussehen“. Recherchen von WELT und „Nürnberger Nachrichten“ zeigen nun: Die Leitung des BAMF ordnete dem politischen Ziel nahezu alles unter. Weise und seine Nachfolgerin Jutta Cordt setzten auf Schnelligkeit bei den Asylverfahren. Die Folgen: Chaos machte sich breit – und die Wahrheit wurde zurechtgebogen. Wie genau, könnte Weise heute ab 14 Uhr im Bundestag erklären: Dann kommt der Innenausschuss zu seiner zweiten Sondersitzung zusammen, um die Unregelmäßigkeiten im BAMF aufzuklären. Ansgar Graw berichtet dazu später auf welt.de. Obdachlos: Rund 600 AfD-Delegierte reisen Ende Juni zum Parteitag nach Augsburg. Wo sie übernachten werden, ist allerdings offen – denn wie Ricarda Breyton erfahren hat, weigern sich zwei Hotels, die Rechtspopulisten zu beherbergen. So wurden im „Holiday Inn Express“ die Buchungen der Fraktionschefs Alexander Gauland und Alice Weidel storniert. Die Begründung des Hotels: Die „umstrittenen, öffentlich getätigten Äußerungen der genannten Personen, die sich gegen Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Abstammung richten“. Diese ließen sich nicht mit der „internationalen Ausrichtung unseres Hotels und unserer multikulturellen Gästestruktur“ vereinen. Blick in die Produktion: Noch ist die Arbeit im vollen Gange. Doch unsere Layouter lassen Sie schon jetzt einen Blick in die morgige WELT-Ausgabe werfen: Wissensredakteurin Céline Lauer geht dem Verschwinden der Vögel nach. Sie hat ein Interview mit dem Anthropologen Thom van Dooren geführt über reinliche Geier, göttliche Eulen und das berührende Wesen der Krähen.
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Was heute noch passiert: Unser Mann im All: Zwei Tage nach seinem Start vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur kommt Astronaut Alexander Gerst heute Nachmittag auf der Internationalen Raumstation an. Wir übertragen in zwei Sondersendungen – im Livestream und im Fernsehen – das Andocken der Sojus-Kapsel in 400 Kilometern Höhe über der Erde (ab 14.45 Uhr) und die Begrüßung an Bord der ISS (ab 16.45 Uhr). Alles beim Alten? Begleitet von internen Auseinandersetzungen kommt die Linke ab 15 Uhr zum Bundesparteitag in Leipzig zusammen. Im Zentrum steht die Neuwahl der Parteiführung. Die Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger stellen sich zum dritten Mal zur Wiederwahl. Es gibt keine Gegenkandidaten. Frédéric Schwilden wird berichten. Ich wünsche Ihnen ein Wochenende voll neuer Impulse. Herzlichst, Ihr Ulf Poschardt
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