als es darum ging, seinen soeben entlassenen Finanzminister Christian Lindner allein für das Scheitern der Ampelkoalition verantwortlich zu machen, sprach Bundeskanzler Olaf Scholz auf einmal mit ungewohnter Schärfe und Klarheit. Wer aber hoffte, Scholz würde am Sonntagabend in der Talkshow von Caren Miosga ähnlich offen sprechen, sah sich getäuscht. Hier war wieder das von ihm bekannte „Scholzen“ angesagt. Immerhin verkündete der Kanzler der Fernsehnation, dass er nun doch bereit sei, noch im Dezember mit der Vertrauensfrage Neuwahlen einzuleiten. Und er entdeckte die diplomatische Höflichkeit gegenüber einem noch kürzlich als „Rechtspopulist“ gebrandmarkten US-Präsidenten. Cicero-Redakteur Ferdinand Knauß hat sich die Sendung angesehen. Bei den anstehenden Neuwahlen könnten die Liberalen unangenehme Überraschungen erleben. Mit der Wahlrechtsreform der Ampel wollte auch die FDP nicht nur den Bundestag verkleinern, sondern auch der Union schaden. Das wird jetzt zum Eigentor für die FDP: Bürgerliche Wähler mit CDU/CSU-Präferenz werden ihre Zweitstimme nicht mehr der FDP geben. Die Tricksereien der FDP könnten ihr eigenes Ende bedeuten, schreibt unser Autor Hugo Müller-Vogg. Die amerikanischen Demokraten haben ihre unangenehme Überraschung gerade hinter sich. Trotz Unterstützung von Promis wie Taylor Swift oder Beyoncé hat Kamala Harris die Präsidentschaftswahlen haushoch verloren. Oder gerade deswegen. Das zeugt von demokratischer Reife bei den Wählern, die eben nicht wie Lemminge irgendwelchen Pop-Idolen hinterherlaufen. Eine Präsidentenwahl, schreibt Gideon Böss, ist eben keine Spotify-Liste. Zurück zur blühenden Demokratie in Deutschland: Der Staat finanziert ein engmaschiges Netz privater Meldestellen gegen „Hass und Hetze“. Damit wird gezielt das Denunzieren auch nicht strafbarer Meinungen gefördert. Ein Staat, der seine Bürger einschüchtert, ist aber kein echter demokratischer Staat mehr. Der Rechtswissenschaftler Volker Boehme-Neßler über staatlich gefördertes Denunzieren. Ob diesseits oder jenseits des Atlantiks: Viele Werte, auf die wir stolz sind, schaden uns längst – zu diesem Schluss kommen mittlerweile einige. Der amerikanische Ökonom Robin Hanson geht weiter: Er sieht unsere kulturelle Entwicklung dem evolutionären Zufall ausgeliefert. Dies erklärt, so beschreibt es unser Autor Florian Friedman, warum der Westen den Verstand verliert. Rollenwechsel: In ihrem literarischen Debut „Ein anderes Leben“ untersucht die Schauspielerin Caroline Peters ihre wechselnden Mutterbilder – und findet ganz nebenbei eine neue Profession. Julia Marguier hat Peters porträtiert. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |