Liebe Leserinnen und Leser,
Alaaf aus Köln. Die fünfte Jahreszeit hat gestern richtig begonnen, die Weiber haben zumindest hier bei uns am Rhein das Kommando übernommen – der Karneval hat die wildesten Tage der Session erreicht. Das kommt einem komisch bis merkwürdig vor, wenn man weiter weg in einer nicht-karnevalistischen Region lebt, und es wirkt sogar aus der Nähe manchmal skurril. Gestern hatte ich es zwischendurch tatsächlich fast vergessen. Doch eine deutliche Häufung von Martinshorn-Tönen draußen auf der Hauptstraße erinnerte mich an die Gefahren des Frohsinns. Aus dem Fenster sah ich dann auch verkleidete Kinder und Eltern nebst Bierchen auf dem Spielplatz. Gehört auch dazu. Immerhin hatte ich gute Nachrichten im Hinterkopf:
Die Zahl der Alkoholvergiftungen in deutschen Kliniken ist deutlich rückläufig. Allerdings bleibt vor allem die Jugend gefährdet. Wobei ich wieder an meine Töchter dachte, die auch irgendwo draußen unterwegs waren. Später meldeten sie sich wohlbehalten zurück.
Noch ein paar Tage Ausgelassenheit stehen jetzt an, nicht nur am niederen Rhein, auch im Alemannischen, in Franken, in Bayern und was weiß ich wo. Selbst in Düsseldorf, so heißt es, geht es hoch her – für mich als Kölner kaum zu glauben. Und dann geht der Katzenjammer von vorne los: Ach, hätten wir doch lieber… Wieder so ungesund gelebt, wieder Zeit für Enthaltsamkeit.
Wer ab Aschermittwoch voll in die
Nulldiät starten möchte, sollte darüber nochmal nachdenken – es bringt einfach viel zu wenig. Im Übrigen wirft knallhartes Fasten gesundheitliche Fragen auf, die sich natürlich auch Muslime anlässlich des
Ramadans stellen. Der islamische Fastenmonat beginnt am morgigen Samstag und damit vier Tage früher als die christliche Fastenzeit. „Carne vale“ ist übrigens ein schöner Gruß zu ihrem Beginn, das sagen zumindest gebildete Volkstümler: „Fleisch, Lebewohl!“
In diesem Sinne, Prost Mahlzeit! – und ein schönes Wochenende!