#trending // Politik Wäre es nicht so traurig, man müsste den ganzen Tag lang über Alice Weidel lachen. Die AfD-Frau fordert in einem Facebook-Eintrag allen Ernstes, den Sendebetrieb des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals KiKA sofort einzustellen. Abgesehen davon, dass Frau Weidel mal verraten müsste, wie Millionen Eltern ihren Kindern beibringen sollen, dass es den Sender vom "Sandmännchen", der "Sendung mit der Maus", von "Wickie", "Biene Maja" und "Yakari" nun nicht mehr gibt - Weidels Argumente sind so hinterwäldlerisch, rassistisch, dämlich, mir fehlen fast die Worte dafür. Die B.Z. - und danach auch Bild und andere - regte sich kürzlich ja darüber auf, dass im KiKA ein Beitrag zu sehen war, in dem Jungs einen BH öffnen sollten. Und dann sehen die Jungs auch noch so aus, als würden ihre Urahnen nicht aus Deutschland stammen! Skandal!!!! Bei Weidel liest sich das dann so: "...lernen die neuen Deutschen nun in einem ähnlichen Sendeformat, wie sie BHs fachmännisch zu öffnen haben" Und weiter: "... vermittelt KIKA jetzt die Erkenntnis. dass es völlig in Ordnung ist, sich von denen an den Brüsten herumfummeln zu lassen, die noch nicht so lange hier leben." Weidels Fazit: "Dieser Kinderkanal, den man auf dem heimischen TV-Gerät besser mit einem Jugendschutz sichert, gehört zum Schutze unserer Kinder umgehend vom Netz genommen und vor einem Weiterbetrieb so restrukturiert, dass gesellschaftliche Grundwerte statt billiger Staatspropaganda vermittelt werden." Klar, man müsste diesen - harmlos formuliert - Schwachsinn eigentlich am besten verschweigen und nicht weiter verbreiten, doch man darf es einfach nicht: Das, was die AfD versucht, zu skandalisieren, wie sie strukturiert alles angreift und in Frage stellt, was nicht ihrem vor vielen Jahrzehnten stehen gebliebenen Weltbild entspricht und wie sie mit einer rassistischen und reaktionären Wortwahl ihre Anhängerschaft aufhetzt - das darf man sich nicht gefallen lassen. Um mit dieser KiKA-Skandalisierung endlich mal aufzuräumen: Jeder, der auch nur einen Funken Ahnung vom Fernsehen hat, weiß, dass sich der KiKA seit jeher nicht nur an kleine Kinder richtet. Ab 19.25 Uhr - und dort lief der entsprechende Beitrag in der lobenswerten Beratungssendung "Kummerkasten" - sind seine Zielgruppe so genannte Pre-Teens und Teens, 10 bis 13-Jährige. Und darf man einer solchen Altersgruppe nicht schon erste harmlose Aufklärungshäppchen anbieten? Möchte Frau Weidel wieder im Jahr 1958 leben? Oder kann sie nicht akzeptieren, dass die Welt sich weiter gedreht hat? Was zur Hölle ist schlimm daran, wenn der KiKA zeigt, wie sich ein BH öffnen lässt, erklärt, wie man mit Liebeskummer umgeht oder meinetwegen spaßeshalber auch verrät, wie Brüste, Vagina, Penis und Hoden in anderen Sprachen heißen? Generationen von Menschen haben mit 12 oder 13 Jahren genau so ein Zeug in der Bravo gelesen. Wahrscheinlich auch die halbe AfD. Die ganzen kruden Gedankengänge dann auch noch mit dem typischen AfD-Rassismus in Richtung Migranten zu verknüpfen, setzt der ganzen Sache die Krone auf. Von allen schäbigen AfD-Facebook-Einträgen ist dieser einer der schäbigsten. Seine Wirkung hat er natürlich gerade deswegen entfaltet. Weidel-Fans kommentieren sich in Rage: "Die Verantwortlichen von KiKA gehören allesamt in eine Geschlossene Anstalt. Und ... Schlüssel für immer wegwerfen." Oder: "Da laufen praktisch pädophile Kinderpornos, finanziert von erpressten GEZ Gebühren!!" Oder: "Warum umständliche Techniken lernen, sie haben doch immer ein Messer dabei, mit dem das ratzfatz geht." |