Kolumne von Cathrin Kahlweit | Michael Ostrowski im Porträt | Neue Therme in Ischgl
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30. Dezember 2022
SZ Österreich
Cathrin Kahlweit
SZ-Korrespondentin in Wien
Liebe Leserin, lieber Leser,
neulich habe ich „It was a very good year“ von Frank Sinatra gehört und gedacht, kein Song klingt in diesem Jahr falscher. Nein, es war kein gutes Jahr. Ich bemühe mich, zumal als politische Korrespondentin für Mittel- und Osteuropa, ja schon um der Selbstmotivation willen immer das Gute im Schlechten zu finden; nach drei Jahrzehnten in diesem Job brauche ich die Gewissheit, dass die Welt noch zu retten ist. Aber das wird bei Gott nicht leichter mit einem irren Putin, der die Rolle des Satans übernommen hat.

Ein paar Highlights gab es, Treffen mit guten Freunden und Familie, hohe Himmel am See, Tage voll geschenkter Zeit. Und Bücher. In „Orwells Rosen“ von Rebecca Solnit habe ich den Satz gefunden: „Das Gegenteil von Krieg, falls es so etwas gibt, sind wohl Gärten.“ Darin beschreibt die Essayistin Solnit, wie George Orwell einen Garten anlegte, „und damit ein Leben“. Danach war ich noch öfter als sonst im Wiener Volksgarten bei den Rosen.

Und dann war da dieses Buch über Mut und Zuversicht: „Der Riss der Zeit geht durch mein Herz“. Die Zeile stammt ursprünglich von Heinrich Heine, und kein Titel klang für mich stimmiger in diesem Jahr. Das Buch ist schon einmal, vor etwa 40 Jahren, bei Zsolnay erschienen und jetzt wieder aufgelegt worden; es war das letzte Werk der Wiener Journalistin Hertha Pauli, bevor sie in den USA starb. Sie war nach dem „Anschluss“ aus Österreich geflohen und hatte es auf abenteuerlichen Wegen über den Atlantik geschafft, wo sie sich eine zweite Karriere aufbaute.

In ihren Erinnerungen beschreibt Pauli die Panik in den Stunden und Tagen in Wien, bevor sie sich überstürzt auf den Weg macht, die spärlichen Glücksmomente und seltsamen Zufälle auf einer Flucht, die sie quer durch Europa treibt, die regelmäßigen Begegnungen mit Bekannten und Freunden, die wie sie den Nazi-Mördern zu entkommen suchen, die so unpassende wie unerwartete Liebe zu einem französischen Tischler, die Zerstörung, die Todesangst, die Langeweile, die Hoffnung. Das Buch ist ein Who is Who der deutschsprachigen Kultur und des Widerstandes, Pauli kannte – und traf – sie alle irgendwo in Zürich und Paris, in Südfrankreich, in Lissabon, auf Parkbänken, in Absteigen, im Straßengraben, Walter Mehring, Ödön von Horváth, Joseph Roth, Lion Feuchtwanger, Ernst Weiss, Heinrich Mann, Alma und Franz Werfel, Golo Mann. Sie fand Hilfe bei dem US-amerikanischen Journalisten und Freiheitskämpfer Varian Fry, und sie überlebte, irgendwie, weil sie bis zum Schluss nicht den Glauben verlor, dass die Welt noch zu retten ist: „Hinter uns versank Europa im Meer, blutig rot, ein Fiebertraum“, schreibt sie, als das Schiff nach New York ablegt.

Das Buch ist eine Ode an das Leben und die Freundschaft mitten im Krieg. Genau das Richtige also, um damit ins Jahr 2023 zu gehen.

Guten Jahreswechsel!
Cathrin Kahlweit
SZ Mail
P.S. Uns interessiert, wie Sie auf das Jahr 2023 in Österreich blicken. Was erwarten Sie sich für das Land, was wünschen Sie sich? Schicken Sie uns dazu bitte eine E-Mail mit Name und Postanschrift an [email protected] Eine Auswahl der Antworten veröffentlichen wir in der ersten Ausgabe im neuen Jahr.
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Gregor Kimeswenger, 49, Brand Manager, aufgewachsen in Linz (Oberösterreich), lebt seit 1997 in München

 Am meisten vermisse ich
den Dialekt. Aus welchem Bundesland er auch kommen mag, die Sprache vermittelt mehr Humor und Gelassenheit.

Echt Spitze in Österreich sind
die Freundlichkeit und Qualität der Gastronomie.

Nachholbedarf gibt’s in Österreich
in der Klarheit mancher Formulierungen. Statt über ein Thema zu schwadronieren lieber schnell auf den Punkt kommen.

Gegen Heimweh helfen
mindestens zwei Folgen „Vorstadtweiber“ aus der ersten Staffel schauen, dazu Frankfurter mit Estragonsenf und frischem Kren mit einem weißen Spritzer genießen.

 Fürs Vokabelheft
Panier (Panade), hat mehrfache Bedeutung: Am bekanntesten ist die Panier als Umhüllung für das Wiener Schnitzel. Eine „Einserpanier“ ist ein Synonym für das Sonntagsgewand. „Paniert sein“ heißt, dass man einen über den Durst getrunken hat. Und wenn ein Fußballteam „paniert“ wird, dann hat es haushoch verloren.
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