>> Tesla: Vorsicht! – Goldminen-Aktien: Kaufen?

Legen wir also los:

Tesla startet auf Allzeit-Hoch durch – Ich rate zur Vorsicht!

Mit die aufsehenerregendste Kursbewegung der letzten Wochen war der fulminante Kursanstieg bei Tesla. Der Elektroauto-Hersteller brach auf ein neues Allzeit-Hoch aus und verfehlte bei einem Hoch von 498,80 US-Dollar nur um Haaresbreite die Schallmauer von 500 US-Dollar. Auf dem aktuellen Kursniveau ist Tesla nun mehr wert als die US-Konkurrenten Ford und General Motors zusammen und auch deutlich höher kapitalisiert als z.B. BMW und Daimler.

Der 52-Wochen-Chart zeigt einen wilden Kursritt:

Seit den Tiefs im Juni letzten Jahres hat sich die Aktie jetzt mehr als ver-2,5-facht. Alleine im letzten Monat betragen die Kursgewinne mehr als 50 Prozent. Was ist operativ passiert bei Tesla?

Hauptgrund sind die 112.000 ausgelieferten Fahrzeuge im 4. Quartal, was über der eigenen Prognose lag und auch über den Erwartungen der meisten Analysten. Das bedeutete einen Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Was dabei allerdings etwas unterging: Die eigene Zielgröße an ausgelieferten Fahrzeugen für das Gesamtjahr 2019 vom Jahresbeginn (360.000 bis 400.000 Fahrzeuge) hat Tesla mit 367.500 Fahrzeugen gerade mal so erreicht.

Eine Rolle für den Anstieg dürfte auch gespielt haben, dass die Produktion in der jüngst fertig gestellten Megafabrik in Shanghai/China pünktlich startet. Man habe erfolgreich demonstriert, dass man in der Lage sei, dort mehr als 3.000 Fahrzeuge pro Woche zu produzieren. China ist einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für Tesla und insgesamt für alle global agierenden Autobauer.

Die Leistung von Tesla ist auf jeden Fall bemerkenswert: Vor weniger als einem Jahr hat die Fabrik überhaupt noch nicht existiert. Die Geschwindigkeit der Fertigstellung ist beeindruckend und zeigt das Know-how, das beim Newcomer inzwischen gesammelt worden ist.

Trotzdem gibt es gerade für das erste Halbjahr 2020 einige Fragezeichen hinsichtlich der Profitabilität. Tesla verringert in China bereits die Preise und auch die Konkurrenz in den USA nimmt deutlich zu. Das könnte die Bruttomargen unter Druck bringen.

Tesla ist zudem bekannt dafür, dass man in bestimmten Quartalen alles daran setzt, bestimmte Auslieferungszahlen zu erreichen (teilweise auch mit unkonventionellen Mitteln), um dann in den folgenden Quartalen wieder schwächere Ergebnisse abzuliefern.

Mein Fazit:

Auf dem aktuellen Niveau sind Gewinnmitnahmen auf jeden Fall ratsam. Ein Teil des jüngsten Kursanstiegs dürfte auf Eindeckungen von Leerverkäufern zurückzuführen gewesen sein. Ich selber habe eine Shortposition bei einem Durchschnittskurs von 481,90 US-Dollar aufgebaut. Das sollten aber nur erfahrene Anleger tun.

Goldminen: Eine Kauf-Chance und eine Warnung...

Kauf-Chance bei Newmont

Bei den Gold-Aktien war ich ja zu dem Schluss gekommen, dass große Player wie zum Beispiel Newmont Inc. im Moment sehr attraktiv aussehen, weil die Bewertungsniveaus im Vergleich zu früheren Jahren deutlich zurückgekommen sind und der Goldpreis sich zuletzt gut entwickelt hat.

Das stimmt auch nachdem Gold nun seit Mitte der Woche im Zuge nachlassender Ängste vor einer Eskalation im Nahen Osten um rund 50 US-Dollar auf aktuell 1.555 US-Dollar korrigiert hat.

Auch die Aktie von Newmont kam im Zuge dessen in die Nähe des Ausbruchsniveaus zurück:

Mein Fazit: Auf diesem Niveau ergibt sich bei einem Kauf ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis.

Starke Überbewertung bei Blue Lagoon Resources

Ganz im Gegensatz zu einer Aktie namens Blue Lagoon Resources. Den Chart dazu habe ich Dir ja bereits am Mittwoch gezeigt und in diesem Stil ging es in den letzten beiden Tagen weiter:

Was mir an einem solchen Chart nicht gefällt haben bereits einige Zuschauer unter dem YouTube-Video erahnt: Wir sehen hier keine natürliche Kursentwicklung, sondern einen typischen Pump & Dump-Chart. Soll heißen: Meiner Ansicht nach wird die Kursentwicklung hier von Insidern gesteuert.

Ich kann das natürlich nicht beweisen, insofern ist es nur eine Vermutung, die aber durch langjährige Erfahrung untermauert wird.

Es ist komplett unnatürlich, dass eine Aktie seit mittlerweile 19 Handelstagen Tag für Tag steigt und noch dazu meist in etwa in der gleichen prozentualen Größenordnung. Gerade eine Gold-Aktie wie Blue Lagoon hätte - bei einer normalen Entwicklung - spätestens seit Mittwoch zumindest leichte Anzeichen von Schwäche zeigen müssen angesichts des stark rückläufigen Goldpreises - erst recht ein so spekulativer Goldexplorer wie Blue Lagoon.

Möglich ist es bei solchen Kursverläufen auch, dass interessierte Kreise gezielt Aktien hin und her handeln, um den Anschein zu erwecken, dass es hohes Interesse von externen Anlegern gibt. Hintergrund ist, dass hier im Moment eine Promo-Kampagne läuft, in der die Aktie beworben wird.

Ziel ist es bei so etwas natürlich, dass möglichst viele Privatanleger die Aktie kaufen. Und durch so einen Kursverlauf können viele Interessenten angelockt werden, weil sie sich sagen: "Da kann ja nicht viel schief gehen. Ich nehme einfach den Anstieg Tag für Tag mit und verkaufe dann nach ein paar Tagen wieder oder ich platziere eine Stop-Loss-Order."

Die Hintergründe von solchen Kampagnen habe ich euch schon in einem früheren Video erklärt. Das findest Du hier...

Wichtig ist mir dabei folgendes: Solche Werbemaßnahmen sind nicht illegal genauso wenig wie Blue Lagoon Resources selber rechtlich etwas vorzuwerfen wäre.

Das Problem für uns als Privatanleger ist aber: Bei derartigen Promo-Aktien passiert es sehr oft, dass die Aktie dann nach einer Serie von Handelstagen mit Kurszuwächsen innerhalb eines Tages extrem stark fällt. Ich habe das schon x-mal erlebt.

Was dabei passiert ist, dass es zu sehr wenig Kursstellungen kommt, weil auf einmal ein extrem großes Angebot an Stücken vorhanden ist. Der Markt wird quasi mit Aktien geflutet.

Deswegen gibt es oft über Minuten oder gar Stunden keine Ausführungen mehr. Die Aktie wird nach unten getaxt (d.h. Geld- und Briefkurs fallen immer weiter, ohne dass ein Handel zustande kommt).

In einem solchen Fall helfen dann auch Stop-Loss-Orders nicht, weil eine solche Stop-Loss-Order ja zunächst mal Ausführungen am Markt unter oder auf dem Stop-Kurs braucht, damit sie ausgelöst wird. Erst mit dem nächsten Ausführungskurs folgt dann ein Verkauf oder Teilverkauf. Dann steht die Aktie aber häufig schon 30 bis 50 Prozent tiefer oder gar noch mehr. Stop-Loss-Marken verleihen hier also eine trügerische Sicherheit.

Aber ich will mich hier nicht auf eine rein technische Argumentation stützen.

Warum denke ich, dass die Aktie auch
fundamental drastisch überbewertet ist?

Schauen wir uns mal an, was Blue Lagoon an Projekten zu bieten hat. Hier ist eine Übersicht der Projekte und Assets, die Blue Lagoon erworben hat:

Quelle: SEDAR-Filing des Unternehmens

Wir haben das Lac Gainsmoor Gold Project, das aber inzwischen komplett abgeschrieben worden ist und nicht mehr weiterverfolgt wird (siehe "Write-off of exploration and evaluation asset" (25,000), d.h. es wurden die 25.000 kanadische Dollar, die dafür bezahlt worden sind, komplett abgeschrieben).

Damit verbleiben das Golden Wonder Project und Pellaire Gold Property. Insgesamt hat das Unternehmen beide diese Projekte zugekauft und dafür knapp 309.000 CAD bezahlt.

Nach dem 30.06.2019 hat Blue Lagoon noch zusätzlich eine Optionsvereinbarung mit Exgen Resources vereinbart, in deren Rahmen es Blue Lagoon möglich ist, einen 80%-Anteil an deren Golden Lake-Projekt zu erwerben.

Die Bedingungen sind hier die folgenden: Blue Lagoon muss während des ersten Jahres, in dem die Option gültig ist, mindestens 250.000 CAD für die Exploration ausgeben, zusätzlich über einen Zeitraum von zwei Jahren nach Beginn der Optionslaufzeit 100.000 CAD in Cash bezahlen und 100.000 Aktien an Exgen herausgeben und dann wenn es tatsächlich irgendwann einmal zu einer kommerziellen Produktion kommen sollte (was ich für höchst unwahrscheinlich halte) nochmals 50.000 CAD pro Jahr plus je nach Meilensteinerreichung bis zu 650.000 weitere CAD.

Exgen würde dann zusätzlich noch Lizenzzahlungen in Höhe von 2,5% (auf Basis des "net smelter returns" (NSR); NSR ist ein definierter Prozentsatz des Bruttogewinns aus einer Rohstoffmine, abzüglich Transportkosten, Versicherung und Verarbeitungskosten).

Das heißt für die drei aktuellen Projekte, Golden Wonder, Pellaire Gold Property und Golden Lake, hat Blue Lagoon bisher gerade mal 309.000 CAD bezahlt plus weitere 250.000 CAD, die man im kommenden Jahr in das Golden Lake-Projekt investieren muss.

Was ich damit sagen will ist: Der aktuelle Wertansatz für diese Projekte war beim Verkauf sehr, sehr niedrig.

An operativen Forschritten wurde bisher die Fertigstellung eines technischen Reports (nach dem üblichen NI 43-101-Standard) für das Pellaire Projekt gemeldet und die erste Phase der Bohrprogramme beim Pellaire Projekt und beim Golden Wonder Projekt durchgeführt.

Schaut man genauer hin, wird klar, dass es sich bei dem Phase 1-"Bohrprogramm" um die Entnahme von Gesteinsproben gehandelt hat, die aus mehreren Lagerhalden (!) vor Ort stammten, die von Massenproben aus den Jahren 1998 bis 2000 übrig geblieben waren.

Blue Lagoon sagt dabei selber, dass die "gesammelten Proben" speziell "ausgewählte Proben" gewesen seien und "nicht repräsentativ für die auf der Liegenschaft befindliche Mineralisierung". Das heißt im Klartext: Die Aussagekraft dieser Proben ist sehr gering. Von einer echten "Bohrung" kann hier nicht die Rede sein.

Bei Golden Wonder sieht es ähnlich aus. Dabei ging es bei der Phase 1 des Bohrprogramms lediglich um eine magnetische Bodenuntersuchung und Bodenproben. Auch hier steht also die Exploration noch ganz am Anfang.

Wirklich viel kann Blue Lagoon aus meiner Sicht also noch nicht vorweisen.

Schauen wir uns nun die Bewertung an: Es gibt aktuell etwas mehr als 33 Millionen ausstehende Aktien. Der aktuelle Kurs der Aktie liegt bei 2,08 CAD. Das heißt, die Marktkapitalisierung (Börsenbewertung) für Blue Lagoon liegt aktuell bei sage und schreibe 68 Millionen CAD, obwohl man erst seit kurzem im Besitz der drei Projekte bzw. Liegenschaften ist und für diese gerade mal 309.000 CAD + eine Investitionszusicherung in Höhe von 250.000 CAD bezahlt hat.

Der Cashbestand lag Ende August bei gut 192.000 CAD. Über Privatplatzierungen hat man seither weitere 1,1 Millionen CAD eingenommen.

Wie sich daraus eine Marktkapitalisierung von 68 Millionen CAD ableiten lässt, erschließt sich mir nicht. Meiner Ansicht nach ist die Aktie aktuell nur einen Bruchteil dieser Marktkapitalisierung wert.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in folgenden genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Tesla short, Blue Lagoon Resources short. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

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Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 18. Januar

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