Ein Lieblings-Aufreger-Thema der Deutschen sind die Bierpreise auf dem Oktoberfest. In jedem Jahr gibt es großflächig in zahlreichen Print-, Web-, Audio- und Videomedien Berichte, wie viel teurer die Maß Bier nun schon wieder geworden ist. Focus Online punktete nun mit einer Story über alle anderen Preise auf dem Oktoberfest: ein Hugo 15,50 Euro, eine Flasche Sekt 42 Euro, eine Scheibe Brot mit Butter 5 Euro und ein Eisbecher 15 Euro. Der Oktoberfest-Besucher regt sich auf - und der -Nicht-Besucher staunt. Oder wie die Focus-Online-Autorin schreibt: "Jetzt wird auch klar, warum der Alkohol auf der Wiesn so wichtig ist. Anders kann man diese Preise wohl echt nicht mehr ertragen". Der Artikel sammelte am Sonntag 16.200 Interaktionen bei Facebook und Twitter ein - so viele wie kein deutschsprachiger journalistischer Text an dem Tag.
Am Samstag war das Top-Thema in den sozialen Netzwerken ein Fall aus Belgien: Eine Dänin, die mit Nikab aus Tunesien zurück nach Dänemark reisen wollte und in Brüssel zwischen landete, wollte bei einer Passkontrolle ihre Verschleierung nicht ausziehen - obwohl die Kontrolle in einem abgetrennten Raum ohne Männer stattfand. Folge: Belgien schickte die Frau nach Tunesien zurück. Auf den ersten drei Plätzen der Samstags-Social-Media-News-Charts fanden sich ausschließlich Artikel zu diesem Thema - von Spiegel Online, der Welt und Focus Online.
Zum Aufreger wurde der Fall u.a. auf üblich verdächtigen Facebook-Seiten wie "Lügenpresse", "AfD Freunde Kinzigtal" oder "BadenWürttemberg freiheitlich-patriotisch-traditionsbewusst". Kommentare lauteten dort z.B.: "Richtig so hoffe das das auch bald in Deutschland so gehandhabt wird" oder "Finde das gut, finde nur Traurig das andere Länder uns zeigen müssen wie man es richtig macht" oder "Endlich macht mal jemand was und zieht es durch Respekt!!!". Problem: Als Beispiel dafür, was in Deutschland nach Meinung mancher falsch läuft, taugt dieses Beispiel nun gar nicht. Denn: "Bei der Passkontrolle nimmt eine Kollegin die Burka-Trägerin mit in die Wache, wo keine männlichen Kollegen anwesend sind. Es muss zweifelsfrei festgestellt werden, dass die Reisende mit der Person auf dem Lichtbild übereinstimmt."