Das TOUR Tech-Briefing zur 7. Etappe
Das TOUR Tech-Briefing zur 7. Etappe | | Fotograf: Getty Velo | Vom 1. bis zum 23. Juli messen sich die besten Radsportler der Welt bei der Tour de France. Über Sieg und Niederlage entscheiden dabei nicht nur die Beine, sondern auch das Material. Das TOUR Tech-Briefing zur 7. Etappe. | Tour de France 2023 - 7. Etappe: Mont-de-Marsan - Bordeaux | 169,9 Kilometer | | Das Höhenprofil der 7. Etappe der Tour de France 2023, Fotograf: A.S.O. | Weniger als 1000 Höhenmeter weist die 7. Etappe auf. Flacher wird’s nicht bei dieser Tour de France. Das Finale am Ufer der Garonne im Herzen von Bordeaux ist ebenfalls topfeben. Die Ankunft in Bordeaux ist daher eine Bilderbuchetappe für Sprinter. Mark Cavendish gewann hier als Letzter 2010. Sollte ihm das hier erneut gelingen, könnte er seinen 35. Tour-de-France-Etappensieg einfahren und damit alleiniger Rekordhalter werden, nachdem er 2021 schon mit den 34 Siegen von Eddy Merckx gleichzog. | Hat Cavendish das Material, um sein Potential umzusetzen? Sein Wilier Filante schnitt im Tour-Windkanaltest ordentlich ab. Es ist mit 211 Watt nicht das allerschnellste Aerorad, aber konkurrenzfähig und für ein aerodynamisches Rennrad auffällig leicht. Das Quäntchen weniger Gewicht ist für einen explosiven Sprinter wie Cavendish ein Bonus, denn es hilft, noch schneller zu beschleunigen. | Wir simulieren einen Sprint über 200 Meter und setzen als Fahrergewicht die 70 Kilogramm an, die Cavendish als Renngewicht angibt. Die Ausgangsgeschwindigkeit beträgt 60 km/h. | Zahl des Tages: 3 Hundertstelsekunden | Könnte Mark Cavendish im simulierten Finale der 7. Etappe der Tour de France 2023 mit den schnellsten Rädern im Feld – Cannondale System Six, Canyon Aeroad oder Cervelo S5 sparen. Das entspricht rund einem halben Meter in unserem schnellen Finale mit projektierten 68 km/h Endgeschwindigkeit. Ob sich Mark Cavendish dadurch aufhalten lässt? Eher nicht. Er wird sich im Zweifel noch einen Tick tiefer über den Lenker beugen und mit seiner unvergleichlichen Körperaerodynamik die Physik herausfordern. | Das (fast) gesamte Feld im Überblick | | *, Fotograf: Robert Kühnen | Welche anderen Faktoren könnten die Sprintperformance aus Materialsicht noch beeinflussen? | Die Reifen | In unserem Modell setzten wir normalerweise überall gleiche Reifen an. Verändern wir das Reifenmodell, ergibt sich natürlich auch hier ein Effekt. | Im simulierten Sprint bringt ein 10 Prozent schnellerer Reifen rund eine Hundertstelsekunde. Daran schließt sich natürlich sofort die Frage an, ob es Reifen gibt, die 10 Prozent leichter rollen als andere. Nach unseren Messungen können wir das mit einem klaren Ja beantworten. Es sind sogar noch größere Unterschiede drin. Allerdings handelt es sich hierbei um Hochrechnungen. Es gibt keine Rollwiderstandsdaten, die bei Sprinttempo erhoben wurden. | Der derzeit schnellste Straßenreifen ist nach TOUR-Messungen der Conti 5000 S TR TT – die Tubeless-Zeitfahrversion des Straßenreifens. Dieser Reifen würde im skizzierten Finale sogar knapp zwei Hundertstel sparen gegenüber anderen schnellen Straßenreifen. Im Unterschied zu manch anderem TT-Reifen ist der Conti-TT- Reifen ein vollwertiger Rennreifen mit gutem Pannenschutz und gutem Grip. Nur die Lauffläche ist dünner und die Haltbarkeit entsprechend geringer. | Dieser Reifen wurde bei dieser Tour de France daher auch schon vielfach gesichtet, Tadej Pogacar fährt zum Beispiel darauf. Sogar bei Teams, die nicht von Conti gesponsert werden, haben unsere Reporter den Reifen gesichtet. Ob Cavendish, dessen Team auf Vittoria-Reifen fährt, ihn auch benutzen wird? Wir werden genau hinschauen. | *) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation. | Unser Experte | | Fotograf: Robert Kühnen | Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt. | | >> TOUR on Tour: Exklusive News aus dem Fahrerlager im Liveblog | >> Zum Tour de France Special | >> Zum BIKE Magazin | | | |