„Alter Schwede!“ Das ist, befragt man Google, ein Ausruf der „nicht ganz ernst gemeinten Empörung“, der seinen Ursprung im 30-jährigen Krieg hat. Tatsächlich durchfuhr mich dieser Ausruf innerlich, als ich mich Ende vergangener Woche unterwegs schlau machen wollte, wie denn der Zeitplan so aussieht beim Weltcup-Turnier in Göteborg. Ich landete zufällig auf der Webseite der „Göteborg Posten“, der zweitgrößten Tageszeitung Schwedens. Kein Boulevardblatt, sondern in Deutschland vielleicht am ehesten vergleichbar mit der Süddeutschen Zeitung. Das Traditionsturnier im Scandinavium, der riesengroßen Halle, die schon häufig Schauplatz der Finals im Weltcup der Spring- und Dressurreiter war, ist natürlich ein Thema für die Qualitätszeitung. Aber die Überschrift lässt aufmerken: „Haltet Ausschau nach Pferden in Not auf dem Göteborger Reitturnier“. Es folgt eine kleine Gebrauchsanleitung, woran man Unwohlsein eines Pferdes erkennt. Das Zwischenfazit macht die Tendenz klar: „Gewalt ist im Pferdesport so normal, dass aggressives und gewalttätiges Reiten auf allen Ausbildungsebenen und in allen Pferdesportarten an der Tagesordnung ist.“ Und wer es etwas handlungsorientierter braucht: „Ein Pferd, das mit hochgeworfenem Kopf und weit aufgerissenen Augen wild auf ein Hindernis zustürmt, ist nicht harmonisch und entspannt, sondern zeigt, dass es unter großem negativen Stress steht“. Die Intention ist klar – Leute, macht Schluss mit dem Reitsport! Das ist doppelt bitter. Erstens, weil die Schweden eine pferdeverrückte Nation sind und Göteborg Posten zweitens kein Nischenblatt ist, das von „spinnerten“ Weltverbesserern gemacht wird. „Alter Schwede“, verrät Google außerdem, könne auch an Stelle von „mein lieber Herr Gesangsverein“ stehen. Oder aber von „Au, Backe!“ Ja, das trifft es… Am Dienstag wird in einem Workshop in Warendorf über die Social License gesprochen. Diejenigen, die meinen, diese Diskussion sei ein herbeigeredetes Phänomen und die Reitsport Community zerfleische sich selbst, müssen aufpassen, dass wir nicht dorthin gelangen, wo Teile der schwedischen Öffentlichkeit offensichtlich schon (fast?) angekommen sind. Ja, die Halle war voll. Noch… Beste Grüße aus Hamburg |