Kolumne von Cathrin Kahlweit | Holocaust-Gedenken auf Tiktok | Urlaub im Schnee
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27. Januar 2023
SZ Österreich
Cathrin Kahlweit
SZ-Korrespondentin in Wien
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor fünf Jahren war Udo Landbauer Spitzenkandidat der FPÖ in Niederösterreich. Er war damals gerade 31 Jahre alt, aber schon ein Routinier: Bruder und Vater ebenfalls aktiv in der FPÖ, er selbst als Teenager dem „Ring Freiheitlicher Jugend“ beigetreten, es folgte eine Karriere, wie sie, nun ja, im Buche steht. Sein vorläufiger Marsch durch die Parteiinstitutionen endete, sorry für das Wortspiel, mit der Liederbuch-Affäre, die kurz vor der Landtagswahl 2018 der Falter aufdeckte. In einem Gesangsbuch der Burschenschaft Germania, in der Landbauer Vizeobmann war, fanden sich Texte mit antisemitischem und rassistischem Inhalt. Solche Verszeilen machten damals die Runde: „Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: „Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million.“

Landbauer machte trotz massiven Drucks weiter, sagte „jetzt erst recht“, nahm aber nach der Wahl sein Mandat nicht an und stellte seine FPÖ-Mitgliedschaft ruhend. Verantwortung übernehmen wollte er dennoch nicht; er habe das Buch schließlich nicht „regelmäßig durchgelesen. Dass da was reingekommen ist, was nicht reingehört, liegt in der Verantwortung der Beteiligten von damals.“ Als die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen Mitte 2018 mit einer erstaunlich laxen Begründung eingestellt wurden (die Texte seien „an der Grenze des Zulässigen“, man könne nun mal nicht beweisen, dass sie zu propagandistischen Zwecken genutzt worden seien), war Landbauer umgehend wieder da, wieder oben.

Heute liegt die FPÖ in Niederösterreich, wo an diesem Sonntag wieder einmal gewählt wird, unter seiner Führung bei etwa 25 Prozent. Landbauer ist mittlerweile 36 Jahre alt, er gilt als Führungsreserve für die FPÖ im Bund, er kann gut mit Parteichef Herbert Kickl. Beide machen Politik am ultrarechten Rand. Die hohe Inflation, sagen sie, liege einzig an den Russlandsanktionen, eine Verurteilung des Angriffskriegs kommt beiden nicht über die Lippen. Menschenrechte seien ein überholtes Konzept, in der Migrationsfrage setzen sie auf „null Zuwanderung, null Toleranz“, Pushbacks an den Außengrenzen der EU seien völlig legitim.

Interessanterweise hat Landbauer selbst Migrationshintergrund. Seine Mutter stammt aus Iran, sie hatte seinen Vater in den 70er- Jahren im Urlaub kennengelernt. Die kognitive Dissonanz zwischen seinen ausländerfeindlichen Sprüchen und seiner persischen Mutter überwindet der FPÖ-Politiker mit der Erkenntnis, dass in seiner Familie alles anders und seine Mutter hervorragend integriert sei: „Man passt sich an. Man ist nicht hier, um den Staat und seine Leute auszunutzen“, sagte er in einem ORF-Interview.

Österreich 2023 – das ist, auch, die Rückkehr der FPÖ: In Niederösterreich könnten die Freiheitlichen auf ein Viertel aller Stimmen kommen; im Bund liegen sie laut Umfragen auf Platz eins.
Gutes Wochenende!
Cathrin Kahlweit
SZ Mail
PS: Ich habe diese Woche Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei ihrem Wahlkampf begleitet. Sie könnte mit ihrer ÖVP an diesem Sonntag auf 40 Prozent kommen – für andere ein Erfolg, für sie eine Katastrophe. Entsprechend sieht der Wahlkampf aus (SZ Plus).
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Adelheid Pretzlik, 80, Pensionistin, aufgewachsen in Hadersfeld/Greifenstein (Niederösterreich), lebt seit 1980 in München


Am meisten vermisse ich
den Wienerwald.

Echt Spitze in Österreich ist
das Sich-nicht-so-ernst-Nehmen.

Nachholbedarf gibt’s in Österreich
beim Selbstbewusstsein.

Gegen Heimweh helfen
Krautfleckerl.

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Na geh! (entweder Ausruf des Bedauerns oder im Sinne von „Sei nicht so", z.B. in der Redensart „Na geh, komm her!“)
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