 |  | LITERATUR | |
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| Liebe Leserin, lieber Leser! |
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Wer eine literarische Auseinandersetzung mit individueller Freiheit und Bürgerrechten lesen möchte, greift vielleicht zu Margaret Atwoods „The Handmaid's Tale“. Wer sich für Engagement und Verantwortung interessiert, den könnte Harper Lees Roman „Wer die Nachtigall stört“ interessieren. Machtmissbrauch und Korruption werden in George Orwells „Farm der Tiere“ thematisiert, und die Gefahren, die der Demokratie von allen Seiten drohen, schildert Aldous Huxley in „Schöne neue Welt“. Es gibt so viele belletristische Werke, die sich mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinandersetzen, dass wir im Feuilleton anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl verstärkt Bücher in den Blick nehmen, die unabhängig von ihrer Erscheinungs- oder Handlungszeit bis heute oder wieder augenöffnend sind.  | Sandra Kegel | Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. | |
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| Den Auftakt der Serie „Pflichtlektüre für Demokraten“ machte Andreas Platthaus mit Christa Wolfs Erzählung „Kassandra“ aus dem Jahr 1983, in der er die verblüffenden Parallelen zwischen der Entstehungszeit des Textes über die Heldin des Trojanischen Krieges und heute herausarbeitete: „Nach einer von vornherein als verloren geplanten Vertrauensabstimmung im Bundestag vom Dezember wurden zum Winterende Neuwahlen ausgeschrieben. Europa war tief gespalten, die Aufrüstung band immer mehr Mittel, die Proteste dagegen wuchsen“ – im Westen wie im Osten. In dieser Gemengelage erschien „Kassandra“ zeitgleich in Ost (Aufbau Verlag) und West (Luchterhand Verlag) und traf auf beiden Seiten der Mauer einen Nerv.
Die Reihe setzte sich fort mit Reflexionen über Ionescos Erzählung „Die Nashörner“ von 1957 . Wie sich unauffällige Menschen „in zerstörerische, rücksichtslose und laute“ Typen verwandeln und eine Stadt tyrannisieren, beobachtete Tilman Spreckelsen, der darin nichts weniger erkannte als ein Gefühl, das auch „von uns und unserer Zeit“ erzählt, „die spürbar aus den Fugen geraten ist“. In weiteren Beiträgen zog Simon Strauß Parallelen vom Wandel der traditionellen sizilianischen Gesellschaftsordnung in Lampedusas Epos „Der Leopard“ zum politischen Berlin der Gegenwart, Niklas Maak erkannte in René Trintzius' Roman „Deutschland“ von 1929 eine Liebeserklärung an eine moderne Demokratie, die es so nie gegeben hat, und ich habe in Ingeborg Bachmanns Roman „Malina“ die Bruchlinien herausgearbeitet, die bis tief in die NS-Zeit zurückreichen.
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Unsere Empfehlungen der Woche:
Von der Stille zwischen den Sternen: Christoph Ransmayrs Grabrede auf den Publizisten Martin Pollack
Rammstein revisited? Bela B Felsenheimers Roman „Fun“ kokettiert mit Anspielungen
Krieg um Grönland: Philip Roth ließ schon 1971 einen amerikanischen Präsidenten Dänemark angreifen
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Dass die Reihe bei Ihnen, den Leserinnen und Lesern, auf große Resonanz stößt, wie die vielen Reaktionen und Leserbriefe zeigen, freut uns auch deshalb, weil es einmal mehr beweist, dass Literatur gerade in bewegten Augenblicken der Geschichte, die wie gegenwärtig in vielerlei Hinsicht als Zeitenwende empfunden werden, nicht nur ein Mittel ist, um sich von der nervösen Realität abzulenken. Literatur vermag außerdem zugleich zu vertiefen, die Konzentration zu bündeln und manchmal sogar den Blick im Spiegel historischer Texte rundum zu erneuern.
So dürfen Sie schon jetzt gespannt sein auf die nächste Folge der Reihe aus der Feder des Juristen Christoph Möllers von der Humboldt-Universität zu Berlin, der als Sohn zweier Literaturwissenschaftler gewiss schon früh Bande zur Belletristik geknüpft hat. Möllers widmet sich Italo Calvinos Erzählung „Der Tag eines Wahlhelfers“ von 1963, deren geschildertes „Knäuel aus Gefühl und Reflexion, Öffentlichem und Privatem, Religion und Politik, grauem Alltag und politischer Hoffnung“ einem gerade durchaus bekannt vorkommen dürfte.
Was haben Sie zuletzt in dieser Richtung gelesen? Was würden Sie als „Pflichtlektüre für Demokraten“ empfehlen? Wir freuen uns auf Ihre Hinweise und Erläuterungen (und gehen, falls Sie nicht ausdrücklich widersprechen, davon aus, dass Sie ggf. mit namentlicher Nennung in einem kommenden Editorial einverstanden sind). Bitte schreiben Sie uns wie immer an [email protected].
Und lesen Sie wohl in bewegten Zeiten,
Ihre Sandra Kegel
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| | | Klaus Willbrand wurde mit Kurzvideos zu Virginia Woolf und Thomas Bernhard zum Tiktok-Star. Sein Film zur Frage „Welches Buch muss ein junger Mensch gelesen haben“ wurde 750.000 Mal aufgerufen. Jetzt ist er mit 84 Jahren gestorben. |
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| | | Jede Woche fragen wir Menschen aus dem Kulturbetrieb, was sie lesen und welches Buch in ihrem Schrank sie ganz bestimmt nicht lesen werden. Diesmal antwortet die Pianistin Beatrice Rana. |
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| | | Auch die Träume einer glücklichen Zukunft sind für immer verloren: Warum ich in Lampedusas Roman „Il Gattopardo“ keine Pflichtlektüre für Demokraten sehen kann. Eine Erwiderung. |
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| | | Vor zwei Wochen ist mein Freund, der österreichische Publizist Martin Pollack, gestorben. Grabrede auf der Trauerfeier in der Feuerhalle des Wiener Zentralfriedhofs. |
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| | | Wer der technischen Entwicklung trotzt, denkt nicht hinterher, sondern voraus: Ein Gespräch mit Jonas Lüscher über seinen Roman „Verzauberte Vorbestimmung“ – und ein Literaturrätsel. |
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| | | Lustlektüre für Autokraten: Der Autor Philip Roth ließ schon 1971 einen amerikanischen Präsidenten Dänemark angreifen. Der seitdem vergessene Roman erweist sich als beklemmend hellsichtige Farce. |
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| | | René Trintzius’ Roman „Deutschland“ von 1929 ist eine Liebeserklärung an eine moderne Demokratie, die es so nie gab. Doch seine Neugier auf dieses andere Land ist vorbildlich - gerade heute. |
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| | | Der Musiker einer bekannten Band schreibt einen Roman über eine fiktive bekannte Band: „Fun“ heißt das Buch von Bela B Felsenheimer. Macht das Spaß, oder ist es nur ein schlechter Witz? |
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