#trending // Puma und die angeblichen Hitler-Sneaker Mit einer völlig gaga-esken Story hat "RT Deutsch" am Donnerstag den deutschsprachigen Artikel mit den meisten Social-Media-Interaktionen abgeliefert. Das Wort "journalistisch" lasse ich hier bewusst weg, denn mit Journalismus hat die Story aus dem Ressort "Viral" nicht viel zu tun. Unter der Headline "Turnschuhe mit vermeintlichem Hitler-Konterfei: Vorwürfe gegen Sportmarke Puma" schreibt das Medium auf, dass Sportartikelhersteller Puma angeblich "in Kritik" geraten sei, da "scharfäugige Kunden" "im Muster eines Turnschuhmodells" "ein angedeutetes Porträt von Adolf Hitler" erkannt hätten. Wer sich die Schuhe anschaut, wird aus dem Lachen nicht mehr rauskommen, denn selbst wenn man die schwarze Ränder der Schuhe vielleicht als Frisur und ein schwarzes etwas bei den Schnürsenkeln als Bart deuten könnte, so sehen eben diese Frisur und der Bart kein bisschen nach Hitler aus. Wer hier doch Hitler erkennen will, der erkennt Hitler wahrscheinlich auch in jeder Portion Pommes rotweiß. Oder so. Schon allein die Einordnung des Textchens in das Ressort "Viral" suggeriert, dass es irgendeinen riesigen Shitstorm gegen Puma gäbe, über den "RT Deutsch" nun berichten würde. Doch selbst "RT Deutsch" zeigt als Beweis für die Viralität des Themas nur einen Tweet (und einen anderen, der zeigt, dass die Schuhe womöglich eher Nikolai Gogol ähneln). Wenn die Schuhe überhaupt "viral" gegangen sind, dann allenfalls in Russland. Doch selbst da gab es innerhalb der vergangenen sieben Tage weniger als 5.000 Tweets mit "Hitler" im (kyrillischen) Text, darunter auch zahlreiche, die nichts mit den Schuhen zu tun hatten. Natürlich kann es auf russischen Social-Media-Plattformen weitere Posts gegeben haben, doch außerhalb Russlands gab es ganze 850 Tweets mit "Hitler" und "Puma" im Text, 849 davon, nachdem "RT" die alberne Geschichte vor einigen Tagen auf seiner spanischsprachigen Seite präsentierte. "RT Deutsch" hat die schrottige Pseudo-Viral-Story am Donnerstag unfassbare 86.400 Facebook- und Twitter-Interaktionen beschert. So hat das Medium dann doch noch dafür gesorgt, dass das Ressort "Viral" passt - wenn auch erst im Nachhinein. |