Zeit für die Gegenbewegung!
Zeit für die Gegenbewegung! von Torsten EwertSehr verehrte Leserinnen und Leser, bevor ich zur aktuellen Marktlage komme, eine kurze Nachlese zum Verfallstag in der Vorwoche. Kurze Verfallstagsnachlese Das von mir am vergangenen Montag genannte Kursziel im DAX von 14.100 Punkten wurde vom DAX zielstrebig angelaufen, wie der folgende Chart zeigt. Wie erwartet, kam es danach zu einem Ausbruch nach oben. Dieser hatte aber keinen Bestand, weil die US-Indizes erneut schwächelten. So blieb die Überraschung auf der Oberseite aus. Aber dafür entstand eine schöne wellenförmige Bewegung, die sehr gut zu traden war – z.B. mit einem einfachen Oszillator wie dem RSI (siehe unterer Chartteil). Auch die 13.800er Marke mit der großen Put-Position und der Kurslücke, die dort lagen, spielte eine Rolle. Diese Marke wurde zunächst ebenfalls unterschritten – aber nur kurzfristig, in einer Art „Eröffnungs-Fake“ (siehe Pfeil) am Donnerstagmorgen. (Übrigens auch sehr gut vom RSI angezeigt.) Nach Wiedereroberung der 13.800er Marke lief der DAX zielstrebig zurück zur 14.100-Punkte-Linie, über der er danach bis zum Verfallstermin (siehe senkrechte Linie) verharrte. Abgerechnet wurde er bei 14.150,93 Punkten. Es war also wieder einmal ein fast perfekter Verfallstgs-Trade möglich. Die nächste große Chance bahnt sich schon an! Und die nächste, größere Chance bahnt sich jetzt in Form einer Gegenbewegung an den US-Märkten an. Diese ist längst fällig – nicht nur, weil sie schon in der Vorwoche ausfiel, sondern weil die Indizes längst massiv überverkauft sind. Das zeigt ebenfalls der RSI an – diesmal allerdings im Tageschart, z.B. des S&P 500: Dieser Indikator hat zuletzt die steile Abwärtsbewegung der Kurse nicht mehr mitgemacht, sondern am Kurstief vor zwei Wochen sein vorheriges Zwischentief nur noch minimal unterschritten. Und in der Vorwoche hat er schon ein neues höheres Tief gebildet (siehe grüne Linien im unteren Chartteil). Jetzt sollte es zu einer kurzfristigen Gegenbewegung kommen Das deutet auf eine mögliche kurzfristige Gegenbewegung hin. Diese ist auch deshalb wahrscheinlich, weil nun eventuelle Verfallstageinflüsse wegfallen. Kommt es zu einer solchen Gegenbewegung, dürfte der S&P 500 seinen übergeordneten Abwärtstrend (dicke rote Linien) wiedererobern. Dann wäre der Ausbruch daraus nach unten eine klassische Bärenfalle. Diese ist auch deshalb wahrscheinlich, weil die Bären schon beim ersten Versuch Anfang Mai keinen nachhaltigen Durchbruch nach unten schafften. Zudem hat der Kurs am Freitag mit einer klaren „Hammer“-Umkehrkerze fast genau an der Rechteckkante nach der Target-Trend-Methode nach oben gedreht. Auch das deutet darauf hin, dass die Gegenbewegung weitergeht. Welche Punkte die Bären zurzeit verbuchen können Es gibt natürlich auch Punkte für die Bären. Der erste – der Bruch unter die dicke rote Abwärtslinie – ist, wie erwähnt, mit „Macken“ behaftet. Der zweite ist, dass das rechte gelbe Rechteck unterschritten wurde. Dessen Größe entspricht der des linken Rechtecks und sollte ein Anhaltspunkt für das Kursziel einer typischen ABC-Korrektur sein. Dass der S&P 500 am Freitag erst ein gutes Stück tiefer drehte, könnte ein Hinweis sein, dass es doch noch weiter nach unten geht. In diesem Fall wäre das linke gelbe Rechteck erst der erste Teil einer größeren 5-gliedrigen Abwärtswelle, deren dritter Teil aktuell läuft, aber noch nicht abgeschlossen ist. Entsprechend tief läge das Kursziel der gesamten Welle (ca. 3.300 Punkte). Ein dritter Punkt für die Bären ist der Bruch der runden 4.000-Punkte-Marke, welche die Bullen in einem ersten Anlauf in der Vorwoche (noch) nicht zurückerobern konnten. Und schließlich hat der RSI trotz der steilen Abwärtsbewegung der jüngsten Zeit (roter Kanal) noch nicht den formalen Überverkauft-Bereich unterhalb von 30 Punkten erreicht. Das könnte aber noch geschehen, wenn die laufende Abwärtswelle weitergeht. Unterstützung für die Bullen aus langfristiger Sicht Doch die Bullen könnten all diese Punkte mit einer schnellen, kräftigen Aufwärtsbewegung hinfällig machen. Dafür haben sie aus übergeordneter Sicht eine hervorragende Basis. Dazu der folgende Langfristchart des S&P 500: Mit dem Tief vom Freitag hat der US-Leitindex eine wichtige Kreuzunterstützung erreicht, die aus der Unterkante des Langfristtrends seit 2009 und dem 38,2%-Niveau der Rally seit dem Corona-Tief im März 2020 gebildet wird (siehe Pfeil). Wie stark sind die Bullen noch? Sollten aber die Bullen diese ausgezeichnete Chance nicht nutzen, müssen wir damit rechnen, dass der S&P 500 kurzfristig weiter in Richtung der nächsten großen Unterstützungen fällt. Diese liegen bei 3.505 Punkten (50%-Fibonacci-Niveau), beim Vor-Corona-Hoch bei knapp 3.400 Punkten sowie im Bereich der späteren Zwischenhochs und -tiefs von 2020 bei 3.200 Punkten bzw. dem 61%-Fibonacci-Niveau bei 3.195 Punkten. Diese Unterstützungen entsprechen auch mehr oder weniger dem Potenzial der oben erwähnten 5-teiligen Abwärtswelle. Wir müssten uns dann kurzfristig auf einen weiteren dynamischen Abwärtsschub einstellen. Aber so weit ist es noch nicht. Vorerst machen die Bullen wieder deutlich Druck. Sie haben ihre Chance offenbar erkannt. Nun kommt es darauf an, dass sie diese auch nutzen (können). Diese Woche wird uns also verraten, wie stark oder schwach die Bullen derzeit sind. Mit besten Grüßen Ihr Torsten Ewert
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