wenn man Politik und Medien sowie hunderttausenden Demonstranten – die bekanntlich nicht irren können – Glauben schenkt, stehen wir kurz vor einem neuen 1933, und die Machtübernahme durch die AfD, die neue NSDAP, steht bevor. Hatte doch vor einigen Monaten sogar schon eine zweite „Wannseekonferenz“ unter Teilnahme einiger AfD-Mitglieder und des österreichischen Identitären Martin Sellner (über den weiter unten mehr) stattgefunden, auf der über „Deportationen“ geredet worden sei. Und „mit Deportationen hat auch damals alles angefangen“, wie Gesundheitsminister und Hobby-Historiker Karl Lauterbach auf Twitter/X mahnte. Zeit, einmal einen richtigen Historiker danach zu fragen, womit denn „damals alles angefangen“ hat. Durch permanente Vergleiche der AfD mit dem Nationalsozialismus verlieren wir die Maßstäbe in der Debatte, warnt der Zeithistoriker Daniel Koerfer von der Freien Universität Berlin. Im Interview mit Clemens Traub spricht er über die unzulässige Wannsee-Analogie in den vergangenen Wochen und den Aktivismus in der Berichterstattung. Koerfer: „Der Vergleich verharmlost die Wannseekonferenz.“ Ebenfalls gerne verharmlost werden die Gesundheitsrisiken der Covid-Impfung. In den zurückliegenden Wochen hat eine unter anderem auch in Cicero geführte Debatte um DNA-Verunreinigungen der Covid-19-modRNA-Impfstoffe die Fachwelt, aber auch eine breite Öffentlichkeit beschäftigt. In einem zweiteiligen Beitrag zeichnet eine wissenschaftliche Autorengruppe um die Mediziner Brigitte König und Paul Cullen die Diskussion nach und bewertet die möglichen Risiken der DNA-Reste. Lesen Sie heute den ersten Teil: DNA in Covid-Impfstoffen: Nur unkontrollierte Messfehler? Viele in Deutschland lebende Türken, beziehungsweise Türkei-Stämmige Deutsche wollen auch politisch Einfluss nehmen. Diesem Zweck dient offensichtlich die Gründung einer türkisch-islamistischen Partei aus dem Erdogan-Umfeld: die „Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch“ (DAVA). Das Einfallstor ist hausgemacht, das Entsetzen dennoch groß. Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg beschreibt, wie Erdogan-Jünger bei uns Politik machen wollen. Erdogan-Partei, Maaßen-Partei, Wagenknecht-Partei: Es gibt derzeit eine Art Parteien-Boom in Deutschland. Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte ist im Interview mit Volker Resing skeptisch, was deren Erfolgsaussichten angeht: Wähler müssten mit einer Partei einen konkreten Nutzen verbinden. Sorgen machen müsse man sich aber dennoch nicht, so Korte: „Jede Partei muss bei der Gründung Verfassungstreue nachweisen.“ Wo wir schon beim Thema Verfassungstreue sind: Ein Vortrag des rechten Publizisten Martin Sellner in einer Villa nahe des Wannsees war, wie oben erwähnt, der Grund dafür, warum Millionen in den zurückliegenden Tagen „gegen rechts“ auf die Straße gingen. Trotz angeblichen Verbots wollte Sellner heute nach Deutschland einreisen. Das ist offenbar gelungen. Cicero-Autor Mathias Brodkorb hat sich angesehen, wie Martin Sellner das „Einreiseverbot“ austestet: „Am Weg zu Kaffee und Gugelhupf“. Zuletzt noch ein Blick in die Vereinigten Staaten: Floridas Gouverneur Ron DeSantis galt als aufstrebender Star der Republikaner. Doch eine Reihe von Fehltritten und eine schlechte Wahlkampfstrategie haben ihn zuerst Unterstützung und schließlich seine Präsidentschaftskandidatur gekostet. Nun unterstützt er Donald Trump. Lisa Davidson über DeSantis’ Ende mit Schrecken. Die USA bleiben, ob mit oder ohne Trump, der wichtigste Machtfaktor der Weltpolitik, ein Ende des Ukrainekriegs ist unabsehbar, und in der islamischen Welt tun sich Brüche auf: George Friedman vom Thinktank Geopolitical Futures versucht, die wichtigsten Trends im internationalen System herauszuarbeiten. Lesen Sie Friedmans Prognose für 2024 über Russland, den Nahen Osten, China und die USA. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |