Das TOUR Tech-Briefing zur 3. Etappe der Tour de France 2024
Das TOUR Tech-Briefing zur 3. Etappe der Tour de France 2024 | | Auf der 3. Etappe dürften die Sprinter den Sieg unter sich ausmachen, Fotograf: picture alliance / Roth | Vom 29. Juni bis zum 21. Juli messen sich die besten Radsportler der Welt bei der Tour de France. Über Sieg und Niederlage auf den Straßen Frankreichs entscheiden dabei nicht nur die Beine, sondern auch das Material. Das TOUR Tech-Briefing zur 3. Etappe. | Tour de France 2024 - 3. Etappe: Piacenza - Turin | 230,8 Kilometer | | Das Höhenprofil der 3. Etappe, Fotograf: A.S.O. | Die dritte und längste Etappe ist Sprinterterrain. Auf 230 Kilometern sind nur 1100 Höhenmeter zu absolvieren – das ist quasi flach. Die Sprinterteams werden alles daran setzen, ihre schnellen Männer in Szene zu setzen. Alle sind frisch, alle sind heiß und wollen zeigen, was sie können. Ausreißer haben so früh in der Tour daher schlechte Karten. Einzig die beiden Berge der vierten Kategorie könnten ihnen etwas helfen. Aber im Sog des Feldes werden es auch die schweren Männer schnell über die kurzen und nicht allzu steilen Zacken im Profil rollen. Und wenn nicht: Vom letzten Gipfel sind es noch fast 50 Kilometer ins Ziel. Viel Strecke für einen Sprinterzug unter Volldampf, um etwaige Lücken zu stopfen. | Die Anfahrt aufs Ziel im Stadtzentrum kommt den Teams auch entgegen, denn sie ist schnurgerade, kein Platz, um sich zu verstecken. Auch die technischen Schwierigkeiten sind gering. 900 Meter vor dem Ziel ist eine überschaubare Linkskurve, eine weitere folgt 200 Meter weiter, dann geht es auf die 700 Meter lange und sieben Meter breite Zielgerade. | Mehr Übersichtlichkeit können sich die Anfahrer der Sprinter kaum wünschen. Der prominenteste wird voraussichtlich Mathieu van der Poel sein, der versuchen wird, Jasper Philipsen in gewohnter Manier in die beste Position zu schleppen. | Stellt Mark Cavendish neuen Rekord auf? | Für Mark Cavendish wird es die erste Gelegenheit sein, die Anzahl seiner Etappensiege von 34 auf 35 zu erhöhen. Damit wäre er alleiniger Rekordhalter vor Eddy Merckx, mit dem er sich noch den Status des besten Etappensammlers bei der Tour teilen muss. Sehr wahrscheinlich ist es aber nicht, dass Cavendish sich auf dieser überschaubaren Strecke durchsetzt. | Dafür lieferte der Brite schon vor vielen Jahren die Blaupause, was Sprinter tun müssen, um richtig schnell zu werden. Cavendish war der erste Straßensprinter, der die Aero-Karte umfassend spielte. Seitdem hat er viele Nachahmer gefunden. Wenn die längste Etappe der Tour zu Ende geht, wird es kurz vor dem Zielstrich wie in einem Bahnsprint zugehen. Kräftige Kerle packen schmale Lenker, stecken in hautengen Anzügen und tragen aerodynamisch optimierte Helme – alles mit dem Ziel, den Luftwiderstand zu minimieren und ein, zwei Hundertstel- oder sogar Tausendstelsekunden Vorteil zu erkämpfen. Denn bei Tempo 70 bedeutet eine Tausendstelsekunde zwei Zentimeter Vorsprung, also eine knappe Reifenstärke. Das kann bereits den Ausschlag geben über Sieg und Niederlage. Was bedeutet das für die Wahl des Rades? | Zahl des Tages: Fünf Tausendstelsekunden | In unserem virtuellen Sprint über die finalen 200 Meter setzt sich das Canyon Aeroad CFR durch. Jasper Philipsen hat also nicht nur den perfekten Anfahrer, sondern auch das passende Sportgerät für seine Disziplin. Der rechnerische Vorsprung ist mit fünf Tausendstelsekunden auf das schwerere Cervelo S5 allerdings denkbar knapp. | Das (fast) gesamte Feld im Überblick* | | Fotograf: Robert Kühnen | *) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation. | Die Simulation zeigt, dass sich im Sprint die Aero-Räder durchsetzen. Die Rangfolge entspricht dem Aero-Ranking, im Detail wirken noch Gewichtsunterschiede. Die Fahrzeit ist sehr kurz, aber das Tempo enorm hoch. Das kalkulierte Endtempo beträgt 67 km/h. | Am folgenden Tag droht den Sprintern harte Kost in Form des Galibier. Umso motivierter werden sie heute sein, in ihrer Disziplin um jeden Millimeter zu kämpfen. | Unser Experte | | Fotograf: Robert Kühnen | Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt. | | >> Exklusiv: Rennräder der Stars und andere Highlights von der Tour de France im Blog | >> Zum Tour de France Special | | | |