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16. Juli 2016 Liebe Frau Do, wieder wachten wir auf und der Terror war schon da. Wieder verstören Bilder von Leichen, die verhüllt in Planen auf der Straße liegen. Wieder reden Politiker vom „Angriff auf unsere Freiheit“ und wieder bemalen Menschen ihre Profilbilder in den sozialen Netzwerken französisch-mitfühlend blau-weiß-rot. Es ist der Schmerz der Routine. Es hört einfach nicht auf. Und wieder ist es Frankreich, unser Nachbarland, unser ewiger Freund, das den Terror ertragen muss. Ein fanatischer Mörder und ein Lkw reichen, um 84 Menschenleben auszulöschen. Väter, Mütter, Freunde, Partner, Omas, Opas und Kinder sind tot. So einfach kann Morden sein. Und wir spüren mit jedem weiteren Terroranschlag, dass keine freiheitliche Gesellschaft sich vor dem blutigen Wahn schützen kann. Wir haben in der Redaktionskonferenz lange und leidenschaftlich diskutiert, was wir nun recherchieren müssen, wie die Politik reagieren muss, welche Fehler bei der Integration gemacht wurden. Na klar, es bräuchte einen Aufstand der Weltgemeinschaft gegen den IS (und eine stärkere Beteiligung der muslimischen Staaten). Wir werden dies einfordern und über die Debatten berichten. In einer Konsequenz aus dem Terror waren wir uns aber alle einig. Sie geht auf den berühmten Satz des norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg zurück, der nach dem Breivik-Massaker 2011 seiner Nation zurief: „Unsere Antwort wird mehr Demokratie und mehr Offenheit sein." Wir lieben unsere Lebensweise. Das wird so bleiben. Frank Vollmer schreibt heute auf der Titelseite unserer Zeitung in deutscher und französischer Sprache und an dieser Stelle über unsere Gedanken nach dem Anschlag und was daraus folgen sollte. Unser Kolumnist Richard Gutjahr ist eigentlich Digital-Experte. Der Journalist, Moderator und Blogger beobachtet für unsere Leser normalerweise die neuesten Trends und Thesen aus der digitalen Welt. Am Donnerstagabend stand der Rheinländer auf dem Balkon seines Hotelzimmers an der Promenade von Nizza und filmte den Lkw, der 84 Menschen tötete. Gutjahr war privat vor Ort und wurde Augenzeuge. Seinen Bericht lesen Sie hier. Der Terror in Frankreich ist hausgemacht. Es waren mehrheitlich Franzosen mit nordafrikanischen Wurzeln, die die Anschläge auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“, einen jüdischen Supermarkt, die Konzerthalle Bataclan in Paris und nun auf die Feiernden auf der Promenade in Nizza verübt haben. Was lässt sich daraus schließen? Sind es nur wirre Einzeltäter, die zufällig aus einer Region kommen, oder sind die Maghreb-Franzosen besonders anfällig für die Propaganda des IS? Mit dem französischen Generalkonsul in Düsseldorf, Vincent Müller, habe ich darüber gesprochen. Und unsere Paris-Korrespondentin Christine Longin blickt aus Paris auf die Probleme der Multikulti-Gesellschaft. Annika Joeres ist 38 Jahre alt, freie Journalistin und ein Kind des Ruhrgebiets. Seit vier Jahren lebt die Frau aus Recklinghausen mit ihrem Mann und zwei Kindern in einem Bergdorf bei Nizza. Eigentlich hatte sie gedacht, der Ausnahmezustand in Frankreich sei nach der terrorfreien EM überstanden. Die Normalität könnte beginnen. Doch dann kam der tödliche französische Nationalfeiertag in Nizza. Der Frust bei Joeres‘ Freunden und Nachbarn an der Côte d’Azur ist groß. Die Bäckersfrau weigert sich, "un mot" - überhaupt nur "ein Wort" - über das Attentat zu verlieren. Sie möchte "ihr Frankreich" zurückhaben. Doch Totschweigen bringt die Normalität auch nicht zurück, schreibt Joeres in ihrem Gastbeitrag. Das Leben geht weiter. Natürlich. Gestern Abend sah ich auf der Rheinkirmes bereits viele fröhliche Gesichter, die sich beim Glas Alt amüsierten und die Fahrgeschäfte ausprobierten - wobei sich bei etlichen Menschen angesichts der Nachrichten vom Militärputsch in der Türkei plötzlich wieder neue Unruhe verbreitete. Auch wenn ich es persönlich falsch fand, dass der Düsseldorfer Schaustellerverband ausgerechnet mit einem Feuerwerk den Kirmesauftakt einen Tag nach dem Terror feierte, gilt für uns alle: Die Routine des Alltags ist das beste Mittel gegen die Angstprediger des Terrors. Ich fahre heute wie geplant mit meiner Familie nach Föhr. Urlaub am Strand und im Sand. Unser Ältester redet seit Tagen davon und seine Augen leuchten. Wie bereits angekündigt, treffe ich dort auch ein paar sympathische Kollegen, mit denen ich ein kleines Medienexperiment wage. Mehr darüber lesen Sie unter www.inselhelden.de . An dieser Stelle können Sie sich ab Montag auf meinen Kollegen Stefan Weigel freuen. Herzlichst, Ihr Michael Bröcker | |||
DAS WICHTIGSTE ZUM FRÜHSTÜCK | |||
Nach dem Anschlag von NizzaUnsere Lichter leuchten hellNizza. Die Terrorfahrt von Nizza war ein Attentat von schlagender Symbolik: Ein Angriff aus der Dunkelheit, mitten hinein ins Helle, wo die Menschen Vergnügen suchen. Es wird entscheidend sein, dass der Westen die richtigen Antworten darauf findet. mehr | |||
Augenzeuge Richard Gutjahr"Als hätte jemand den Ton abgestellt"Nizza. RP-Kolumnist Richard Gutjahr sah das Attentat in Nizza vom Balkon seines Hotelzimmers aus. Hier beschreibt er, was er in der Nacht erlebte. mehr | |||
Interview mit Vincent Muller"Wir dachten, wir sind über den Berg"Düsseldorf. Gerade erst hat der französische Generalkonsul in Düsseldorf, Vincent Muller, fröhlich das Frankreich-Fest gefeiert. Nun erschüttert der Terror in Nizza die Franzosen in der Region. mehr | |||
Nizza nach dem AnschlagZwischen Wut und GleichgültigkeitNizza. Die Sicherheitslage in Frankreich schien sich zu normalisieren - dann schlug der Attentäter von Nizza zu. Unsere Autorin Annika Joeres lebt seit Jahren in der Stadt - sie registriert, wie der Ausnahmezustand in Frankreich zur Normalität wird. mehr | |||
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