Liebe Frau Do, dass wir heute trotz weiter sinkender Infektionszahlen vom Corona-Gipfel keine großen Lockerungen erwarten können, habe ich Ihnen gestern Morgen schon geschrieben. Am Nachmittag bekräftigte dann Kanzlerin Merkel, dass nach ihrem Willen die wesentlichen Regeln bis März gelten sollen. Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet stellt allenfalls Erleichterungen für Schulen und Kitas in Aussicht. Birgit Marschall, Kerstin Münstermann, Jana Wolf und Jan Drebes fassen die zentralen Positionen zusammen. Weitere Hintergründe liefert Max Plück auch im "Aufwacher"-Podcast. Über die Rolle des Parlaments in der Corona-Krise haben meine Kollegen Henning Rasche und Gregor Mayntz mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts gesprochen. Stephan Harbarth geht mit Populisten, die von einer „Corona-Diktatur“ sprechen, hart ins Gericht. Die Vorwürfe seien haltlos. Die Demokratie funktioniere derzeit anders, aber sie funktioniere. Gleichzeitig fordert Harbarth Genauigkeit in der Sprache. „Grundrechte bleiben Rechte. Grundrechte sind keine Privilegien.“ Von den aktuellen Einschränkungen besonders betroffen sind die vielen Kunst- und Kulturschaffenden. Größere Stars können weiterhin im Fernsehen auftreten oder mit Podcasts Geld verdienen – doch viele Nachwuchstalente, Kleinkünstler und Bühnentechniker sind praktisch ruiniert. Bei der erfolgreichen Kölner Band Brings fielen in dieser Karnevalssession zwei Drittel der sonst üblichen Auftritte weg, immerhin konnte die Gruppe ihre Mitarbeiter bislang über Wasser halten. Horst Thoren hat mit den Band-Gründern Peter und Stephan Brings ein ausführliches Interview über Auto-Konzerte, die Sorge um kleine Karnevalsvereine und den rheinischen Frohsinn geführt. Dass es an Altweiber und Rosenmontag zu vielen illegalen Partys kommt, glaubt Peter Brings nicht. Die meisten Menschen hätten verstanden: "Arsch zusammenkneifen, dann können wir nächstes Jahr wieder feiern." Neben Corona beschäftigt uns auch heute der Wintereinbruch. Warum Tausende Autofahrer die Nacht zu Dienstag auf der A2 verbringen mussten, hat Claudia Hauser recherchiert. Wie die Eiseskälte in Verbindung mit Corona die Situation von Obdachlosen dramatisch verschlechtert, arbeitet Julia Rathcke in ihrer Analyse heraus. 17 Menschen ohne festen Wohnsitz sind in Deutschland diesen Winter bereits gestorben. Auch wie die Impfstrategie bei Wohnungslosen umgesetzt werden soll, ist noch unklar. Die Autorin fordert kreative Maßnahmen und stellt ein vielversprechendes Projekt aus Hamburg vor. Wie vielversprechend der Versuch der US-Demokraten ist, den früheren Präsidenten Donald Trump nachträglich seines Amtes zu entheben, werden die kommenden Tage zeigen. Trump wird "Anstiftung zum Aufruhr" vorgeworfen, die Bilder vom Sturm auf das Kapitol in Washington haben wir alle noch vor Augen. In der Nacht wurde das Amtsenthebungsverfahren eröffnet, der Senat hat das Verfahren für verfassungskonform erklärt. Der Auftritt der Verteidiger des früheren US-Präsidenten rief dabei scharfe Kritik hervor - unter republikanischen Senatoren. Auf den aktuellen Stand bringen wir Sie hier. Schließen möchte ich diese "Stimme des Westens" mit dem Porträt einer jungen Schauspielerin, das Philipp Holstein geschrieben hat. Helena Zengel aus Berlin ist ab heute an der Seite von Tom Hanks im Film "Neues aus der Welt" auf Netflix zu sehen. Die Zwölfjährige wurde für ihre Leistung bereits für einen Golden Globe nominiert, völlig zurecht wie unser Autor schreibt. "Sie überstrahlt mit ihrer Energie die müde Story. Sie ragt heraus." Ich wünsche Ihnen nun viel Energie für diesen Tag, morgen um diese Zeit sind wir schon wieder schlauer. Bis dann! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |