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24. Januar 2024
Kathrin Werner
Redaktionsleiterin Plan W
SZ Twitter Mail
Guten Tag,
als Sheryl Sandberg in der vergangenen Woche ihren endgültigen Abtritt verkündete, klangen manche Artikel über sie fast schon wie Nachrufe. Sandberg lebt zum Glück weiterhin, aber ihr Rückzug bei Facebook beziehungsweise Meta, wie der Konzern jetzt heißt, ist trotzdem eine Zäsur. Die 54-Jährige ist die große Dame des amerikanischen Konzern-Feminismus. Kritikerinnen und Kritiker sagen: des weißen Feminismus. 

Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu ihr. Ihr Buch „Lean In“ kam heraus, als ich noch recht neu im Berufsleben war. Ich habe es damals verschlungen, weil ich mich so sehr angesprochen gefühlt habe. Eine Zeit lang war sie ein richtiges Vorbild für mich, so viele Vorbilder gab es schließlich auch nicht in der Wirtschaftswelt – und gibt es immer noch nicht. Und ich habe versucht, ihre Ratschläge zu befolgen. Eine Zeitlang habe ich mich immer ganz bewusst möglichst zentral an jeden verfügbaren Konferenztisch gesetzt, nur damit ich auch ganz bestimmt gesehen werde.  

Wie sie es mit Marc Zuckerberg ausgehalten hat, war mir immer ein Rätsel. Warum der Gründer sie zu Facebook geholt hatte, war dagegen klar, als eine Art Mutter, eine Erwachsene, die auf die Kids aufpassen sollte: „Hier der junge, oft etwas entrückt wirkende Visionär. Dort die taffe Managerin, die dem jungen Unternehmen professionelle Strukturen verpasste“, schreibt meine Kollegin Ann-Kathrin Nezik in einem Porträt anlässlich Sandbergs Abtritt (SZ-Plus). „Anfangs sei niemand erschienen, wenn sie um neun Uhr morgens ein Meeting angesetzt habe, erinnerte sich Sandberg später. Die Facebook-Entwickler waren davon ausgegangen, dass sie neun Uhr abends meinte.“ 

Ich bewundere Sandberg noch immer, sehe sie aber heute viel mehr in ihrem Kontext. Sie ist eine reiche, privilegierte, weiße Frau, der es natürlich half, wenn sie sich überwand und den Finger hob, wenn es darum ging, wer ein Amt übernimmt. Und die dadurch auch den Weg geebnet hat für andere. Sehr viele Frauen sind aber erst gar nicht dabei, wenn solche Fragen gestellt werden. Lean in – das können überhaupt nur wenige. Weil die Strukturen, die Frauen in der Wirtschaftswelt zurückhalten, so stark und starr sind, dass es nicht genügt, wenn sich einzelne mit and den Konferenztisch setzen. Je älter ich wurde, desto klarer wurde mir, dass Sandbergs Ratschläge für sie und mich zwar funktionieren, für die meisten Frauen aber sehr wohlfeil wirken. Weil sie so einfach klingen. Und ein bisschen danach, als seien all die Frauen, die es nicht schaffen, selbst schuld daran. 

Ich bin gespannt, wie Sandberg nun weitermacht. Obwohl manche Texte wie Nachrufe klingen, hat sie ja noch viel vor sich. Sie will sich auf ihre Stiftung konzentrieren, die für die Rechte von Mädchen und Frauen kämpft. Sie hat selbst gemerkt, dass die systemischen Probleme größer sind, als es in ihrem Buch klang. Die Stiftung setzt da nun an. Es gab um sie auch immer wieder Gerüchte, dass sie Politikerin werden will. So schnell wird das natürlich nichts, das aktuelle US-Präsidentschaftswahlkampf wird wohl zwischen zwei alten weißen Männern entschieden. Leider. 

Herzliche Grüße
Kathrin Werner
Redaktionsleiterin Plan W
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