Noch 14 Wochen bis zur US-Wahl
| Was jetzt, America? | Der wöchentliche Überblick zur US-Wahl | |
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von Rieke Havertz Internationale Korrespondentin in Washington, D.C. |
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Good morning! Joe Biden hat seine Präsidentschaftskandidatur zurückgezogen, Kamala Harris begeistert Demokraten mit ihren ersten Wahlkampfauftritten, und Benjamin Netanjahu war in der Stadt. Die US-Expertinnen fassen Ihnen die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Folge 2 erreicht Sie aus Washington, D. C. |
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Noch 14 Wochen bis zur Wahl |
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Es war gerade zwei Tage her, als meine Kolleginnen und ich von einem republikanischen Parteitag mit dem Gefühl zurückgekehrt waren, dass diese Wahl entschieden sein könnte. Dann postete Präsident Joe Biden seinen Brief, der den Wahlkampf wieder komplett gedreht hat. Mit Freunden diskutierte ich im Auto die ersten Folgen dieses historischen Moments. (Merke: In diesen Zeiten nie zu weit weg vom Schreibtisch sein!) Am Mittwoch dann wandte sich Biden an die Nation und sagte: "Die Verteidigung der Demokratie ist wichtiger als jedes Amt." Da hatte seine Vizepräsidentin Kamala Harris den Wahlkampf schon voll übernommen. Viele halten sie nicht für die ideale Kandidatin. Sie ist der Underdog gegen Trump. |
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Dennoch werden die Demokraten gerade in diesen ersten Tagen getragen von einer Erleichterung darüber, dass noch Leben in diesem Wahlkampf steckt. Man spürt das hier im liberalen D. C. in Gesprächen, die Stimmung hat sich verändert. |
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Hat Kamala Harris eine Chance? Ich sage: Ja. |
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In der ganzen innenpolitischen Aufregung ging beinahe ein wichtiger Besuch unter: Israels Premier Benjamin Netanjahu hat eine kontroverse Rede vor dem Kongress gehalten. Die Autorin Steffi Hentschke hat sie eingeordnet. |
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Haben Sie ein schönes Wochenende! |
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Meine drei Texte der Woche |
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Wir verfolgen in diesen Tagen vor allem "breaking news". Diese Texte blicken über die Atemlosigkeit des Wahlkampfs hinaus: |
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Empathie alleine reicht nicht | | Die US-Medien haben sich dem Verdacht ausgesetzt, vor lauter Empathie für Biden sehr lange nicht genau hingeschaut zu haben; und zu selten gefragt zu haben, wie genau eigentlich Biden seine Regierungsgeschäfte erledigt. Mein Kollege Dirk Peitz schreibt über ein grundsätzliches journalistisches Problem. → Zum Artikel |
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"Amerika ist bereit für eine Präsidentin" | | Die Historikerin Jill Lepore lehrt Amerikanische Geschichte in Harvard. Sie sagt meiner Kollegin Anna Sauerbrey im Gespräch: "Amerika ist bereit für eine Präsidentin." Und sie erläutert, warum es sie sorgt, sollte Donald Trump in den Umfragen zurückfallen. → Zum Artikel |
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Wie Kamala plötzlich GenZiert wurde | | "Kamala IS brat": Kamala Harris hat etwas, was Joe Biden so nicht hatte: Memes. Und damit einen neuen Zugang zu Wählern. Meine Kollegen Alisa Schellenberg und Titus Blome erklären die Memes über die Vizepräsidentin. → Zum Artikel |
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Wer sagt denn sowas? | "You think you just fell out of a coconut tree?" | | | |
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Aus meinem Terminkalender |
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Am Samstag, dem 27. Juli, tritt Donald Trump gemeinsam mit seinem Vize J. D. Vance bei einer Wahlkampfveranstaltung in St. Cloud im Bundesstaat Minnesota auf. Vance tourt danach weiter durchs Land, unter anderem wird er in Nevada und Arizona sein. |
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Am Mittwoch, dem 31. Juli, entscheidet die US-Notenbank Fed über den weiteren Kurs der Geldpolitik, inklusive der Höhe des Leitzinses. |
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In dieser Folge unseres US-Podcasts OK, America? diskutieren Klaus Brinkbäumer und ich über Joe Bidens Rede aus dem Oval Office und die ersten, bei den Demokraten Hoffnung verbreitenden Tage der Wahlkämpferin Kamala Harris – und in dieser Sonderfolge über Bidens Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren. |
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Meine Kollegin Tina Ahrens ist die Chefin der Bilder von ZEIT ONLINE. An dieser Stelle schreibt sie jede Woche über ein Foto, das sie besonders bewegt hat. |
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| © Shawn Thew/EPA via CNP/Polaris/laif |
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"In seiner Ansprache an die Nation sitzt Präsident Biden am 24. Juli im Oval Office und erklärt, warum er keine zweite Amtszeit mehr anstrebt. Es ist einer dieser inszenierten Momente, in dem er nun das Land hinter Kamala Harris vereinen möchte. Auf dem Bild von Shawn Thew ist ein riesiger Scheinwerfer auf Biden gerichtet, er wirkt verloren an dem leeren Schreibtisch. Im Hintergrund erkennt man seinen Sohn Hunter und dessen Tochter, deren Gesichtsausdruck bangend oder mitleidig wirkt. Durch diesen Blick des Fotografen hinter die Kulissen sehe ich als Betrachterin plötzlich auch wieder den Menschen Biden. Ich sehe, wie er dort allein vor der Kamera sitzt, und empfinde Mitgefühl. Ich denke: Möge man diesen Mann nun endlich von unseren bohrenden Blicken befreien." |
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Was müssen Sie diese Woche sonst noch gesehen, gelesen, angeschaut haben? |
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Sie erinnern sich sicher noch an das TV-Duell. 90 Minuten, die man nicht so leicht vergisst. Ein, nun ja, Negativhighlight war für mich der Moment, als sich Trump und Biden um ihre Golfskills stritten wie Kinder im Sandkasten. Nun geht ein Video im Netz rum, das Trump beim nicht gerade präzisen Putten zeigt. Der Kollege Matt Stieb vom New York Magazine schreibt dazu: Es sieht so aus, als wäre Trump tatsächlich schlecht. |
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Das war die zweite Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur US-Wahl 2024. Sie erscheint jeden Freitag zusätzlich zum Morgenüberblick und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus. Die Vorrecherche und nächtliche Produktion hat Katharina Meyer zu Eppendorf in Washington, D. C., übernommen. |
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